Tragödie im Altenheim

Defekt an einer Mehrfachsteckdose löste das Unglück aus – für Seniorin (100) kam jede Hilfe spät. Schaden: über 100.000 Euro
von  Abendzeitung
Eine verletzte Heimbewohnerin beim Abtransport ins Krankenhaus.
Eine verletzte Heimbewohnerin beim Abtransport ins Krankenhaus. © News5

Defekt an einer Mehrfachsteckdose löste das Unglück aus – für Seniorin (100) kam jede Hilfe spät. Schaden: über 100.000 Euro

NÜRNBERG Schon wieder hat es in einem Altenheim gebrannt: Diesmal brach das Feuer im Zimmer einer Bewohnerin des Wohnstifts Hallerwiese im Stadtteil Kleinweidenmühle aus. Schuld war ein Defekt an einer Mehrfachsteckdose hinter der Couch. Die betagte Seniorin versuchte noch, sich zu retten – vergeblich. Als die Feuerwehr die Tür aufbrach, lag die 100-Jährige direkt dahinter. Der Notarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. Letzte Woche waren in Würzburg drei Senioren gestorben.

„Das ist für uns ein sehr tragisches Ereignis", sagte Thomas Schaller von der Öffentlichkeitsarbeit der Diakonie Neuendettelsau, der Trägerin der Einrichtung. Rektor Hermann Schoenauer sprach den Angehörigen der Frau seine Anteilnahme aus. Sie hatte seit sechs Jahren in dem Haus gelebt.

Alle Zimmer sind mit Brandmeldern ausgestattet

97 Plätze des zwischen 2000 und 2007 sanierten Hauses sind derzeit belegt. Die Senioren haben bis zu 90 Quadratmeter große, eigene Wohnungen, die sie selbst einrichten. In allen Räumen sind Notrufknöpfe installiert. „Unser Haus ist brandschutztechnisch auf dem neuesten Stand“, versichert Schaller. So sei auch das Zimmer der Frau mit einem Brandmelder ausgestattet gewesen. Der war – wie alle Brandmelder im Haus – mit einer so genannten aufgeschalteten Brandmeldeanlage verbunden.

Die alarmierte am Montag um 19.40 Uhr direkt und automatisch die Integrierte Leitstelle über das Feuer. Die Technik funktionierte perfekt: Um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern, schlossen auch die Brandschutztüren.

„Bereits auf der Anfahrt schlugen den Kräften der Feuerwehr aus einem Zimmer im 2. Obergeschoss Feuer und Rauch entgegen“, schildert ein Feuerwehrsprecher. Die Pflegekräfte erklärten den Helfern, dass die Frau sich noch in ihrer Wohnung befand. Während ein Trupp sich zur Unglücksstelle vorkämpfte, kam ein zweites Team über eine Drehleiter. Parallel dazu begannen Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei und das Pflegepersonal mit der Räumung des betroffenen Gebäudeteiles. Die Zusammenarbeit der Helfer lief Hand in Hand.

Drei Bewohnerinnen mussten ins Krankenhaus

20 Heimbewohner wurden im gegenüberliegenden Kindergarten untergebracht – der war an diesem Abend wegen einer Elternbeiratssitzung geöffnet. Drei Bewohnerinnen im Alter zwischen 81 und 97 Jahren mussten ins Krankenhaus, zwei hatten eine Rauchgasvergiftung, eine einen Kreislaufkollaps erlitten. Vier weitere Appartements sind derzeit unbewohnbar. Schaden: 100.000 Euro. Die Bewohner sind in einem Rot-Kreuz-Heim untergebracht.

In einer Andacht arbeitete die Heimleitung am Dienstag die schlimme Nacht auf – und gab den Bewohnern die Gelegenheit, ihre Gefühle auszudrücken. „Sie haben sich sicher und geborgen gefühlt“, erklärt Thomas Schaller. „Die Atmosphäre ist trotz allem relativ ruhig und gelassen.“

A. Uhrig

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