Tödliche Hammerschläge an Heiligabend - Neun Jahre Haft

Weihnachtskaffee mit den Nachbarn und im Nebenzimmer liegt die Leiche seiner Frau. Wenige Stunden zuvor hat er sie mit brutaler Gewalt getötet. Nun ist der Rentner  verurteilt worden.
von  dpa
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Weihnachtskaffee mit den Nachbarn und im Nebenzimmer liegt die Leiche seiner Frau. Wenige Stunden zuvor hat er sie mit brutaler Gewalt getötet. Nun ist der Rentner aus Unterfranken verurteilt worden.

Würzburg  – Ein Rentner aus Unterfranken, der seine Frau in der Nacht zu Heiligabend 2010 mit Messerstichen und Hammerschlägen getötet hat, muss für neun Jahre ins Gefängnis. Der Richter des Landgerichts Würzburg verurteilte den 72 Jahre alten Mann aus Reichenberg (Landkreis Würzburg) entgegen der Anklageschrift nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags.

Zuvor war auch die Anklage vom Mordvorwurf abgerückt. Trotz der brutalen Tat fehlten Mordmerkmale wie Grausamkeit oder Heimtücke, sagte Richter Lothar Schmitt am Freitag. Er folgte damit Staatsanwaltschaft und Verteidigung, die in ihren Plädoyers am Vortag für Totschlag zwischen acht und zehneinhalb Jahren Haft gefordert hatten. Der 72-Jährige hatte die Tat am ersten Prozesstag gestanden.

In der Nacht zu Heiligabend stach der Rentner den Erkenntnissen zufolge mit einem Messer mehr als ein Dutzend Mal auf das Gesicht und den Hals seiner im Ehebett liegenden Frau ein. Die 77-Jährige wehrte sich gegen den Angriff. Nachdem er das Messer verlor, griff er zu einem auf dem Fensterstock liegenden Hammer und schlug mindestens 21 Mal zu. „Es muss ein heftiger Kampf gewesen sein“, resümierte Schmitt.

Die Schläge waren am Ende tödlich. Statt jedoch die Polizei zu rufen oder zu flüchten, saß der Mann wenige Stunden später bei Kaffee und Kuchen mit Nachbarn im Wohnzimmer. Die blutüberströmte Leiche lag währenddessen im Schlafzimmer. „Eiskalt“, nennt der Richter dieses Verhalten. Mittlerweile zeige der Rentner jedoch Reue. Vor Gericht sagte er am Tag vor dem Urteil: „Ich weiß, dass das, was ich getan habe, mit nichts zu rechtfertigen ist und es tut mir auch leid.“

Ein Motiv für die blutige Tag gab der Verurteilte in der Verhandlung nicht an. Einem Gutachter sagte er jedoch, dass er von der Angst vor sexuellen Übergriffen durch Freunde seiner Frau getrieben wurde. „Eine Frau musste auf fürchterliche Weise sterben, weil es über Jahre nicht gelungen ist, tiefgreifende seelische Wunden zu heilen“, sagte Richter Schmitt.

Der Mann ist nach eigenen Angaben als Heimkind von seinen Betreuerinnen sexuell missbraucht worden. Auch als Erwachsener sah er in Frauen wie Männern oft eine Gefahr und fürchtete sexuelle Übergriffe. „Seine Wahnvorstellungen sind durch die massiven Übergriffe in der Kindheit zu erklären“, so der Richter.

Am Ende habe der Rentner wohl keine andere Möglichkeit mehr gesehen, um sich der über Jahre angestauten Angst zu entledigen. Das Leben des Angeklagten solle Mahnung sein für alle, die Kinder missbrauchen, sagte der Richter. Sie sollten sich vor Augen führen, was ihre Taten auslösen können.

 

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