Tote Lea: Hass auf die Mutter und die Ämter

Verhungertes Mädchen wurde jetzt in aller Stille beerdigt. Der Landrat erwägt Konsequenzen.
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Viel rosa Dekoration, ein schlichtes Holzkreuz: In diesem Grab wurde Lea auf dem Tirschenreuther Friedhof beigesetzt.
dpa 3 Viel rosa Dekoration, ein schlichtes Holzkreuz: In diesem Grab wurde Lea auf dem Tirschenreuther Friedhof beigesetzt.
Landrat Wolfgang Lippert (Freie Wähler) räumt Fehler ein.
dpa 3 Landrat Wolfgang Lippert (Freie Wähler) räumt Fehler ein.
Möglicherweise hat man den Fall dann aus den Augen verloren“, sagt Albert Müller, Chef des Jugendamtes.
dpa 3 Möglicherweise hat man den Fall dann aus den Augen verloren“, sagt Albert Müller, Chef des Jugendamtes.

Verhungertes Mädchen wurde jetzt in aller Stille beerdigt. Der Landrat erwägt Konsequenzen.

TIRSCHENREUTH "Grausam. Wo war das Jugendamt?“ – „Todesstrafe für Birgit W.“

Diese Pappschilder stehen zwischen Kuscheltieren und Kerzen am Hoftor der Frau, die ihr Kind so elend sterben ließ. Die Menschen in Tirschenreuth sind fassungslos über den Hungertod der kleinen Lea (2). Ihre Gefühle äußern sich in Wut auf die Ämter und blankem Hass gegen die Mutter. Nun schließt der Landrat dienstrechtliche Konsequenzen hinsichtlich des Jugendamtes nicht mehr aus. Lea hat inzwischen ihre letzte Ruhe gefunden. Ihr Grab auf dem Tirschenreuther Friedhof ziert ein schlichtes Holzkreuz.

„Wir vermissen dich“, steht auf der Schleife des Kranzes, den Leas Vater hinterlegt hat. Auch ihm, der von seiner Frau getrennt lebte, entging der Zustand seiner Tochter in ihren letzten Tagen. Lea wog bei ihrem Tod nicht mal mehr zehn Kilo. Staatsanwalt Gerd Schäfer: „Das Kind machte einen erschreckenden Eindruck.“

Landrat Wolfgang Lippert (Freie Wähler) versichert, dass einem möglichen Fehlverhalten des Jugendamtes nachgegangen wird. „Es wird nichts beschönigt“, sagte er. Das Jugendamt hatte vor einem halben Jahr einen Anruf einer besorgten Nachbarin erhalten: Lea und ihr älterer Bruder würden kaum noch im Garten spielen.

Zu dem Anruf gibt es im Jugendamt sogar eine schriftliche Notiz. Mehrere Mitarbeiter haben gemeinsam beschlossen, auf einen Hausbesuch zu verzichten. „Möglicherweise hat man den Fall dann aus den Augen verloren“, so Albert Müller, Chef des Jugendamtes.

Aber auch Landrat Lippert gerät nun unter Druck. Regierungspräsidentin Brigitta Brunner hatte Lippert gerügt: Er sei nicht sofort aus seinem Skiurlaub ins Landratsamt zurückgekehrt, als die Meldung über Leas grausamen Tod öffentlich wurde. Lippert weist den Vorwurf und entsprechende Medienberichte, er habe erst aufgrund des öffentlichen Drucks den Urlaub abgebrochen, zurück. „Ich habe sofort erkannt, dass ich nach Hause fahren muss“, rechtfertigte er sich.

„Das Jugendamt und der Landkreis haben durch den Fall immensen Schaden erlitten“, klagte Lippert. Das sei schlimm, denn die Behörde kümmere sich normalerweise „sehr intensiv“ um derartige Fälle. In den vergangenen drei Jahren ging das Jugendamt etwa 150 Hinweisen nach. „Es ist tragisch und unverständlich, dass das hier nicht passiert ist.“ Susanne Will

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