Trump vs BMW: Säbelrasseln oder eine ernste Drohung?

Erst General Motors, Ford sowie Toyota und nun BMW: Unverhohlen droht Donald Trump Autobauern, die nicht in den USA produzieren. Doch was bedeutet das für die deutschen Hersteller?
Roland Losch |
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So könnte das BMW-Werk im mexikanischen San Luis Potosí einmal aussehen. Ab 2019 sollen hier 3er Limousinen produziert werden.
BMW/dpa So könnte das BMW-Werk im mexikanischen San Luis Potosí einmal aussehen. Ab 2019 sollen hier 3er Limousinen produziert werden.

Die Drohung könnte deutlicher nicht sein: "Ich liebe Mexiko, ich mag den Präsidenten, ich mag alle Leute – aber ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen", sagte Donald Trump in einem Interview mit "Bild" und der Londoner "Times". Nachdem der designierte US-Präsident schon Toyota, Ford und General Motors ins Visier genommen hatte, ging seine Warnung damit erstmals Richtung Deutschland.

Trump-Interview: Sorgen über US-Kurs in Berlin und Brüssel

Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Wie hart würde die hiesigen Autobauer solch ein Einfuhrzoll treffen? Der US-Automarkt ist der zweitgrößte der Welt. Die deutschen Hersteller verkaufen dort rund 1,3 Millionen Autos und Transporter. Etwa 545 000 Neuwagen werden von Deutschland aus über den Atlantik verschifft, 15 Prozent stammen aus Mexiko, so der Verband der Automobilindustrie (VDA).

Wie viele Fahrzeuge produzieren die Deutschen in den USA? Rund 850 000 Autos haben deutsche Hersteller im vergangenen Jahr in den USA gebaut. Nur 41 Prozent davon werden in den Vereinigten Staaten verkauft, jeweils etwa ein Viertel geht nach Europa und Asien. Die US-Werke und ihre lokalen Zulieferer stehen für 110 000 Jobs. BMW betreibt in Spartanburg (South Carolina) sein weltweit größtes Werk und ist inzwischen der größte Auto-Exporteur der USA.

Was bedeutet Trumps Ansage für die deutschen Konzerne? Niedrige Löhne, die Nähe zu den USA und der Wegfall der Zölle durch das Handelsabkommen Nafta haben die Autoproduktion in Mexiko angekurbelt. Gut 80 Prozent des Exports gehen in die Vereinigten Staaten – im vergangenen Jahr waren das etwa 2,1 Millionen Fahrzeuge.

Das VW-Werk Puebla, wo früher der Käfer und heute der Golf sowie der Jetta produziert werden, ist die größte Autofabrik in Mexiko und das zweitgrößte Werk der Wolfsburger weltweit. Seit Herbst baut auch Audi in Mexiko seinen Geländewagen Q5. Daimler errichtet zusammen mit Renault-Nissan gerade für eine Milliarde Euro ein Kompaktwagenwerk, in dem dieses Jahr das erste Auto vom Band laufen soll. BMW will von 2019 an 3er Limousinen für den Weltmarkt in Mexiko bauen.

Kann Trump das Nafta-Abkommen einfach aufkündigen? Ja, mit sechs Monaten Kündigungsfrist. Danach gelten die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO). Professor Gabriel Felbermayr vom Münchner Ifo-Institut erklärt, wenn Trump unter Bruch der WTO-Regeln 35 Prozent Grenzzoll einführt, könnte Mexiko Vergeltungsmaßnahmen ergreifen – zum Beispiel Strafzölle auf Mais aus den USA. Für die US-Agrarwirtschaft sei Mexiko der größte Exportmarkt für Mais, und sie habe eine starke Lobby in Washington.

Wie hoch sind Zölle heute? Laut VDA verlangen die USA für Autos aus der EU bislang 2,5 Prozent, für sportliche Geländewagen und Vans 25 Prozent. Gleich hoch ist der Einfuhrzoll in China – Autoteile besteuert China sogar mit 100 Prozent.

Kann Trump einfach höhere Zölle verlangen? Ja, laut einer Studie des Peterson Institute for International Economics sogar am US-Kongress vorbei. Wenn Trump bei Mexiko unfaire Handelspraktiken sieht, könnte er die 35 Prozent Strafzoll installieren, sagt Rolf Langhammer vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Einzelne Firmen könne er nicht mit Zöllen belegen, wohl aber bestimmte Produktgruppen, zum Beispiel Kleinwagen aus Mexiko. Trump kritisiert auch China – aber "einen Handelskrieg mit China wird er sich zwei Mal überlegen", sagt Langhammer.

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