Tourismus in Bayern: Besucherstrom soll gelenkt werden

Tegernsee - Im deutschen Tourismusland Nummer eins – Bayern – ist einiges in Schieflage geraten. Während in verschiedenen Ausflugs-Hotspots der Alpenregion die Stimmung gegenüber den massenhaft auftretenden Touristen zu kippen droht, machen Münchener Hoteliers und Wirte eine ganz neue Erfahrung: gähnende Leere.
In der Region von Tegern-, Schlier- und Walchensee spielten sich Szenen ab, die Tourismusmanager gar nicht gerne sehen. Da flogen schon Joghurtbecher gegen Autos mit Münchner Kennzeichen, wurden böse Worte gewechselt und zum Höhepunkt der Corona-Krise Parkplätze rigoros abgesperrt.
Die erfolgsverwöhnte Münchner Tourismusindustrie wiederum leidet unter dem Wegbleiben ausländischer Touristen und der Absage von Messen und Oktoberfest und wirbt nun auch noch um Gäste, welche die brodelnde Landeshauptstadt bisher eher gemieden haben, nämlich die aus Rest-Bayern. "München ist sicher", trommelte am Freitag Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner. Man freue sich auf bayerische Touristen – ganz neue Töne aus einer Stadt, die noch bis vor Kurzem deutliche Anzeichen von "Overtourism" zeigte. Davon sei man jetzt "weit entfernt", so der Wirtschaftsreferent.
Ausflugsticker soll Besucherströme optimal lenken
Bayerns Wirtschafts- und Tourismusminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will das Problem der neuen und keineswegs optimal gelenkten Besucherströme jetzt digital lösen: Mit Hilfe eines "Ausflugs-Tickers" im Internet. Der umfasst allerdings bislang nur zehn Alpen-Zielgebiete, soll aber Zug um Zug auch auf die anderen Tourismusregionen (Schwaben, Franken, Ostbayern) ausgeweitet werden und Alternativen aufzeigen – und richtet sich vor allem an die Tagesausflügler. Es müsse "in die Köpfe hinein", sich über den "Ausflugsticker" zu informieren, bevor man losfährt, so Aiwanger.
Von einer besseren Verteilung der Urlauber- und Ausflügler-Ströme erwartet sich die Fremdenverkehrswirtschaft auch mehr Akzeptanz der Erholungssuchenden durch die Bevölkerung. 70 Prozent der Menschen in den oberbayerischen Ausflugsgebieten stünden dem Tourismus positiv gegenüber, so der Präsident des Tourismusverbands Oberbayern Klaus Stöttner. Man kann es auch anders sehen: 30 Prozent betrachten den Trubel mit mehr oder weniger Missvergnügen.
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