Trotz Warnung: Tour in den Tod
INNSBRUCK - Ein verhängnisvoller Fehler: Peter K. hatte eine Anfängergruppe im Pitztal geleitet – trotz Lawinengefahr. Ein Familienvater starb durch eine Lawine – Der DAV-Bergführer steht jetzt vor Gericht.
Er hat sich verschätzt: Das wird einem Bergführer des Deutschen Alpenvereins (DAV) zum Verhängnis. Peter K. (52, Name geändert) aus dem Raum Bad Tölz hatte am 2. März 2007 eine siebenköpfige Anfängergruppe im Pitztal in Österreich im „Grundkurs Skibergsteigen“ geleitet – trotz erheblicher Lawinengefahr. Diplom-Ingenieur und Patentanwalt Stefan P. († 46) aus Pullach kam ums Leben, ein Teilnehmer wurde verletzt (AZ berichtete). Ab heute muss sich Peter K. in Innsbruck vor Gericht verantworten – wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen, fahrlässiger Körperverletzung und der Gefährdung der körperlichen Sicherheit.
Schwere Vorwürfe – zu denen Peter K. bis heute beharrlich schweigt. Obwohl das Vernehmungsprotokoll der Tiroler Polizei vom Unglückstag schon Bände spricht. Nicht nur die Skikurs-Teilnehmer, auch andere Zeugen belasten den 52-Jährigen schwer. Dazu kommt noch das Lawinengutachten.
Es bestand „erhebliche Gefahr“
Stufe drei, „erhebliche Gefahr“, bestand am 2. März vor einem Jahr in St. Leonhard im Pitztal. Kursteilnehmer Torsten G. (28) aus München sagte der Polizei: „Am Freitag früh hatten wir Theorieschulung – dabei haben wir den Lawinenlagebericht der vergangenen Tage besprochen, den aktuellen Lagebericht haben wir nicht gesehen, ich weiß auch nicht, welche Gefahrenstufe am Unfalltag herrschte.“
Trotzdem ging es nach der Theorie raus in den Schnee. Die Gruppe sollte unterhalb des Grubenkopfes ein Schneeprofil erstellen. Zwei Teilnehmer des von der DAV-Sektion München organisierten Kurses hörten Setzungsgeräusche und sahen Risse im Schnee. Und es kreisten Hubschrauber über dem Berg: Kurz vorher war auf Piste 10 ein Schneebrett abgegangen. Polizist Georg F. (49), der dazu Ermittlungen leitete, wollte die Gruppe um Peter K. durch Winken und Rufen warnen. Doch sie stieg auf – „ohne Abstand zu halten“, so Zeuge Georg F. „Ich schaute dieser Gruppe hilflos zu.“
Bis um 15.30 Uhr die Lawine abging. Bis auf Torsten G., der verletzt wurde, und Stefan P. konnten sich alle selbst befreien. „Unter Reanimationsbedingungen“ wurde Stefan P. in die Uni-Klinik nach Innsbruck geflogen. Dort starb der Vater von zwei Buben vier Tage später.
Barbara Brießmann