Traurig-süßer Popmetal

WÜRZBURG - „Unheilig“ in Würzburg: Die Radikal-Romantiker servierten einen brillanten Appetithappen fürs Herbstkonzert in Fürth
Was für ein Entree: Hildegard Knef lässt vom Band rote Rosen regnen, Hans Albers läutet auf der Reeperbahn nachts um halb eins den Abend ein, und dann ist „der Graf“ da: Spektakulär mit großem Luftsprung erscheint der „Unheilig“-Frontmann, Texter und Produzent in Personalunion auf der Bühne in der ausverkauften Würzburger Posthalle – der Auftakt zum beinahe perfekten Konzert.
Gut gelaunter Zeremonienmeister
In einem knapp 80-minütigen Seelenstriptease streichelt, pusht, belebt „Der Graf“ die Seele, stets clever ausbalanciert zwischen wuchtigem Metal-Getöse, Elektro-Pop und melancholisch-süßen Balladen. Besonders einprägsam wird die Mischung durch seine markant-tiefe Stimme, die mit ausgeklügelten Texten die Rammstein-Wahlverwandschaft zwar nahelegt, aber nicht bestätigt. Denn „der Graf“ verzichtet nicht nur auf düster-dreiste Provokation, er entpuppt sich obendrein als souveräner Zeremonienmeister in einer Welt der Gefühle, Sehnsüchte und vor allem der erstaunlich guten Laune. Eine präzise Videoshow dient dabei als meeresverliebter Wegweiser durch den Abend.
Ein kleiner Fehler zum Finale
Schade nur, dass diese Stilsicherheit zum Finale verloren geht: Da zertrümmern Schlagzeug und Keyboard mit überlauter Heftigkeit die einfühlsam-nachdenklichen Textzeilen von „Geboren, um zu leben“. Aber es gibt ja eine ideale Gelegenheit zur Korrektur: Die „Unheilig“-Rückkehr nach Franken am 26.November in Fürths Stadthalle! mick