Trotz voller Belegung: Paar verkauft Almhotel in Berchtesgaden nach über 10 Jahren

Zwei Hoteliers aus Hessen sagen nach zehn erfüllten Jahren ihrem Herzensprojekt Lebewohl – und das direkt am Fuße des Watzmanns.
von  Kilian Pfeifer
Vera und Bernhard König: Die beiden haben sich mit dem eigenen Hotel einen Traum erfüllt, der nun zu Ende geht.
Vera und Bernhard König: Die beiden haben sich mit dem eigenen Hotel einen Traum erfüllt, der nun zu Ende geht. © Kilian Pfeiffer

Berchtesgaden - Aufzuhören fällt Vera und Bernhard König sichtlich schwer: Seit mehr als elf Jahren führen die gebürtigen Hessen das Vier-Sterne-Almhotel Grünsteinblick, in den Räumen einer ehemaligen Alm, den Watzmann vor der Nase.

Die Zimmer voll belegt, alles ist kernsaniert – und trotzdem verkaufen sie das kleine, ständig gewachsene Hotel mit zwölf Zimmern. "Es ist Zeit, in den letzten Lebensabschnitt einzutreten", sagt die 60-Jährige. Ein Paar, dem der Abschied schwerfällt.

Seit 11 Jahren Hoteleigentümer: "Wer sich einmal hier niedergelassen hat, will nicht mehr weg"

Berchtesgaden war für die Königs immer so etwas wie ein Lebenstraum. Vor knapp 40 Jahren waren sie das erste Mal im Berchtesgadener Talkessel zu Gast. Sie machten Urlaub in den Bergen. Die Landschaft gefiel. Immer häufiger fuhren sie hierher in den Urlaub.

Die Liebe wuchs und irgendwann war sie so groß, dass jener Entschluss fiel, der sie in ein neues Leben katapultierte: raus aus Hessen, rein ins schöne Bayern. "Wer sich einmal hier niedergelassen hat, will nicht mehr weg", sagt Bernhard König.

Seit elf Jahren ist der 68-Jährige, so wie seine Frau, Hoteleigentümer – und das Dasein in dieser Rolle ist genau das, was sich die beiden über Jahre erträumt hatten. Der Entschluss, diesen Weg zu gehen, fiel schon vor langer Zeit. Er war gut überlegt.

Dass sie hier schließlich ansässig werden und später mal ein kleines Hotel erfolgreich leiten würden, war dennoch mit Zufall und einem Quäntchen Glück verbunden, weil sie eine Immobilie fanden, die ihnen gefiel und bei der sich die beiden vorstellen konnten, diese auf Vordermann zu bringen – 600 Kilometer von der alten Heimat entfernt.

"Aber es war einfach unser großer Traum, den wir nach Jahren, in denen wir immer nur als Gäste in Berchtesgaden waren, verwirklichen wollten", sagt Vera König.

Hotel von Grund auf renoviert: "Alles, was man sieht, ist unsere Handschrift"

Wer das Almhotel besucht, sieht, wie der vollendete Traum aussieht: ein gemütlicher Ort, liebevoll ausgestattet, man legt Wert auf Details. Das Haus bringt zudem Geschichte mit: Aus einer kleinen Alm entstanden, wurde es 1904 erbaut. Im Jahr 1964 wurde der Grünsteinblick erstmals als Pension benannt.

Viel Geld haben die Königs in der vergangenen Dekade in das Haus gesteckt und es zum Vier-Sterne-Hotel ausgebaut. Stark sanierungsbedürftig sei es gewesen, als sie es 2013 kauften, sagen beide. Um den eigenen Traum zu verwirklichen, hatten sie aber alle Optionen – und nutzten sie.

"Alles, was man sieht, ist unsere Handschrift", sagt Bernhard König, der das Dasein als Hotelier bis zum heutigen Tag noch genießt.

Rückzugsort am Fuße von Grünstein und Watzmann: das Almhotel Grünsteinblick.
Rückzugsort am Fuße von Grünstein und Watzmann: das Almhotel Grünsteinblick. © Kilian Pfeiffer

Entscheidung ist schwergefallen: "Wir haben das immer gelebt und geliebt"

Mit 24 Betten bleibt die Übersichtlichkeit in seinem Haus gewahrt. Viele Stammgäste verkehren hier. Vier feste Mitarbeiter bilden das langjährige Team, für das die Chefin nur positive Worte findet und auf das sie jede Menge hält: "Ohne sie geht es einfach nicht."

Umso schwerer fiel die endgültige Entscheidung, die die Königs im vergangenen April trafen: "Wir hören auf", sagt Bernhard König. "Das war ein wohlüberlegter, aber dennoch ein sehr emotionaler Entschluss für uns", sagt er. "Wir haben ein gewisses Alter", sagt Vera König. Sie ist stolz drauf, was sich das Ehepaar hier im Laufe der Jahre geschaffen hat.

Sie haben das Haus von Grund auf saniert: viel Holz, viel Detailverliebtheit, ein kleiner Wellnessbereich im Freien mit Außensauna und alpiner Gemütlichkeit. Die Rezensionen stimmen das Paar zufrieden. Einfach weiterzumachen, wäre zwar ein Entschluss gewesen – womöglich würde dieser andere Träume dann aber ausschließen.

Denn das Hotel hat all die Jahre über auch Verzicht bedeutet. Verzicht auf die Familie etwa, die hunderte Kilometer entfernt wohnt. "Wenn es gut kommt, sehen wir uns einmal im Jahr", sagt Vera König. Hotelier zu sein, bedeutet jede Menge Arbeit, "wir haben das immer gelebt und geliebt".

Der Sohn lebt mit Familie in der alten Heimat, auch Vera Königs Mutter wohnt dort. "Wir wollen in unserem letzten Lebensdrittel noch viel Zeit mit unserer Familie verbringen – solange wir das können", sagt sie. "Endlich mal genießen dürfen."

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