Traumhafter Chiemgau: Touren für jeden Wander-Typen

Rund um den Chiemsee gibt es Touren für jeden Geschmack. Egal ob es hoch hinaus oder entspannt über Wiesen gehen soll, hier finden Sie den Ausflug, der zu Ihnen passt.
von  Sophie Anfang
Die Südseite der Hörndlwand: eine wirklich beeindruckende Kulisse zum Bergsteigen.
Die Südseite der Hörndlwand: eine wirklich beeindruckende Kulisse zum Bergsteigen. © Britta Mentzel

Chiemgau - Er glitzert so wunderschön in der Sonne: Der Chiemsee ist nicht nur wegen des Schlosses und der pittoresken Fraueninsel eine Schau, sondern die Gegend rund herum ist ein wahres Wanderparadies.

Kein Wunder also, dass Britta Mentzel ihren neuen Wanderführer "Wander dich glücklich" (Bruckmann, 17 Euro) genannt hat. Das Motto passt einfach perfekt in die Gegend. Im Folgenden stellen wir Ihnen drei Touren aus dem Buch vor – und geben weitere Tipps.

© Bruckmann

Leicht: Kendlmühlfilzen – Für Flanierer

Wunderbare Weite und ein wunderbarer Blick!
Wunderbare Weite und ein wunderbarer Blick! © Britta Mentzel
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Steinbrückenweg
  • Dauer: 3 Stunden
  • Strecke: 12,5 km
  • Höhenmeter: 30
© Bruckmann/Heidi Schmalfuß

Die Runde durchs Moor erweist sich in weiten Teilen als eine Runde ums Moor, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch tut, sondern dem strengen Schutz der empfindlichen Gebiete geschuldet ist. Die ersten Kilometer vom Parkplatz Steinbrückenweg führen über die alten Schienen, die halb zugedeckt von Blättern und umgluckert von Moorwasser nur an manchen Stellen ihre massive Konstruktion zeigen, mitten durch das Kerngebiet der Filze. Je nach Jahreszeit machen am Wegesrand die Pflanzen auf sich aufmerksam, die auf dem sauren Moorboden gedeihen können.

Es versteht sich von selbst, im Moor auf dem Pfad zu bleiben, der erst geradeaus führt, dann eine scharfe Rechtskurve macht und später nach links am gesperrten, weil baufälligen Aussichtsturm vorbeigeht. Auf der rechten Seite liegen zwei Seen mit dicken Inselchen aus Grasbüscheln. Birken säumen den Weg, an manchen Stellen haben sich kleine Waldinseln gebildet. Übers freie Moor bietet sich ein schöner Blick auf Hochgern und Hochfelln. Kurz nach einer Brücke macht der Ewigkeitsweg eine scharfe Biegung nach rechts.

Bei nächster Gelegenheit zweigt links ein Pfad Richtung Westerbuchberg ab, der mit Hackschnitzeln weich bestreut durch den lichten Wald führt. Ein Wunder an Licht- und Schattenspiel. Mit jeder Biegung ändert sich das Bild bei dieser Moorrunde, und eine gewisse Vorhersehbarkeit hat nur der etwa 3,5 Kilometer lange Abschnitt, der sich links in Richtung Torfbahnhof zieht. Dafür rückt links die Kampenwand ins Blickfeld und gibt mit jedem Schritt ein weiteres Stück ihres kantigen Konterfeis preis. Der Weg mündet dort in den Wald und zweigt bald links ab. Farne und Blaubeerbüsche flankieren nun den Waldpfad. Hier fand man die Reste eines gut erhaltenen Bohlenwegs aus keltischer Zeit, untersuchte einige Balken und versenkte alles wieder im Moor, konserviert für die nächsten 2.600 Jahre.

Am Abzweig zu den Kneippbädern geht es links am Waldrand entlang, dann rechts auf eine Wiese. Von jetzt an weist der Hochgern die Richtung, bis es rechts zum Moorerlebnisweg geht. Vorbei am Spielplatz bietet sich ein Abstecher zum Museum Salz und Moor an, oder man biegt rechts in den Wald und gelangt nach 1,5 Kilometern zum Ausgangspunkt.


Mittel: Klausenbachklamm – Für Erfrischungssucher

Der Weg durch die Klamm hat das Prädikat "Premiumwanderweg" nicht umsonst!
Der Weg durch die Klamm hat das Prädikat "Premiumwanderweg" nicht umsonst! © Christoph Mentzel
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Am Festsaal, Reit im Winkl
  • Dauer: 2.45 Stunden
  • Strecke: 9,2 km
  • Höhenmeter: 240
© Bruckmann/Heidi Schmalfuß

Der mit drei Stunden Gehzeit ausgeschilderte Weg beginnt am großen Festsaal. Zunächst führt er am Sportplatz vorbei, an einer T-Kreuzung den rechten Abzweig nehmen. Nach wenigen hundert Metern steigt der sauber gekieste Pfad hügelan und mündet in den sogenannten Märchenwald, der Hexen-, Räuber- und Königfiguren an starken Bäumen zeigt. Aus Kinderperspektive müssen sie wirklich beeindruckend aussehen!

Nach einigen Schleifen durch den Wald lichtet sich das märchenhafte Grün. Der Weg zieht sich durch die Loferauen und überquert den Fluss – streckenweise verlaufen Hin- und Rückweg hier parallel, bei Abzweigungen gibt der Zusatz "Zum Festsaal" Aufschluss darüber, welche Richtung des Klausenbachrundwegs man einschlagen muss.

Hinter dem breiten Kiesbett der Lofer führt der Weg erst leicht bergan zum Hochmoor Mühlau, dann nach einer flacheren Passage eine längere Strecke bergauf. Hier stellt sich bereits ein Schluchtgefühl ein, so hoch umschließt der Wald den Weg, vermooste Stämme liegen quer am Hang. Mal plätschert ein Bächlein links der Wanderer, mal rechts, man ist nicht ganz sicher, ob dies schon der Klausenbach sein kann. Ein Gatterl markiert schließlich einen neuen Wegabschnitt. Über die Demel-Hauseralm (891 m) mit grasenden Ochsen zieht sich ein Wiesenpfad bergan. Auf der Höhe stehen zwei Almhütten, ein Brunnen plätschert. Zunächst gekiest, dann betoniert, geht es recht steil hinunter zur Klausenbergalm, wo der Weg nach links abzweigt.

Jetzt aber: der Klausenbach. Er windet sich über die malerische Klausenbergalm am gleichnamigen Haus vorbei. Der Wald rückt wieder näher an den Weg, und nach der Abzweigung zur Zwerchenbergalm geht es leicht links hinunter. Nach wenigen Minuten und einer mit dem Datum 1921 versehenen Schleuse führt links ein Steig in die Klamm hinab. Nach Regen sind Steine, Holzstufen und Wurzeln rutschig. Der Weg, kaum zehn Meter voraus erkennbar, folgt direkt dem Bachlauf, der sich unter einer überhängenden Felswand in einen kleinen Wasserfall ergießt und munter abwärts springt. Hier und da stehen Bänke.

An zwei Stellen überqueren Holzbrücken Fels und Bach, das Dach des Landhauses Heuchen kündigt das Ende der Schlucht an. Nach einem kurzen Anstieg am Gegenhang und wenigen Schritten hangabwärts liegt die Klamm dann schon hinter einem. Rechts am Seerosenweiher führt der Weg in den Ortsteil Alt-Blindach, dahinter erst links und dann zur Lofer halten. Nach dem Krautloidersteg geht es rechts hoch, dann hinter ein paar Häusern des Ortsteils Goißenbach erneut rechts; durch die Wiesen vorbei am Honighaus Richtung Ortsmitte, schließlich die Untersbergstraße entlang und links über die Sportplätze zum Festsaal.


Schwer: Hörndlwand – Für Bergfexe

Die Südseite der Hörndlwand: eine wirklich beeindruckende Kulisse zum Bergsteigen.
Die Südseite der Hörndlwand: eine wirklich beeindruckende Kulisse zum Bergsteigen. © Britta Mentzel
  • Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Seehaus
  • Dauer: 4.30 Stunden
  • Strecke: 10 km
  • Höhenmeter: 950
© Bruckmann/Heidi Schmalfuß

Starten Sie früh, sonst sind alle Parkplätze weg! Quasi zum Warmwerden geht es vom Parkplatz aus in einer weiten Schleife auf einem Fahrweg zur ersten Gabelung. Hier ist der Aufstieg zur Hörndlwand mit dreieinhalb Stunden angegeben – eine Berechnung, die viele Fotopausen und ein Picknick großzügig einkalkuliert. Bis zur Brander Alm wird eine Stunde Gehzeit veranschlagt. Der Pfad führt in den Wald hinein und steigt angenehm höher, an einer Stelle überwindet eine Holzbrücke einen Wasserfall.

Nach einer Weile scheint es, als wolle auch ein kleiner Bach den Weg Nr. 46 nutzen – er plätschert um die Bergschuhe, sorgt aber weder beim Hoch- noch beim Runtergehen für gefährliche Glätte. Kurz oberhalb der Brander Alm geht es über mehrere Brücken eine kleine Böschung hinauf, dann übernimmt ein Fahrweg. Die Landschaft weitet sich, endlich wärmt die Sonne, und es gibt erste schöne Ausblicke Richtung Rauschberg und zum schroffen Gipfel. Der Ausdruck "Klein-Kanada", den dieser Teil des Chiemgaus trägt, trifft es wirklich.

Die Brander Alm macht Lust auf eine Einkehr, öffnet aber erst um 10.30 Uhr. Also wendet man sich an einer Hütte mit Brunnen nach links und steigt zwischen Wiese, Wald und Bach einen steinigen Pfad bergan. Der weitet sich kurz und verläuft dann nach einem Drehkreuz links unter Buchen, Eichen und Ahornbäumen entlang. Wieder mündet der Pfad in den Wald und erreicht nach einer guten halben Stunde einen Schilderbaum. Links zweigt der rot markierte Weg über das Ostertal ab, rechts die schwarze Variante, die alpine Erfahrung verlangt und sich bei Nässe und mit Kindern wirklich nicht empfiehlt. Wer es sich zutraut, trittsicher ist und lieber einen Rundkurs nimmt, ist aber mit dem rechten Abzweig und dem Jägersteig gut beraten.

Zunächst geht es weiter im Wald bergan mit einigen reichlich matschigen Passagen kurz unterhalb einer privaten Hütte auf der Hörndlalm. Die Ostwand der Hörndlwand ragt steil auf – ein wirklich dramatischer Anblick auf das neben der Kampenwand wichtigste Kletterrevier der Chiemgauer Alpen. An der Hütte beginnt der Jägersteig. Er führt zunächst in den lichter werdenden Wald und dann durch offeneres, felsiges Gelände: Ab jetzt muss man kraxeln und vor allem aufmerksam der Wegführung folgen. Nach einer guten halben Stunde ist der Kamm erreicht, nun geht es links durch eine Latschenkieferngasse zum Gipfel mit seinem fantastischen 360-Grad-Blick: Im Südosten liegen Ellmauer Halt, Kesselschneid, Sonnwendjoch und Geigelstein.

Durch die Latschen führt vom Gipfel aus zunächst der gleiche Weg zum Kamm, dann biegt er nach links. Die Serpentinen durch den Kessel des Ostertals fordern den Wanderer nicht besonders – so bleibt genug Muße, die Aussicht zu genießen. Nach einer Weile taucht der Weg in den Wald ab und erreicht nach etwa 30 Minuten den Schilderbaum. Von hier aus geht es auf dem bekannten Weg zurück. Ohne Zwischenstopp ist der Parkplatz Seehaus nach etwa zwei Stunden erreicht.


Noch mehr Wandertipps: Wo die Region besonders schön ist

Der Taubensee liegt idyllisch zwischen Bergen und Wald.
Der Taubensee liegt idyllisch zwischen Bergen und Wald. © Sophie Anfang
  • Wer gerne Schifferl fährt, kann das mit einer kleinen Wanderung verbinden. Knappe zehn Kilometer lang ist der Rundweg, der den Wanderer einmal rund um Herrenchiemsee führt. Eine einfache Tour, die in 3,5 Stunden machbar ist. Die Schiffe zur Herreninsel fahren alle halben Stunde (jeweils zur vollen und zur halben Stunde). Hin und zurück kostet das Ticket 9 Euro, ermäßigt 4,50 Euro (für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren). Wer zusätzlich eine Inseltour machen will, zahlt 10,40 Euro (erm. 5,20 Euro), für die große Inseltour (Achtung ab Prien nur um 9/12/15/17 Uhr) werden 14,20 Euro (7,10 Euro) fällig.

 

  • Der Taubensee und das nur wenige Meter entfernte Taubensteinhaus ist das Ziel einer abwechslungsreichen Wanderung vom Parkplatz Streichen aus (in der Nähe von Schleching). Wer über den Kroatensteig aufsteigt, erlebt eine unberührte Natur und Vogelgezwitscher. Vier Stunden sollte man einplanen.

 

  • Ab Reit im Winkl kann man bei einer fünfstündigen Wanderung gleich mehrere Almen und einen See erkunden. Es werden 500 Höhenmeter überwunden, aber der Weg ist nicht schwierig. Los geht es direkt an der Touristeninfo und von da aus über den Wanderweg Nummer 7 bis zum Weitsee. Der Rückweg erfolgt über den Weg Nummer 8. Am See gibt es auch Badestellen!

 

  • Der Adersberger Höhenrundweg startet am gleichnamigen Gasthaus bei Grassau und ist eine einfache, gut eine Stunde lange Tour, die man auch mit Kindern gehen kann. Die Aussicht auf den Chiemsee ist ein Traum!

 

  • Auf die Hochplatte (1587 m) gibt es gleich mehrere Routen. Vom Parkplatz Dalsenalm in Mühlau geht es in fünf Stunden über den Ramsensteig auf den Aussichtsberg. Es müssen fast 1.200 Höhenmeter überwunden werden. Die Tour geht also durchaus etwas auf die Pumpe! Die Wege sind teilweise schmal.
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