Tödlicher Unfall auf A6: Polizist fordert Gaffer auf, sich Leiche anzuschauen
Nach einem tragischen Unfall auf der A6 bei Nürnberg mit einem Toten behindern Gaffer den Verkehr. Einem Polizist platzt der Kragen, er hält einige Schaulustige an und stellt sie auf eindrucksvolle Art und Weise zur Rede.
Nürnberg – Es sind unglaubliche Bilder, die sich am Dienstagmittag auf der A6 zwischen der Anschlussstelle Roth und dem Autobahnkreuz Nürnberg-Süd abspielen. Nach einem Auffahrunfall, bei dem ein 37-jähriger Lkw-Fahrer sein Leben verlor, behindern zig Gaffer auf der Gegenfahrbahn den Verkehr, bremsen ab, zücken ihre Smartphones und sogar Tablets und filmen die Unfallstelle.
Die Folge ist ein Stau, der schnell auf über acht Kilometer anwächst - und das völlig ohne Grund.
Für den Leiter der Verkehrspolizei in Feucht, Stefan Pfeiffer, überscheitet diese Ignoranz die Grenze des Ertragbaren. Laut brüllend knöpft er sich die Gaffer vor, fotografiert einige von ihnen, und fordert sie auf, auszusteigen und sich den Toten anzusehen. "Nimmst du endlich dein Handy aus der Hand, sonst komme ich rüber und hol dich raus! Haben wir uns verstanden? Wer glaubst du denn, wer du bist?!", schreit er einem Lkw-Fahrer auf der Gegenfahrbahn entgegen.
Polizist lässt Gaffer aussteigen und führt sie zur Leiche
Dann wird die Szenerie noch absurder. Nachdem die linke Fahrbahn in Fahrtrichtung des Unfalls wieder freigegeben ist, filmen auch hier Autofahrer mit ihren Handys. Pfeiffer greift noch härter durch und hält die Gaffer an. "Kannst gerne aussteigen und die Leiche anschauen. Wollen Sie das?", fragt er eine Frau, die zaghaft verneint. Pfeiffer: "Dann verschwinden Sie und zwar schnell!" Der Fahrer eines weißen Transporters muss sogar aussteigen. Pfeiffer fragt auf Englisch: "Wo kommen Sie her? Steigen Sie aus und ich zeige Ihnen was. Wollen Sie den Toten sehen? Für Fotos? Kommen Sie mit. Da liegt er, wollen Sie ihn sehen?" Als der Fahrer einen kurzen Blick auf die Unfallstelle wirft und dann doch betreten verneint, antwortet Pfeifer: " Wollen Sie nicht? Warum machen Sie dann Fotos? Das kostet Sie 128 Euro, dass Sie das hier fotografieren. Schämen sollten Sie sich!"

Sein drastisches Durchgreifen erklärt der Verkehrspolizist im Anschluss einigen Pressevertretern: "Es ist erschreckend, wie wenig Empfinden die Leute haben. Wir hatten einige, denen wir gesagt haben, wenn sie wollen, dann können sie herangehen. Und das wollten sie nicht. Man merkt, dass den Leuten dann bewusst wird, wie tragisch das Ereignis ist und dass das kein Spaß ist."
Lkw fährt aus ungeklärter Ursache auf Vordermann auf
Das Todesopfer, ein 47-jähriger Fahrer eines Sattelzugs war gegen 11.20 Uhr auf der A6 in Fahrtrichtung Amberg aus ungeklärter Ursache auf einen vor ihm fahrenden Lkw aufgefahren. Der Aufprall war so stark, dass dieser auf einen weiteren Lkw geschoben wurde. Das Führerhaus des 47-Jährigen riss ab, der Fahrer wurde in den Trümmern eingeklemmt. Die Notärzte versuchten vergeblich, sein Leben zu retten. Er verstarb noch an der Unfallstelle.
Die 128 Euro Bußgeld knöpfte Stefan Pfeiffer mehreren Gaffern an diesem Mittag ab, einen Punkt in Flensburg gab es oben drauf, deutlich prägender für einige dürfte die unmittelbare Konfrontation mit dem Tod und ihren Handeln gewesen sein.
Das Video von BR24 zeigt die ganze Szene.
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