Training bei Vitali Ranitzky

Wie sich die Nürnberger Autorin Christiane Neudecker auf ihren Auftritt beim Klagenfurter Wettlesen zum Bachmann-Preis vorbereitet.
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Liest in Klagenfurt: Nürnbergs Literatur-Export Christiane Neudecker.
Archiv Liest in Klagenfurt: Nürnbergs Literatur-Export Christiane Neudecker.

NÜRNBERG - Wie sich die Nürnberger Autorin Christiane Neudecker auf ihren Auftritt beim Klagenfurter Wettlesen zum Bachmann-Preis vorbereitet.

Mit dem Roman „Nirgendwo sonst“ (AZ-Stern des Jahres) und dem Erzähl-Band „In der Stille ein Klang“ ist die Autorin Christiane Neudecker in den letzten Jahren aufgefallen. Den Kultur-Förderpreis Mittelfrankens bekam sie 2006, ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds folgte dieses Jahr. Vom 24. bis 28. Juni tritt sie als erste Nürnbergerin für den berühmt-berüchtigten Ingeborg-Bachmann-Preis mit 13 anderen Kandidaten des deutschsprachigen Raums zum Wettkampf vor achtköpfiger Jury an.

AZ: Frau Neudecker, mal ehrlich, wieviel Grund-Masochismus braucht ein Autor zum Sprung in dieses Haifischbecken?

CHRISTIANE NEUDECKER: Schon eine gehörige Portion. Ich konnte mir das 2003 beim Stipendium des Literaturkurses ansehen und weiß, dass man sich warm anziehen muss - je nachdem wie menschenfreundlich oder bösartig die zuständigen Juroren sind.

Eher bösartig?

Unterschiedlich, sie müssen sich ja selber zurecht finden.

Sie waren noch im Kindergarten, als die legendären Klagenfurter Schlachten mit Reich-Ranicki geschlagen wurden. Welches Image hat der Bachmann-Preis heute?

In der breiten Öffentlichckeit ist er sehr umstritten, wird gerne mit Abgesängen bedacht. Aber er bleibt eine Herausforderung, die im Raum steht. Man stellt sich oder verweigert sich. Ich stelle mich!

Rainald Goetz hat sich in Klagenfurt einst mit der Rasierklinge das Gesicht aufgeschnitten, ein anderer Autor mit dem peinigenden Text „Babyficker“ Skandal gemacht. Muss man auffallen?

Ich halte Skandale generell für überholt, es ist ja alles schon mal dagewesen. Und wer regt sich denn noch auf, wenn ein Nackter auf der Bühne steht? Ich glaube, heute kann man in der Literatur durch Ernsthaftigkeit auffallen. Das werde ich versuchen.

Der Weg nach Klagenfurt führt an die Sprossen einer Karriereleiter. Reichte da der eigene Ehrgeiz oder musste Sie der Verlag ein wenig anschieben?

Das war ich selber – man wird angefragt oder bewirbt sich für einen der Plätze. Ich hatte mich beworben.

Bedingung ist, dass Sie etwas Unveröffentlichtes lesen. Wird das aus dem Manuskript Ihres zweiten Romans sein?

Nein, ein Roman braucht Zeit – an „Nirgendwo sonst“ habe ich dreieinhalb Jahre geschrieben. 2010 wird ein Band „Unheimliche Geschichten“ von mir erscheinen – eine davon lese ich in Klagenfurt.

Danach wird spontan und unberechenbar öffentlich kritiisiert. Sind Sie darauf nervlich vorbereitet?

Ich denke, da hilft mir meine Bühnenerfahrung...

Reden Sie etwa von Buh-Konzerten?

Neinnein, ich meine die Fähigkeit des Schauspielers, Fassung zu bewahren, denn natürlich muss man damit rechnen, dass die Jury-Dynamik auch mal aus dem Ruder läuft. Das ist halt so.

Und dann sind Sie wehrlos, denn Reaktionen werden wohl nicht gewünscht...

Ich wusste es auch nicht anders – doch laut Satzung dürfte man ein Schlusswort sagen, wenn man wollte. Aber da verzichten die meisten lieber, weil es nichts bringt.

Sie haben schon eine Art satirischen Vorab-Kommentar zur Veranstaltung als Videoclip gedreht.

Stimmt, bei YouTube zu sehen!

Da kokettieren Sie mit dem Wett-Lesen als Boxerin am Ring, die von einem Herrn namens Vitali Ranitzky trainiert wird. Wollten Sie etwa den Humor der Jury testen?

Ach, der Jury wird das egal sein. Ich wollte mit dem kleinen Film dokumentieren, dass es alles nicht so todernst, aber letztlich ein Wettkampf mit Gewinnern und Verlierern ist, und dafür braucht es vor allem Sportsgeist. Dieter Stoll

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