Todesdrama am Taubenstein: Münchnerin stirbt

Ein Hüttenwirt hörte Hilfeschreie und handelte sofort: Einen 42-jährigen Münchner konnte der Mann aus den Schneemassen befreien - für die 39-Jährige dagegen kam jede Hilfe zu spät.
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Die Bergung der toten Münchnerin
Bergwacht Schliersee Die Bergung der toten Münchnerin

BAYRISCHZELL - Ein Hüttenwirt hörte Hilfeschreie und handelte sofort: Einen 42-jährigen Münchner konnte der Mann aus den Schneemassen befreien - für die 39-Jährige dagegen kam jede Hilfe zu spät.

Das Beben beginnt um kurz nach elf Uhr. Das Grollen des Berges unterhalb des Taubensteingipfels ist ohrenbetäubend und lässt die Wände der Bayerländerhütte erzittern. Bernd P., ein erfahrener Alpinist, ist auf der Hütte unterhalb des Taubenstein, als sich die Lawine löst. Und als erfahrener Alpinist weiß er, um die tödliche Macht dieser Naturgewalt.

Und so wird Bernd P. Zeuge einer Tragödie, die am Samstagmittag unterhalb des Taubenstein in Bayrischzell (Landkreis Miesbach) das Leben einer Münchnern auslöscht. Die 35-jährige Frau wird von der 200 Metern breiten Schneewalze verschluckt, die sich am Mittag östlich des Taubensteins löst. Sie wird 50 Meter mitgeschleppt und unter der Lawine begraben. Unter den weißen Massen erstickt sie qualvoll.

Ihr Begleiter, ein 42-Jähriger Mann, überlebt die Tragödie nahezu unverletzt – dank des Münchner Alpinisten Bernd P., der ihm rechtzeitig zur Hilfe kommt. Den Tod der Frau kann er jedoch nicht mehr verhindern.

Bernd P. von der Sektion Bayerland des Deutschen Alpenvereins kümmert sich um die unbewirtschaftete Bayerlandhütte unterhalb des Taubensteingipfels. Nur sieben Alpinisten haben überhaupt einen Schlüssel für die Hütte, die nur von Mitgliedern der Sektion Bayerland des DAV genutzt wird.

Am Samstag reparierte Bernd P. die elektrischen Leitungen in der Hütte. Nachdem sich die Lawine über den sogenannten Sommerweg an der Ostseite des Raukopfs gewälzt hat, hört er Hilfeschreie. Sofort setzt er einen Notruf ab.

Kurz darauf findet er den 42-Jährigen Münchner, der bis zum Hals im Schnee versunken ist. Nur sein Kopf ragt noch ins Freie. Als die Lawine über ihn hereinbrach, blieb er an einem Baum hängen. Das war sein großes Glück – denn so wurde er nicht unter den Schneemassen begraben.

Kaum hat Bernd P. den Mann befreit, gräbt er nach dessen Begleiterin. Er braucht ein halbe Stunde, bis er sie findet und die 35-Jährige aus dem Schnee ziehen kann. Sie atmet nicht mehr. Zwei Mal versucht er, die Frau zu reanimieren.

Einmal kommt sie zurück, ringt nach Atem, bäumt sich mit letzter Kraft gegen den Tod. Doch als später die Rettungskräfte eintreffen, hat die Frau den Kampf verloren. Sie findet den Tod in 1400 Metern Höhe.

Nur noch zwanzig Minuten Fußmarsch wären es bis zum Ziel der beiden Skitourengeher gewesen, dem Taubensteinhaus.

Wegen der schlechten Sicht und der Schneefälle konnten die Rettungskräfte nur über Umwege zum Unglücksort vordringen. Auch ein Polizeihubschrauber konnte wegen des Nebels nicht abheben. Mit der Taubensteinbahn mussten die Retter erst auf den Gipfel und von dort mit Skiern bis zur Bayerländerhütte abfahren.

Die beiden Münchner waren am Vormittag an der Krottentaler Alm gestartet, trotz erheblichen Lawinen-Riskos.

„Auf den Hang drückte eine hohe Schneelast“, sagt ein Lawinen-Experte, „es gab ein hohes Risiko, dass sich die Last irgendwann löst.“ Der Mann habe „unglaubliches Glück“ gehabt, sagt ein Polizeisprecher. Ein Kriseninterventionsteam musste den kaum verletzten aber völlig verstörten Münchner vor Ort betreuen. rke

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