TikTok als Verbündeten? Plattform ist nun Teil der bayerischen "Allianz gegen Desinformation"

München - Einen bemerkenswerten Mitstreiter hat der bayerische Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) für den Kampf gegen Desinformation und Deepfakes im Netz gewinnen können. Die Internet-Plattform TikTok wolle der "Bayern-Allianz gegen Desinformation" beitreten, teilte Mehring am Freitag in München mit. Bei Kennern gilt TikTok als die Plattform, die am meisten Desinformation verbreitet.
TikTok will der "Bayern-Allianz gegen Desinformation" beitreten
Nicht ohne Stolz stellte Mehring seine im März gegründete Allianz, der bislang Adobe, Google, IBM, Meta, Microsoft, Siemens und O2-Telefonica angehören, jetzt der Digitalministerkonferenz in Berlin vor. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 und der bayerischen Kommunalwahl im Frühjahr 2026 wolle man "Vorreiter und Vorbild" sein, so der Digitalminister. Bei den jüngsten Landtagswahlen in Ostdeutschland habe sich bereits gezeigt, dass sich Desinformation massiv auf das politische Klima auswirke.
Beteiligt an der Desinformation ist nach Einschätzung von Fachleuten mit an vorderster Front TikTok, das besonders bei der "Generation Z" (16 bis 25 Jahre) beliebt ist. Die Social-Media-Plattform hat den Ruf, Sammelbecken für Falschinformationen zu sein. Ob dem so ist, hat unlängst die Redaktion "#Faktenfuchs" des Bayerischen Rundfunks untersucht. Ergebnis: im Grunde ja.
TikTok vielen bekannt als Desinformation verbreitende Plattform
TikTok eigne sich besonders dafür, Desinformation zu verbreiten, weil sie anders funktioniere als etwa Facebook oder YouTube, ergab die Recherche. Neue Inhalte könnten auf TikTok sofort viral gehen, sich also schneller verbreiten als auf anderen Plattformen. Das mache es den Nutzern schwer, zu erkennen, wer eigentlich hinter dem jeweiligen Angebot steckt.
Das Unternehmen will freilich nicht bewusst Falschinformationen etwa russischer Blogger verbreiten, war aber nach einem Test der New York University jedenfalls noch im vergangenen Jahr nicht gut beim Aufräumen. Die Universität hatte 20 fingierte politische Wahlwerbespots in drei verschiedene Plattformen eingeschleust. Jeder Spot enthielt Falschinformationen. Während Youtube alle der Spots als falsch erkannte und sperrte, spürte Facebook immerhin einen größeren Teil davon auf. TikTok hingegen habe 90 Prozent der Spots durchgehen lassen, obwohl gerade diese Plattform Wahlwerbung explizit verbiete, berichtete "#Faktenfuchs". Die Wirkung der TikTok-Inhalte sei umso größer, als junge Menschen die Plattform zunehmend als Suchmaschine benutzen.
Diskussion über TikTok-Verbot
In den USA wird seit geraumer Zeit über ein Verbot von TikTok diskutiert. Wenn TikTok nicht von seinem chinesischen Eigentümer getrennt wird, wäre dies nach einem im April 2024 verabschiedeten US-Gesetz durchaus möglich. Für den Digitalminister und seine "Allianz" ist TikTok gleichwohl - oder gerade deshalb - ein geschätzter Neuzugang.
Tim Klaws, Manager für Regierungsbeziehungen und Politik in den deutschsprachigen Ländern, gab sich anlässlich des Beitritts zur Anti-Desinformationsallianz als Musterknabe. "Schon jetzt", wurde Klaws anlässlich des Beitritts zitiert, "schützen wir unsere Community vor schädlichen Fehlinformationen, indem wir sie entfernen und unbelegte Inhalte nicht für ,Für-dich-Feeds' zulassen." Man nutze eine spezielle Technik, um von Künstlicher Intelligenz erzeugte Inhalte automatisch zu kennzeichnen.