Transalpine Run-Sieger Markus Mingo: Er ist der Kini der Alpen

Reporter Matthias Lommer trifft sich auf eine Laufrunde mit dem Sieger des Transalpine Runs Markus Mingo. Der trainiert gerne im Bayerwald – und sieht sich eher als Bergsportler.
Matthias Lommer |
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Markus Mingo (3.v.r.) mit seinem Laufpartner Hannes Namberger bei der Siegerehrung des Transalpine Runs.
Felgenhauer/xc-run.de Markus Mingo (3.v.r.) mit seinem Laufpartner Hannes Namberger bei der Siegerehrung des Transalpine Runs.

Der Doppelknoten an den Schuhen ist festgezurrt, der Autoschlüssel verstaut, die Laufuhr steht auf Null. So stehe ich am Wanderparkplatz Reitenberg in der Spätsommersonne, warte auf meinen Laufpartner – und bin ein bisschen nervös. Gleich wird mir Markus Mingo seinen Kaitersberg zeigen, den Berg, auf dem er schon zahllose Stunden unterwegs war.

Mit Mingo laufen zu gehen, ist ein bisschen so, als würde man sich mit Joshua Kimmich am Bolzplatz verabreden. Der Bad Kötztinger ist einer der besten Trailrunner Deutschlands und gerade Sieger des Transalpine Runs geworden.

"Dann lauf ma los", sagt Mingo ein paar Minuten später. Leichten Schrittes schlägt er den Weg in Richtung Kreuzfelsen ein und erzählt dabei, dass er eigentlich über das Radfahren zum Laufen gekommen ist. Der erste Wettkampf, zu dem er sich anmeldete, war gleich ein ausgewachsener Berglauf: der Zugspitz-Ultratrail. "Ich bin gleich von null auf 70 Kilometer gestartet."

Markus Mingo läuft aus Liebe zur Natur

Danach blieb er einfach nie wieder stehen. Es war aber nicht die Jagd nach Rekorden, Bestleistungen oder Superlativen, die ihn antrieb. Im Grunde genommen war es einfach die Liebe zur Natur. Das ist auch der Grund, warum der 37-Jährige seine Kilometer nicht auf der Tartanbahn oder auf der Teerstraße sammelt. "Ich sehe mich eigentlich nicht als Läufer, sondern als Bergsportler", sagt er. Der Lauf über Wurzeln und Steine zum Gipfel ist ihm wichtiger als die Frage, wie viel Kilometer er an diesem Tag heruntergespult hat. Er ist für ihn fast schon eine Art der Meditation.

Beim Transalpine Run 2018 war Dabeisein trotzdem nicht alles. "Da wollten wir schon aufs Treppchen", sagt Mingo. Schließlich habe er sich in den vergangenen Jahren Lauf für Lauf einen Platz in der deutschen Trailrunning-Elite erarbeitet und war schon Teil der deutschen Nationalmannschaft.

Beim Transalpine hat er bereits dreimal bis ins Ziel geschafft. In diesem Jahr ging er im Team mit Hannes Namberger an den Start. "Wir kannten uns von anderen Rennen und wussten, dass wir die gleichen Stärken haben", sagt der Bad Kötztinger. Das Ziel: Einmal im schwarzen Trikot des Führenden auf die Strecke gehen.

Transalpine Run: 257 Kilometer, im Laufschritt von Garmisch nach Brixen

Im Laufschritt von Garmisch-Patenkirchen nach Brixen: Das ist in Kurzform die Aufgabe, der sich die 600 Teilnehmer des Transalpine-Runs in diesem Jahr zu stellen hatten. In sieben Etappen legten die Läufer 257,6 Kilometer zurück und überwanden dabei mehr als 16 000 Höhenmeter.

Die erste Etappe führte von Garmisch nach Nassereith. Mit 43,6 Kilometern und 2.471 Höhenmetern keine kurze Etappe. Mingo und Namberger kamen nach vier Stunden und 24 Minuten ins Ziel – mit einer Sekunde Vorsprung vor ihren Verfolgern. "Wir hatten das schwarze Trikot", sagt Mingo und freut sich noch heute. Das erste Ziel war erreicht.

Markus Mingo (3.v.r.) mit seinem Laufpartner Hannes Namberger bei der Siegerehrung des Transalpine Runs.
Markus Mingo (3.v.r.) mit seinem Laufpartner Hannes Namberger bei der Siegerehrung des Transalpine Runs. © Felgenhauer/xc-run.de

Die letzten Nachzügler kamen nach etwa zehn Stunden an. "Das sind die eigentlichen Helden", sagt Mingo voller Respekt. Wir sind mittlerweile an der Kötztinger Hütte angekommen. Etwa 300 Höhenmeter haben wir – meist im Laufschritt, kurz auch gemächlicher – zurückgelegt. Der Ausblick von der Terrasse der Gaststätte ist der Lohn. Allen Läufen in den Alpen, in Spanien oder sonst wo zum Trotz: Am Kaitersberg läuft Mingo nach wie vor gern. "Vor fünf Jahren warst du ein Exot, wenn du den Osser hochgerannt bist. Inzwischen triffst du immer mehr Läufer am Berg", erzählt er. Das freut ihn.

Mingo ist kein Laufprofi, sondern Realschullehrer. Das Training – acht bis zwölf Stunden pro Woche, in der Wettkampfvorbereitung auch mal 15 – muss er in seinen Alltag als Lehrer und Familienvater integrieren. Das heißt: Mingo geht schon mal gegen 6 Uhr auf die Piste.

Und was sagt seine Frau zu diesem Hobby?

"Meine Frau ist selbst gelaufen. Veronika versteht das", sagt er. Grinsend fügt er hinzu: "Die weiß ja auch, dass ich lästig werde, wenn ich zwei oder drei Tage nicht zum Laufen komme."

Mingo läuft, weil er gerne läuft. So einfach ist das. Und wenn man ihm – wechselweise seine sehnigen Unterschenkel und die schöne Aussicht vom Kaitersberg im Blick – hinterherrennt, dann stellt sich eine Frage irgendwann nicht mehr: Warum macht er das?

Wir biegen wieder auf den Parkplatz ein. Es war ein angenehmer Lauf. Außer in den steilsten Passagen hatte ich immer genug Luft, zumindest eine Frage einzustreuen. Das mag daran liegen, dass Mingo noch immer Hunderte Kilometer und Tausende Höhenmeter in den Knochen stecken. Viel wahrscheinlicher ist der Grund dafür aber, dass Mingo ein netter Kerl ist, der will, dass Laufen Spaß macht. Und zwar jedem. Auch dem Reporter, der ihm hinterherrast.

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