Tödlicher Balkonsturz nach fünf Jahren vor Gericht

MEMMINGEN - Mehr als fünfeinhalb Jahre nach dem tödlichen Sturz einer Frau von einem Balkon muss sich ein 33 Jahre alter Mann von diesem Mittwoch (17. November) an vor dem Landgericht Memmingen verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Aussetzung mit Todesfolgen vor. Der Mann soll dabei gewesen sein, als seine 21-jährige Lebensgefährtin nachts vom Balkon der gemeinsamen Wohnung in Neu-Ulm stürzte. Als sie hilflos am Balkongeländer hing, soll er ihr nicht geholfen, sondern die Wohnung verlassen haben.

In der Nacht zum 12. April 2005 war die 21-Jährige nach Hilferufen tot unter dem Balkon ihrer Wohnung im vierten Stock gefunden worden. Laut Anklage soll es zuvor zu einem Streit zwischen ihr und ihrem Lebensgefährten gekommen sein. Ohne Fremdeinwirkung soll die Frau über die Balkonbrüstung gefallen sein, wo sie sich noch kurze Zeit festhalten konnte. Ihr Freund soll sie in dieser Situation im Stich gelassen haben.

Nach Angaben eines Gerichtssprechers war nach dem Unglück gegen den Lebensgefährten ermittelt worden. Die Polizei hatte den angetrunkenen Mann als Tatverdächtigen festgenommen, ihn jedoch wenig später wieder freigelassen. Da Beweise dafür fehlten, dass er mit dem Tod der 21-Jährigen etwas zu tun hatte, wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt. Dagegen hat die Mutter des Opfers erfolgreich Einspruch erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Memmingen hatte damals mitgeteilt, dass die Obduktion des Opfers Tod durch ein Schädel-Hirn-Trauma ergeben habe. Abwehr- oder Kampfspuren seien bei der Toten nicht festzustellen gewesen. Das Landgericht hat für den Prozess vier Verhandlungstage angesetzt. Es sollen 33 Zeugen und 3 Sachverständige gehört werden.

dpa