Trainergerüchte bei Stuttgart vor Kellerduell gegen Nürnberg
Stuttgart (dpa/lsw) - Bei der zweiten Frage zu seiner persönlichen Zukunft als Trainer des VfB Stuttgart lehnte sich Markus Weinzierl mit verschränkten Armen zurück und lächelte etwas gequält. "Ich habe einen Vertrag bis 2020. Für die Zweite Liga nicht", sagte der 44-Jährige am Donnerstag schließlich im kleinen Pressekonferenzraum des schwäbischen Traditionsvereins. Dann war einen Moment Ruhe.
Ausgerechnet jetzt, vor dem immens wichtigen Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr/Sky), gibt es rund um den ebenfalls vom Abstieg aus der Fußball-Bundesliga bedrohten VfB ein neues Gerücht. Demnach soll Weinzierl im Sommer von Oliver Glasner vom Linzer ASK abgelöst werden. Der steht in Österreich derzeit auf Rang zwei. Gebrauchen kann der Bayer diese Spekulationen so wenig wie Gegentore. Zu sagen, es sei ihm "völlig wurscht", da "würde ich lügen", sagte er. Aber: "Wenn ich mich mit Spekulationen auseinandersetzen würde, wäre es auch nicht richtig."
Ein Sprecher des VfB Stuttgart sagte: "Die Trainerfrage stellt sich nicht." Sportvorstand Thomas Hitzlsperger habe zuletzt mehrfach betont, gemeinsam mit Weinzierl in die Zukunft zu denken.
Der steckt in einer unangenehmen Situation. Die Mannschaft hat sich in den vergangenen Wochen merklich stabilisiert, entwickelt sich zum Positiven - sammelt aber noch immer kaum Punkte und steht auch vor dem 28. Spieltag auf dem Relegationsplatz. 2019 gab es nur beim 5:1 gegen Schlusslicht Hannover 96 einen Sieg. "Im Abstiegskampf zählen keine Gefühle, sondern Fakten", sagte Weinzierl selbst.
"Am Samstag ist ein Sieg Pflicht, aber eigentlich müssen wir alle vier Heimspiele gewinnen", sagte Präsident Wolfgang Dietrich im Vorfeld des ausverkauften Heimspiels, in dem sich der VfB mit einem Sondertrikot für die Inklusion behinderter Menschen im Fußball einsetzt. "Das Spiel ist richtungsweisend für die Endphase der Saison. Für beide Mannschaften. Die wissen beide, um was es geht."
Nach Meinung von FCN-Kapitän Hanno Behrens liegt der größere Druck beim VfB Stuttgart. "Ich glaube, dass wir nicht mehr viel zu verlieren haben. Wenn wir gewinnen, sind wir wieder voll da, dann ist alles möglich", sagte er der "Bild"-Zeitung. Mit einem Sieg wären die Franken bis auf einen Punkt an die Stuttgarter herangerückt. "Wer mehr Druck hat, ist eigentlich wurscht. Ich weiß, dass wir Druck haben. Es gilt, diesem Druck standzuhalten", sagte Weinzierl dazu.
Noch immer gibt sich der Trainer in der Öffentlichkeit gelassen, höflich und beantwortet Fragen an ihn geduldig und ohne jede Aggression. Wie es in ihm aussieht, das lässt Weinzierl nicht raus. "Mit Tabellenplatz 16 am 27. Spieltag ist keiner zufrieden", sagte er. "Wir wären jetzt in der Situation, Relegation spielen zu müssen. Das gefällt dem VfB nicht und mir auch nicht."
Der Spielplan aber liefert Weinzierl sieben Spieltage vor dem Saisonende Argumente, weshalb der VfB trotz derzeit fünf Punkten Rückstand auf den FC Augsburg als 15. und sechs Zählern Rückstand auf den FC Schalke 04 irgendwie doch noch alles in der eigenen Hand hat. Denn gegen beide Teams spielen die Schwaben noch in direkten Duellen. "Wenn wir fünf Spiele gewinnen, dann bleiben wir in der Liga", sagte er über die Rechnung mancher im Umfeld des Clubs. "Aber ich glaube nicht, dass wir fünf Siege brauchen. Die entscheidende Spiele zu gewinnen, wäre mehr wert."