Tödliche Bikerfallen: 36 Mordversuche!
Zwei Jahre nach dem Tod des Bikers Josef D. weiß die Polizei von weiteren Fällen, in denen Ölflaschen absichtlich auf Straßen zerschmettert wurden. Der Täter läuft noch immer frei herum
Markt Rettenbach - Am 17. April werden es zwei Jahre, dass zwei Kinder (damals 5 und 11 Jahre alt) bei einem Unfall ihren Vater verloren haben. Ein Unfall, der mit voller Absicht provoziert wurde. Josef D. rutschte mit seiner roten Honda CBR 900 auf Öl aus, das bei Markt Rettenbach im Unterallgäu auf dem Asphalt klebte. Der 37-Jährige schlitterte in ein entgegenkommendes Auto einer Frau und starb noch an der Unfallstelle.
Die Fahrbahn war glatt wie Schmierseife, weil jemand Flaschen, die mit altem Motoröl gefüllt waren, auf die Straße geworfen hatte. Bis heute konnte der Täter nicht ermittelt werden. Sicher ist aber inzwischen, dass der Unbekannte auf einer Achse von rund 100 Kilometern in Baden-Württemberg und im Allgäu 36 Ölflaschen auf beliebten Biker-Strecken zerschmetterte. Die Taten geschahen zwischen 2007 und 2011.
Der erste Anschlagsversuch war demnach am 6. April 2007 im Bereich Bad Schussenried im Landkreis Biberach zwischen Ingoldingen und Reichenbach. Ein weiterer Fall stammt vom 21. März 2010 in Schwendi auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Regglisweiler und Orsenhausen. Auf elf Öl-Fallen kam die Polizei nahe Mindelheim, Memmingen und Kaufbeuren.
Und das sind vermutlich immer noch nicht alle: Die Polizei geht davon aus, dass es noch mehr Fälle gibt. Mit gezielten Befragungen von allen Feuerwehren in den betreffenden Regionen versucht sie nun zu rekonstruieren, wo der Täter in den vergangenen Jahren noch zugeschlagen hat.
Die Polizei glaubt, dass der Serientäter ein Einzeltäter ist. Die Flaschen warf er wohl aus dem fahrenden Auto. Seine DNA hat die Kripo. An mehreren Fundorten wurden grüne und durchsichtige Glasscherben mit Täter-DNA gefunden.
Seit Herbst vergangenen Jahres haben bereits 900 Männer aus dem Allgäu freiwillig einer Speichelprobe abgegeben. Ein Treffer war bislang nicht dabei. Bei 100 Proben steht der Abgleich mit der Täter-DNA allerdings noch aus.
Sollte sich auch hier kein Treffer ergeben, will die Ermittlungsgruppe „Ölfleck“, die aus derzeit 16 Beamten besteht, noch weitere Personen überprüfen, die sich zur Tatzeit in der Gegend aufgehalten haben. Dafür werden Handydaten ausgewertet.
Als Belohnung für die Ergreifung des Täters wurden insgesamt 50.000 Euro ausgelobt. 5000 stammen vom Landeskriminalamt (LKA), der Rest von zwei Privatleuten. Einer von ihnen ist selbst begeisterter Motorradfahrer. Ein Polizeisprecher: „Ihm ist der Fall sehr nahe gegangen.“ Der Geschäftsmann hat 42.000 Euro ausgelobt.