Trotz Todesfällen! 500 Extremsportler rennen wieder auf die Zugspitze

EHRWALD - Lebensgefährlicher Leichtsinn oder professioneller Extremsport? Trotz des tödlichen Dramas vor einem Jahr wollen am kommenden Sonntag wieder mehr als 500 Extremsportler am spektakulären Zugspitzlauf teilnehmen – bei abermals schlechter Wetterprognose.
Der Lauf auf Deutschlands höchsten Gipfel gilt als eine der anspruchsvollsten Veranstaltungen dieser Art. Bei schlechtem Wetter waren am 13. Juli 2008 viele der rund 600 Läufer in kurzen Hosen und mit T-Shirt gestartet. Zwei Männer im Alter von 41 und 45 Jahren brachen zusammen und starben. Dutzende Läufer mussten von Helfern gerettet werden und mussten mit schweren Unterkühlungen in Krankenhäuser eingeliefert werden.
Der Veranstalter spricht von "grandioser Naturlandschaft"
Der Zugspitz-Extremberglauf stellt nicht nur höchste konditionelle Anforderungen an das internationale Teilnehmerfeld, sondern ist auch einer der landschaftlich reizvollsten. Der Veranstalter spricht von „grandioser Naturlandschaft“. Die Route führt vom Tiroler Ort Ehrwald über das Gatterl, Knorrhütte und Sonn Alpin entlang der deutsch- österreichischen Grenze bis zum Zugspitzgipfel in 2962 Metern Höhe. Auf einer Gesamtstrecke von 17,9 Kilometern überwinden die Extremsportler 2235 Höhenmeter.
Bis zum Ziel sind es 16,6 Kilometer und 1836 Höhenmeter
Schon geübte Bergwanderer brauchen an die sieben Stunden bis zum Gipfel. Der Rekord beim Extremberglauf liegt nach Veranstalterangaben bei 2 Stunden und 3 Minuten – gelaufen 2005 vom Engländer Martin Cox. Für die Teilnehmer der zweiten Disziplin, Extrem Nordic Walking, ist das Gletscherrestaurant Sonn Alpin auf dem Zugspitzplatt nach 16,6 Kilometern und 1836 zurückgelegten Höhenmetern das Ziel.
Die Wetterprognose ist auch für dieses Jahr extrem schlecht
Nach einem warmen Freitag soll es in der Nacht zum Samstag bei Gewitter und Regen deutlich abkühlen. Für das Wochenende erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf der Zugspitze bis zu minus 4 Grad. Die Schneefallgrenze liegt dann bei 2000 bis 2300 Metern, die Null-Grad- Grenze pendelt zwischen 2500 und 2800 Metern. „Oberhalb 2300 Metern ist mit schauerartigem Schneefall zu rechnen“, warnt der Leiter des DWD in München, Volker Wünsche. Hinzukomme ein bis zu 80 Stundenkilometer über die Zugspitze fegender eisiger Wind. „Das ohnehin schlechte Wetter wird durch den starken Wind noch verstärkt.“ Die gefühlte Temperatur werde somit minus acht Grad betragen.
Veranstalter will keine Verantwortung übernehmen
Zum Thema Wetter heißt es in der Ausschreibung des Veranstalters lediglich: „Entsprechend dem aktuellen Wetterbericht und der persönlichen Bedürfnisse ist jeder Teilnehmer für ausreichende Bekleidung für die ganze Strecke selbst verantwortlich. Die Luft- Temperaturen können sehr großen Schwankungen ausgesetzt sein.“ Und zum Drama im Vorjahr ist vermerkt: „Nach langer Überlegung, dem vielfachen Wunsch von Teilnehmern und Sponsoren sowie aus der eigenen Überzeugung des getgoing Teams haben wir beschlossen, den Lauf weiter zu veranstalten. Die tragischen Vorkommnisse beim Lauf 2008 sollen dabei allen Bergsportlern, die in Zukunft teilnehmen wollen, eine massive Warnung sein.“ Doch unmissverständlich steht dort schwarz auf weiß: „Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer startet auf eigene Verantwortung und Gefahr.“
Prozess wegen fahrlässiger Tötung
Der Veranstalter des Laufes muss sich indessen möglicherweise noch in diesem Jahr wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht in Garmisch-Partenkirchen verantworten. Weil er Einspruch gegen einen Strafbefehl über 13 500 Euro einlegte, wird es eine Hauptverhandlung geben. Trotz schlechter Wettervorhersage waren am 13. Juli 2008 viele der rund 600 Läufer nur leicht bekleidet zu dem Lauf aufgebrochen. Ein 41-Jähriger aus Witten in Nordrhein-Westfalen und ein 45 Jahre alter Sportler aus Ellwangen in Baden-Württemberg brachen im Schnee rund 150 bis 250 Höhenmeter unter dem Gipfel zusammen. Sie starben trotz Wiederbelebungsversuchen. Die ermittelnde Münchner Staatsanwaltschaft hatte damals bereits unter Berufung auf die Wetterdienste argumentiert, es habe sich nicht um einen unvorhersehbaren Wettersturz gehandelt.