Tierquälerei im Allgäu nimmt offenbar kein Ende

Aufklärung und harte Strafen hat die Staatsregierung im Sommer 2019 versprochen. Laut SPD ist zu wenig passiert.
Klaus Wiendl |
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Eine Kuh streckt ihren Kopf durch die Holzlatten eines Stalls. Den Tieren in den durch den Skandal 2019 bereits bekannten Betrieben im Allgäu scheint es immer noch nicht besser zu gehen.
Eine Kuh streckt ihren Kopf durch die Holzlatten eines Stalls. Den Tieren in den durch den Skandal 2019 bereits bekannten Betrieben im Allgäu scheint es immer noch nicht besser zu gehen. © dpa

Memmingen - Das Entsetzen war groß, als im Juli 2019 Tierrechtsaktivisten mit ihren Aufnahmen aus dem Stall eines Allgäuer Milchviehhalters offenbart haben, unter welchen schrecklichen Bedingungen die Tiere dort gehalten werden und wie mit ihnen umgegangen wird.

Die Staatsregierung versprach damals Aufklärung und harte Bestrafungen. Doch die Missstände hielten an. Bayerns SPD fordert nun härteres Durchgreifen. Tierrechtsaktivisten der "Soko Tierschutz" deckten den Skandal in der Milchwirtschaft auf. Aufnahmen aus einem Stall mit 500 Kühen in Bad Grönenbach offenbarten, dass die Tiere wie leblose Gegenstände von einem Ort zum nächsten geschleift wurden oder in einem Krankenstall verendeten.

Keine ärztliche Versorgung für kranke Tiere

Der Landwirt und sein erwachsener Sohn sollen es unterlassen haben, 54 kranke Rinder von einem Tierarzt versorgen zu lassen. Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum zwischen Juli und November 2019.

Der Allgäuer Skandal betrifft fünf große Rinder-Betriebe, die im Fokus von Ermittlungen stehen: zwei in der Gegend um Dietmannsried im Landkreis Oberallgäu, drei in Bad Grönenbach im Landkreis Unterallgäu.

Schnell versprach Umweltminister Thorsten Glauber (FW) Aufklärung, Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) forderte, falls Straftaten nachgewiesen werden könnten, eine harte Bestrafung.

Gegen Vater und Sohn in Bad Grönenbach hat die Staatsanwaltschaft Memmingen inzwischen Anklage wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erhoben.

Sanktionen und Maßnahmen gegen Tierquäler

Doch was 2019 für Entsetzen sorgte, ging offenbar in diesem Jahr einfach weiter. Kälber ohne Trinkwasser, kranke Tiere ohne Behandlung, so steht es in einer Antwort des Verbraucherschutzministeriums an die Landtags-SPD. Deren Abgeordneter Florian von Brunn ist "schockiert" über die noch währenden Tierschutzverstöße. Dies sei ein "eklatantes Behördenversagen", und es zeige, dass die Behörden "offenkundig zahnlos" seien.

Denn Amtsärzte hätten immer noch "Kälber ohne Wasser, Kälber ohne Futter, schlecht versorgte Kühe und Tiere, die eingeschläfert werden müssten", vorgefunden. "Wir brauchen endlich harte Sanktionen und Maßnahmen gegen die Tierquäler", fordert er.

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Von Brunn ist außerdem für schärfere gesetzliche Vorgaben für die Haltung von Rindern, mehr Strafanzeigen und eine bundesweit gültige Rinderhaltungsverordnung.

Außerdem fände es die SPD hilfreich, wenn die Staatsregierung eine "Expertenkommission Tierschutz in der Nutztierhaltung" gründen würde, um Empfehlungen zur tierwohlorientierten Haltung von Rindern zu erarbeiten. Flankieren soll das eine "groß angelegte Förderoffensive" um die "anständigen Landwirte" bei der Optimierung des Tierwohls zu unterstützen.

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4 Kommentare
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  • chgmuc am 25.09.2020 22:21 Uhr / Bewertung:

    Bei unseren Behörden und Parteien gibt es immer nur Ankündigungen, aber keine Taten, deswegen geht auch hier nie etwas voran!

  • eule75 am 25.09.2020 23:09 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von chgmuc

    Richtig. Es wird erwogen, ins Auge gefasst, geplant . . . . verläuft im Sand.

  • Der wahre tscharlie am 25.09.2020 16:00 Uhr / Bewertung:

    "Schnell versprach Umweltminister Thorsten Glauber (FW) Aufklärung, Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) forderte, falls Straftaten nachgewiesen werden könnten, eine harte Bestrafung."

    "Doch was 2019 für Entsetzen sorgte, ging offenbar in diesem Jahr einfach weiter."

    Ja ja, und täglich grüßt das Murmeltier zwinkern Ankündigungen von Politikern sind immer was Feines.

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