Trommeln, singen, Hakenkreuze malen: Schamane "heilt" KZ

Ein selbsternannter "Schamane" sorgt bei Nürnberg derzeit für Gesprächsstoff: Mit einem Sand-Ritual will er das Konzentrationslager Hersbruck vom Bösen geheilt haben.
von  cel
Schamane Danny Gross bei seinem "Heilungsritual" auf dem Reichsparteitaggelände in Nürnberg.
Schamane Danny Gross bei seinem "Heilungsritual" auf dem Reichsparteitaggelände in Nürnberg. © dpa

Hersbruck – Danny Gross fühlt sich offenbar schon sein ganzes Leben lang mit höheren Mächten verbunden. So sagt er über sich, dass er in der Pubertät eine Vision gehabt habe, "bei der ich mit einem Adler verschmolzen bin und wir gemeinsam zur Sonne flogen, wo mir erklärt wurde das es für mich darum geht die Energie der Sonne / des Feuers auf die Erde zu bringen." Mit 26 brachte ihm dann "ein 'Gottes-Erlebnis' die absolute Klarheit, was ich hier auf Erden möchte. Danach brach ich mein bisheriges Leben ab, baute mir einen alten Bienenwagen als Wohnwagen um, damit ich die Möglichkeit hatte, unabhängig von allen materiellen Dingen, teilweise ohne Strom, Wasser und Geld in der Natur leben zu können. Es begann meine 'Lehrzeit' mit Mutter Erde."

Als Ergebnis dieser Lehrzeit sieht er sich nun in der Lage, mit "Sand-Mandalas" Gebiete zu reinigen und vom Bösen zu befreien. Dafür erhielt er eine "schamanische Einweihung, in der mir gezeigt wurde, mit meinen 'Werkzeugen' (Sand-Mandala, Trommel und Weizen) umzugehen. Ich sah und durchlebte sämtliche Inkarnationen meines Erden-Daseins, bis hin zu meinen Ursprüngen im Turkvolk als Feuerwesen."

Eben diese Methoden setzte Gross unter anderem Ende August im Konzentrationslager Hersbruck ein, einem Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Er schreibt auf seiner Facebook-Seite, es habe ein "Schamanisches Heilungsritual" stattgefunden, das daraus bestand, dass er und einige seiner Anhänger gemeinsam ein großes Mandala aus Sand ausgestreut hätten, "um darin zu trommeln und zu singen". Am Ende der Aktion sei das ehemalige KZ-Areal vom Bösen befreit gewesen.

"Größenwahnsinnig und völlig unangemessen"

Zunächst fand das "Heilungsritual" eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, doch seit ein Video von der Aktion durchs Internet geht, formiert sich Protest: "Diese Aktion ist größenwahnsinnig und völlig unangemessen", sagt Ulrich Fritz von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten gegenüber infranken.de "Wer ist Herr Gross, dass er sich herausnimmt, mit einem Sand-Bild etwas 'heilen' zu können?" Auch der Bürgermeister von Hersbruck, Robert Ilg, reagierte empört: "Wir distanzieren uns absolut davon", sagte er gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Schamane Gross lässt sich dadurch nicht beirren. Nachdem er bereits 2014 ein entsprechendes Ritual auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg durchgeführt hatte und nun vor dem KZ-Außenlager aktiv war, will er auch künftig alte NS-Stätten vom Bösen heilen.

 
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