Tragischer Tod bei Shoppingausflug in Günzburg

Trauer in Günzburg. Zwei Teenager werden an einem Bahnübergang vom Zug erfasst. Was Freunde und Eltern an der Sicherungstechnik kritisieren.
Ralph Hub |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
An diesem Bahnübergang in Günzburg passierte es.
Gregor Feindt 4 An diesem Bahnübergang in Günzburg passierte es.
Mira (15) wollte ihre Freundin Christina auf einem Einkaufsbumnmel begleiten.
Feindt 4 Mira (15) wollte ihre Freundin Christina auf einem Einkaufsbumnmel begleiten.
Christine (15) wollte sich von ihrem Geld, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, neue Kleider kaufen.
Feindt 4 Christine (15) wollte sich von ihrem Geld, das sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, neue Kleider kaufen.
Der Regionalzug nach Günzburg passiert den Bahnübergang, an dem am Donnerstagabend die beiden Mädchen starben.
Feindt 4 Der Regionalzug nach Günzburg passiert den Bahnübergang, an dem am Donnerstagabend die beiden Mädchen starben.

Günzburg - Mit einem gellenden Pfiff rollt der Zug auf den Bahnübergang zu. „Hätte er das nur am Donnerstagabend getan“, sagt Vujadin B., „dann würden die Mädchen noch leben.“ Seine Tochter Christina und ihre Freundin Mira wurden direkt auf dem Bahnübergang erfasst.

Ganz Günzburg steht unter Schock. Direkt neben der Schranke haben Freunde zwei Engel aus Porzellan gelegt, Kerzen brennen. Vujadin B. ringt mit den Tränen: „Christina war mein ganzer Stolz.“ Sie besuchte die 8. Klasse der Maria-Theresia-Mittelschule. Mit Mira war sie seit vielen Jahren befreundet. Unzertrennlich waren die beiden 15-jährigen Teenager.

„Christina hatte zu Weihnachten Geld geschenkt bekommen“, erzählt ihr Vater. Sie wollte sich ein paar neue Klamotten kaufen. Deshalb traf sie sich bei McDonald’s mit Mira und deren Schwester Hanna. „Sie haben etwas gegessen und getrunken“, sagt eine Klassenkameradin, „dann gingen sie.“

Gegen 18.45 Uhr war das. Die Mädchen wollten rüber zu K&L. Wie zum Beweis hält Vujadin B. den Geldbeutel seiner Tochter hin. Ein paar Geldscheine stecken drin, Fotos und eine EC-Karte. Das Modegeschäft ist nur einen Steinwurf von dem Fastfood-Restaurant entfernt. Beide trennt nur die Bahnlinie.

Der Übergang ist für Autos mit einer Schranke und Warnlicht gesichert. Fußgänger müssen sich durch eine rot-weiße Absperrung schlängeln. Eine Schranke oder ähnliches gibt es nicht. „In 20 Jahren ist hier nie etwas passiert“, berichtet ein Feuerwehrmann.

Doch am Donnerstagabend passiert das Unfassbare: Es ist dunkel, es regnet, dazu weht ein eisiger Wind. „Vermutlich haben die drei deshalb den Zug nicht gehört“, glaubt Schulfreundin Jessica (14).

Hanna geht als erste über die Gleise. Hinter ihr Hand in Hand Christina und Mira. Hanna hört einen dumpfen Schlag, wie sie später der Polizei berichten wird.

Vor ihr am Boden liegen ihre Freundinnen. Mira ist auf der Stelle tot. Christina hat schwerste Verletzungen. Minuten später trifft ein Notarztteam ein. Doch die Helfer können Christina nicht mehr retten. Die 15-Jährige erliegt noch am Unfallort ihren Verletzungen.

Gerüchte, die beiden Mädchen hätten Selbstmord begangen, machen am Freitagmorgen in Günzburg die Runde. „Wir haben keine Hinweise darauf“, sagt ein Sprecher der Polizei in Kempten. Man habe zwei Gutachten in Auftrag gegeben und werte die Fahrtdaten des Zuges aus.

Die 16-jährige Zeugin sei noch nicht vernehmungsfähig. Möglicherweise waren die Mädchen durch ihr Handy oder eine Unterhaltung miteinander abgelenkt, mutmaßt der Polizeisprecher.

Auch die Familien der Mädchen glauben keine Sekunde an Selbstmord. „Christina und Mira waren zwei ganz normale Teenager“, sagen Freunde aus der Schule.

Dafür ist die Wut auf die Bahn groß. „Warum war der Übergang nicht besser gesichert?“, fragen sich viele. Er liegt direkt in einer Kurve. Die Züge sind deshalb erst im allerletzten Moment zu sehen. Zudem ist der McDonald’s einer der beliebtesten Treffpunkte für Teenager in der Stadt. Jederzeit könne sich so eine Tragödie wiederholen, fürchten Eltern, die die Unglücksstelle gestern besuchten und Blumen niedergelegt haben.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.