Tirol wappnet sich für die Herbstferien mit Dosierampeln und Fahrverboten

Die verkehrsreichen Sommerferien sind vorbei, doch das verkehrsgeplagte österreichische Bundesland setzt die Jagd auf Stauflüchtlinge und Piefke-Pkw fort. Zu dem an diesem Wochenende beginnenden Herbstferien haben Landeshauptmann Anton Mattle und Verkehrslandesrat René Zumtobel wird das gesamte Instrumentarium zur Abwehr der Verkehrsströme aus Nord und Süd ausgepackt.
Die Tiroler Gendarme werden ein besonderes Augenmerk auf die Brenner- und Fernpassrouten haben, drohte Mattle am Freitag in Innsbruck an: "Die Tiroler Maßnahmen sind klar. Stauflüchtlinge sind in unseren Dörfern nicht erwünscht und an den Hotspots im Wipptal nicht erlaubt". Für alle Fahrzeuge, die nicht dem Ziel-, Quell- oder Anrainerverkehr zuzuordnen sind, gelten in diesen Regionen "Fahrverbote auf dem niederrangigen Straßennetz".
"Künftig werden dort nur noch 1000 Autos alle 60 Minuten in die Alpenrepublik eingelassen"
Die Blechlawine aus dem befreundeten Ausland dosiert Tirol mit Ampeln im Bereich von Matrei am Brenner, Steinach am Brenner und Brennersee. Weitere "Dosierampeln" stoppen den einfahrenden Verkehr auf der Achenseesstraße, bei Kufstein sowie bei Reutte. Dort wurde die Fahrzeugzahl an Freitagen und an den Wochenenden schon bisher auf 1100 pro Stunde begrenzt.
Künftig werden dort nur noch 1000 Autos alle 60 Minuten in die Alpenrepublik eingelassen, um "die Flüssigkeit des Verkehrs" zwischen Reutte-Süd und Lermoos zu verbessern.
"Wir lassen nicht locker"
Es trifft auch wieder die leidgeprüften Lkw-Lenker. Neben den regulären Lkw-Fahrverboten in der Nacht und am Wochenende wird am kommenden Montag (28. Oktober) der Lkw bei Kufstein-Nord dosiert. Dies sei nötig, um nach dem Wochenende inklusive österreichischem Nationalfeiertag (26. Oktober) einem Verkehrskollaps entlang der Inntal- und Brennerautobahn vorzubeugen, teilte die Tiroler Landesregierung mit. Möglich ist eine neue Rekord-Brummi-Schlange auf bayerischer Seite.
Immerhin wird in Tirol aber auch für Verkehrserleichterungen gesorgt: Die Bauarbeiten an der Luegbrücke im Verlauf der Brennerautobahn ruhen am Wochenende, sodass dort zwei- statt einspurig gefahren werden kann. Wir sind an der Verkehrssituation dran und lassen nicht locker", so Landeshauptmann Mattle.
Italiener wütend: Was Tirol biete, sei "eine Schande"
"Wir setzen weiterhin alles daran, den Durchreiseverkehr auf den hochrangigen Straßen zu halten, die Versorgungssicherheit für die Gemeinden zu gewährleisten und die Bevölkerung sowie das niederrangige Straßennetz zu entlasten", betonte Verkehrslandesrat Zumtobel. Verkehrsbehinderungen seien aber dennoch nicht auszuschließen.
Die bayerische Staatsregierung sieht in den Tiroler Verkehrsbeschränkungen seit Jahren Verstöße gegen die in der EU garantierte Freizügigkeit von Personen- und Warenverkehr. Während die Bundesregierung in Berlin den Tiroler Aktivitäten kaum Aufmerksamkeit zollt, hat Italien Klage zum Europäischen Gerichtshof gegen Österreich eingelegt. Als sich an Christi Hinmmelfahrt auf italienischer Seite Lkw auf 80 Kilometer Länge stauten, weil sie nicht nach Tirol eingelassen wurden, platzte dem italienischen Vizepremier und Verkehrsminister Matteo Salvinbi der Kragen: Was Tirol biete, sei "eine Schande", wetterte der Chef der rechten italienischen Lega-Partei.