Trümmerteil von 9/11 wird Denkmal
Das World Trade Center galt als Wahrzeichen New Yorks. Zehn Jahre nach dem Terrorangriff wird nun ein Eisenträger aus den Twin Towers in Bayern zum Denkmal. Oberviechtach erhält als einziger Ort Deutschlands ein Trümmerteil der Zwillingstürme.
Oberviechtach – Es sieht aus wie ein gewöhnliches Stück Stahl und doch steckt es voller Symbolik. „H-0031a“ ist die offizielle Kennzeichnung des Trägers aus dem World Trade Center (WTC), das bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zerstört wurde. Zehn Jahre später wartet das Trümmerteil in der Oberpfalz auf seine neue Bestimmung – als Denkmal.
Der Stahlträger soll am „9-11 WTC Memorial“ im oberpfälzischen Oberviechtach seinen Platz bekommen. Nach Angaben der Initiatoren erhält die Kleinstadt im Landkreis Schwandorf als einziger Ort in Deutschland ein Stück der zerstörten Zwillingstürme.
Verantwortlich dafür ist Martin Zimmermann. Derzeit hat der 39-Jährige viel zu tun. Seit er aus den USA zurück ist, steht sein Handy nicht mehr still. „Die heiße Phase ist angelaufen.“ Mit dem Zoll musste er noch letzte Formalitäten klären und viele Journalisten-Anfragen beantworten. Man könnte sagen, Zimmermann hat den Träger nach Bayern gebracht: Er hatte die Idee, plante und flog in USA. Aber das wäre zu einfach.
Denn das künftige Mahnmal ist ein Verdienst der German American Firefighters and Friends (Deutsch-amerikanische Feuerwehrleute und Freunde). Martin Zimmermann ist Vorsitzender des Vereins. Eigens für das Projekt fanden sich im Juni dieses Jahres 25 Helfer zur Gründung. Inzwischen sind es 60 – und auf die Männer und Frauen wartet viel Arbeit, denn am 8. Oktober soll das Denkmal mit einer Delegation aus New York eingeweiht werden.
An diesem Sonntag, dem Jahrestag der Terroranschläge, wird der aus der Ruine geborgene Stahlträger zunächst in Vilseck an die Oberviechtacher übergeben. In Vilseck hat die US-Armee ein großes Militärlager auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. „Eine Einweihung an diesem Tag wäre für viele Amerikaner emotional zu belastend“, glaubt Zimmermann. Der Träger soll später an einem zentralen Platz in der 5000-Seelen-Gemeinde Oberviechtach auf einem Oberpfälzer Granitstein platziert werden. Vor dem Stahlteil werden zwei Glasmodelle der WTC-Türme im Maßstab 1:200 aufgestellt.
"Eine Kette von Glücks- und Zufällen"
Wieso aber kommt ein 1,80 Meter langer und 650 Kilogramm schwerer Stahlträger von der Ostküste der USA ausgerechnet ins 6500 Kilometer entfernte Oberviechtach? Zimmermann erklärt dies mit „einer Kette von Glücks- und Zufällen“. Ohne die guten Beziehungen einiger Oberviechtacher nach New York hätte es das Mahnmal wohl nie gegeben. Dann hätte Zimmermann nicht so häufig Freunde in den USA besucht und wäre auch nie auf die Idee gekommen, sich um ein Trümmerteil zu bewerben.
Zwei Jahre sind seitdem vergangen. Im Februar 2011 wurde dem Verein der Träger zugesprochen. Bei seiner Suche nach einem öffentlichen Platz trat Zimmermann an den Stadtrat heran. Der war sofort begeistert. „Es ist etwas ganz besonderes für Oberviechtach und eine wichtige symbolische Verbindung mit den Amerikanern“, sagt der parteilose Bürgermeister Heinz Weigl. Zukünftig wird jeder bei der Ortsdurchfahrt das Mahnmal zwischen den Bäumen am Straßenrand sehen. Es wird ein Platz sein zwischen anderen Erinnerungen, an die Opfer des zweiten Weltkriegs, an die Soldaten bei ihren Auslandseinsätzen.
Gerade weil auch die Bundeswehr, die in Oberviechtach ein Panzergrenadierbataillon stationiert hat, in Afghanistan aktiv ist, hat Zimmermann hier den richtigen Standort ausgemacht. Er sagt: „Es ist ein Mahnmal gegen den Terror.“
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