Trickfilm und Agentenrally: Büchereien werden moderner
Nürnberg (dpa/lby) - Ob mit Trickfilmclubs, Technotheken oder Agentenrallys - die Gemeinde- und Stadtbüchereien wollen nach Verbandsangaben künftig mit digitalen Angeboten vor allem bei Kindern und Jugendlichen stärker punkten. Dabei sei es aber notwendig, auch in den Köpfen von Erwachsenen das überkommene Image der "Leihbücherei" zu verändern, sagte die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Bibliotheksverbandes, Barbara Schleihage, der Deutschen Presseagentur. Der Wandel von der Büchersammlung zum multimedialen Info- und Lernzentrum sei bei vielen Menschen noch nicht angekommen.
Was Bibliotheken zu bieten hätten, lasse sich Kindern und Jugendlichen am besten spielerisch vermitteln. Das gehe aber in einer Welt, in der schon die Jüngsten mit Smartphone in Berührung kämen, kaum noch ohne digitale Hilfsmittel, erläutert Schleihage im Vorfeld einer Nürnberger Tagung. So böten inzwischen etliche Gemeinde- oder Stadtbibliotheken digitale "Agentenjagden" oder Bücherei-Rallys an; dabei begäben sich Kinder mit Tablets und mittels QR-Codes in der Bibliothek auf Spurensuche und lernten so das gesamte Haus kennen. Beispiele aus Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen sollen auf der Nürnberger Tagung im Rahmen der Kampagne "Netzwerk Bibliothek" vorgestellt werden.
Auf dem Weg vom alten Büchertempel zum Treffpunkt und Lernzentrum bieten nach der Erfahrung der Verbandschefin inzwischen auch immer mehr Stadtbibliotheken sogenannte Technotheken an. In speziell dafür eingerichteten Bereichen könnten sich junge Bibliotheken-Besucher auf spielerische Weise mit moderner Technik vertraut machen, etwa mit Kolbenmotoren oder moderner Schalttechnik. Auch erfahre die gute alte Vorlesestunde in einigen Stadtbüchereien eine digitale Fortsetzung: Die gerade erlebte Geschichte werde mit einem von den Kindern produzierten Trickfilm weitererzählt. Mit einer speziellen App sei das möglich.
Offen sein für Neues, "aber kritisch genug sein, nicht jeden Quatsch mitzumachen", muss nach Schleihages Überzeugung künftig die Devise der öffentlichen Bibliotheken sein. Wie gut sich diese auf die Herausforderungen der Zukunft einstellen könnten, hänge allerdings auch von der Unterstützung durch die jeweilige Gemeinde ab. "Es gibt immer noch Büchereien, die nicht einmal Internet haben", sagt sie. Auch bestehe bei kommunaler Bibliotheken-Förderung in Deutschland ein starkes Nord-Süd-Gefälle.
Die Befürchtung, Internet und die sozialen Netzwerke, könnten zu einem sinkenden Interesse an öffentlichen Bibliotheken führen, hat sich nach Angaben der Verbandschefin hingegen bisher nicht bestätigt. "Der Anteil der Bundesbürger, der regelmäßig eine öffentliche Bibliothek nutzt, liegt seit Jahren bei 28 Prozent." Dies sei, so räumt Schleihage ein, mit attraktiveren Angeboten sicher noch steigerbar. So liegt etwa in Finnland der Anteil bei mehr als 70 Prozent. Wichtig sei, schon Kinder früh mit Büchereien vertraut zu machen. Aber genau das sei in Deutschland das Problem: "Viele Eltern kommen nicht mehr auf die Idee, mit ihren Kindern in die Bibliothek zu gehen", klagt Schleihage.
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