Todesstraße B 12: Die schlimmsten Unfälle
Wieder ist ein Autofahrer dort ums Leben gekommen, verbrannt bis zur Unkenntlichkeit. 340 Menschen sind in den letzten 20 Jahren auf dieser Strecke gestorben. Eine Bilanz des Schreckens.
München - Der junge Mann aus Köln war geschäftlich im Landkreis Mühldorf unterwegs. Er hatte sich bei einer Leihwagenfirma einen Audi A3 gemietet. Kurz vor Mitternacht fuhr der 29-Jährige auf der B12 in Richtung Haag. Vor ihm war ein BMW in der selben Richtung unterwegs. Plötzlich tauchten in der Dunkelheit die Scheinwerfer eines Sattelzuges vor den Autofahrern auf. Der Laster schrammte zuerst seitlich gegen den BMW, dann raste er frontal auf den Audi zu.
Der Kölner konnte nicht mehr ausweichen. Während sein Vordermann im BMW in einen Acker schleuderte, bohrte sich der Audi unter das Führerhaus des Lkw, beide gingen sofort in Flammen auf. Der Brummifahrer und seine Frau konnten sich noch aus dem brennenden Wrack retten. Der BMW-Fahrer (45) wurde schwer verletzt geborgen. Für den Audifahrer gab es keine Rettung. Gestern gab die Polizei bekannt, dass der Mann nun identifiziert werden konnte – er war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Der Unfall ist der zweite mit tödlichem Ausgang innerhalb weniger Tage auf der B12 im Landkreis Mühldorf. Wieder verloren zwei Menschen auf der berüchtigten „Todesstrecke“ ihr Leben.
Laut Statistik starben in den vergangenen 20 Jahren allein in den Bereichen Altötting, Mühldorf und Ebersberg auf der insgesamt 440 Kilometer langen Strecke zwischen Kempten, München und Passau mehr als 340 Menschen. Vor allem der Ost-Abschnitt von München ins so genannte Chemie-Dreieck, in dem 25000 Menschen arbeiten, gilt als lebensgefährlich.
Auf der Homepage des Landratsamtes Mühldorf heißt es dazu: „Das Risiko, im Abschnitt zwischen Forstinning und Ampfing getötet oder zumindest schwer verletzt zu werden, ist nach den Unfallraten um bis zu viermal höher als auf allen bayerischen Autobahnen.“ Im Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern zum Ausbau der A 94 heißt es dazu: „Die Unfalldichte auf Bundesstraßen liegt auf der B12 um etwa 65 Prozent über dem bayerischen Durchschnitt.“
Allein im Kreis Mühldorf sind täglich 16500 Fahrzeuge auf der B12 unterwegs, 15 Prozent davon sind Laster. Sie transportieren jährlich drei Millionen Tonnen Waren. Gerade der Schwerverkehr führt immer wieder zu schweren Unfällen. Pendler, die in Zeitdruck hinter langsamen Lkws hinterher zuckeln müssen, neigen zur Ungeduld. „In der Vergangenheit waren waghalsige Überholmanöver und zu hohes Tempo auf der Strecke die Hauptunfallursachen“, sagt Polizeihauptkommissar Johann Rabl, Sachbearbeiter Verkehr für den Landkreis. Die Polizei reagierte mit verstärkten Kontrollen und Überholverboten, Bäume wurden gefällt, Warnschilder aufgestellt, Schutzplanken angebracht. Mit Erfolg: Seit einigen Jahren sinkt die Zahl der Todesopfer.
Trotzdem rangiert die B12 als gefährliche Straße nach wie vor ganz vorn. In den letzten Jahren stellt die Polizei immer öfter fest, dass Fahrer in den Gegenverkehr geraten oder gegen Bäume prallen. Der Grund dafür bleibt oft ungeklärt – wie auch beim jüngsten Unfall. Manche glauben, auf der B12 liege ein Fluch. Hauptkommissar Rabl weiß von Anwohnern, die schon Wünschelrutengänger beauftragten.
Isental-Autobahn: Eines der umstrittensten Projekte
Seit Jahrzehnten gilt die B12 als völlig überlastet, darüber gibt es keine Meinungsverschiedenheit – wohl aber darüber, welche Strecke wie ausgebaut wird. Der Ausbau der A94 von Pocking durchs Isental war eines der umstrittensten Autobahnprojekte in Bayern. Umweltschützer kritisierten, dass dieser Verlauf eine einzigartige Landschaft zerstört. Als Alternativtrasse wurde vorgeschlagen, die B12 vierspurig auszubauen. Seit Herbst 2010 ist klar: Die Isental-Autobahn kommt. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof wies alle Klagen ab.
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