Touristen-Ansturm in Berchtesgaden – warum manche Gäste jetzt abgewiesen werden müssen

Bergurlaub boomt wieder: Im Berchtesgadener Land wird es im Sommer bereits eng. Wo schon alles ausgebucht ist und wo man Informationen über freie und überfüllte Routen bekommt, lesen Sie in der AZ.
von  Kilian Pfeiffer
Das Kärlingerhaus im Nationalpark Berchtesgaden: quasi ausgebucht im Juli.
Das Kärlingerhaus im Nationalpark Berchtesgaden: quasi ausgebucht im Juli. © imagebroker/Herbert Berger/imago

Berchtesgaden - Nach einem erheblichen Rückgang während der Corona-Pandemie sind die Besucherzahlen der alpinen Berghütten des Deutschen Alpenvereins (DAV) Sektion Berchtesgaden wieder auf dem Weg nach oben. Für dieses Jahr erwartet Daniel Hrassky, in der Sektion Berchtesgaden im Vorstand und für die Öffentlichkeitsarbeit tätig, sogar einen weiteren Anstieg. Eine Übernachtungsgarantie in den Bergen gibt es deshalb nicht.

Fünf große alpine Berghütten betreibt die Sektion Berchtesgaden: Neben dem Kärlingerhaus am Funtensee sind das die Blaueishütte, das Stöhrhaus am Untersberg, die Wasseralm sowie das Schneibsteinhaus. "Zusätzlich besitzen wir noch einige kleinere Selbstversorgerhütten und betreiben das Ostwandlager", sagt Daniel Hrassky.

Der Weitwandertourismus in Berchtesgaden boomt

Nach dem Einbruch der Besucherzahlen wegen der Pandemie fanden diese bereits im 2023 wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurück. Für 2024 rechnet das Vorstandsmitglied der Sektion mit einem weiteren Besucherwachstum. Vertragen die Berge das?

Daniel Hrassky ist in der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins im Vorstand und für die Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Daniel Hrassky ist in der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins im Vorstand und für die Öffentlichkeitsarbeit tätig. © Kilian Pfeiffer

Grundsätzlich, sagt Hrassky, sei die Auslastung während der Sommermonate von Juni bis September sehr hoch, in den anderen Monaten moderat. Vor allem am Kärlingerhaus am Funtensee, gelegen auf 1638 Metern mitten im Nationalpark Berchtesgaden, stellen die DAV-Verantwortlichen eine "vermehrte Anzahl an Besuchern" fest. Der Weitwandertourismus boomt: Die Tour vom Königssee bis zu den Drei Zinnen – in den Sextner Dolomiten gelegen – gilt unter Berchtesgaden-Gästen als beliebt.

Auch auf den Hütten um den Königssee verzeichnet die DAV-Sektion Berchtesgaden eine "hohe Anzahl an Besuchern", die die im Winter beliebte "Große Reib'n" nun vor allem im Sommer wandern wollen. Die Mehrtages-Tour wird im Paket angeboten, zur besseren Koordinierung bei Hüttenbuchungen und zur Besucherlenkung.

Tourismus im Berchtesgadener Land: Die Reservierungspflicht muss beibehalten werden

Schon jetzt weiß man bei der DAV-Sektion Berchtesgaden, dass das Kärlingerhaus im Juli für Einzelübernachtungen fast ausgebucht ist. Aufgrund steigender Besucherzahlen in den Berchtesgadener Alpen musste die mit Corona eingeführte Reservierungspflicht beibehalten werden, sagt Daniel Hrassky. Bedeutet: "Gäste ohne Reservierung können bei voller Hütte von den Wirtsleuten abgewiesen werden oder bekommen einen Schlafplatz in der Wirtsstube, im Gang oder dem Notlager zugewiesen."

Die DAV-Hütten seien zwar Schutzhütten, wobei sich das Wort "Schutz" aber ausschließlich auf Leib und Leben bezieht. Eine Garantie auf einen Schlafplatz wird nicht impliziert, vor allem dann nicht, wenn "ein Abstieg noch zumutbar und möglich ist", sagt Hrassky. Ein Abstieg könne unter Umständen auch noch bei Dunkelheit mit Stirnlampe erfolgen.

Besucher müssen sich darauf einstellen, nach Hause zu gehen

Zumindest wird beim DAV erwartet, dass sich Besucher bei Bettenmangel darauf einstellen müssen, nach Hause zu gehen. Bei besonderen Wetterlagen wie Gewitter, Sturm oder Nebel könnten Ausnahmen nach Ermessen der Wirtsleute der jeweiligen Alpin-Berghütte gemacht werden. "Die Gefahr einer Überfüllung sehen wir nicht, nur die Notwendigkeit, die Besucher richtig zu lenken."

Die korrekte Lenkung ist in Zeiten steigender Gästezahlen notwendig: "Wir bieten den Besuchern aktiv Ausweichtouren in Gebiete an, die noch Besucher aufnehmen können." Mittels Reservierungssystemen versucht man in der Sektion Berchtesgaden, Besucherströme besser zu lenken.

Die schön gelegene Blaueishütte im Berchtesgader Land, eine der fünf großen alpinen Berghütten, die die Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins betreibt.
Die schön gelegene Blaueishütte im Berchtesgader Land, eine der fünf großen alpinen Berghütten, die die Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins betreibt. © Michael Krabs/Zoonar/imago

Das soll mit Hilfe der "Alpinen Auskunft" noch optimaler gelingen, die seit Kurzem ein eigenes Büro im Herzen Berchtesgadens hat. Weil in den Berchtesgadener Alpen immer mehr Bergbegeisterte unterwegs sind, ist auch das Angebot erweitert worden: Geführte Touren lassen sich dort buchen.

So gibt es ein Angebot von vorgeplanten wöchentlichen Touren mit Wanderleitern zu den Berchtesgadener Berghütten – genauso wie individuelle Touren. Zwei Stunden am Tag beraten Alpinexperten persönlich vor Ort – über Wetterlagen, Routenwahl und Hüttenbuchungen. Die Vermittlung von Restschlafplätzen auf Schutzhütten der Sektion Berchtesgaden ist auch Teil des Service.

Deutscher Alpenverein: "Viele unserer Hütten sind bereits CO2-neutral"

Die kompletten Einnahmen aus dem Betrieb der Hütten werden laut Hrassky "ausschließlich zweckgebunden" genutzt: um diese auf dem aktuellen Stand der Umwelttechnik zu halten und eine neutrale CO2-Bilanz zu erreichen. "Viele unserer Hütten sind bereits CO2-neutral", sagt Hrassky. "Wir modernisieren unsere Hütten ständig."

Langfristig soll der Hüttenbetrieb in der gesamten Sektion CO2-neutral stattfinden. Die Übernachtungskapazitäten sollen auf dem aktuellen, hohen Niveau stabilisiert werden.

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