Thüringisch-bayerische Stromtrasse: Zustimmung zu Verzicht

Dass Thüringen beim Bau neuer Stromleitungen über Gebühr belastet werde, hat die Landespolitik immer wieder betont. Zumindest bei einer Trasse in Südthüringen zeichnet sich nun Entwarnung ab.
von  dpa
Peter Altmaier (CDU) ist zu sehen. Foto: Christophe Gateau/Archivbild
Peter Altmaier (CDU) ist zu sehen. Foto: Christophe Gateau/Archivbild © dpa

Erfurt/Berlin (dpa/th) - Der angekündigte Verzicht auf eine weitere Stromtrasse vom südthüringischen Schalkau nach Grafenrheinfeld (Bayern) ist in Thüringen auf ein positives Echo gestoßen. Damit bleibe das Heldburger Unterland vor Eingriffen geschützt, erklärte Umwelt- und Energieminister Anja Siegesmund (Grüne) am Mittwoch. Ähnlich äußerte sich die CDU-Landtagsfraktion. Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine Einigung mit den Ländern auf einen Vorschlag zum umstrittenen Ausbau von Stromnetzen im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen bekanntgegeben.

Der Ausbau solle auf das "erforderliche Maß" beschränkt werden, sagte Altmaier am Mittwoch in Berlin. Bürgerfreundliche Lösungen sollen verstärkt zum Einsatz kommen, insbesondere durch die Erdverkabelung weiterer Abschnitte. "Dadurch werden die Länder Bayern und Thüringen entlastet, ohne dass es in Hessen zum Neubau weiterer Leitungstrassen kommt", sagte Altmaier. "Das ist ein wichtiger und guter Tag für die Energiewende und ihr Gelingen. Wir haben einen entscheidenden Durchbruch erreicht für den Netzausbau in Süddeutschland."

Der Einigung vorausgegangen waren monatelange Verhandlungen. Siegesmund sagte: "Für mich ist klar: Mit der jetzt vorgestellten Variante gibt es keine neue Abzweigung ab Schalkau Richtung Grafenrheinfeld." Die Landesregierung hatte im Vorfeld wiederholt auf die bereits bestehende Thüringer Strombrücke - eine knapp 190 Kilometer lange Höchstspannungs-Freileitung zwischen Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) und dem fränkischen Redwitz (Bayern)- verwiesen. "Die Thüringer Argumente haben hier überzeugt", betonte Siegesmund.

Thüringen, insbesondere der Landessüden, leiste bereits einen wesentlichen Beitrag zum Netzausbau, äußerte auch der CDU-Landtagsabgeordnete Stefan Gruhner. Siegesmund sagte, andere Länder blieben diesen Beitrag zur Energieversorgung und Netzstabilität nach wie vor schuldig.

Altmaier und die Energieminister legen aber Wert auf die Feststellung, dass eine Entscheidung über Stromtrassen nur im gesetzlich dafür vorgesehenen Verfahren von den zuständigen Behörden erfolgen könne. Die Bundesnetzagentur solle nun die Vorschläge prüfen.

Konkret ist etwa vorgesehen, dass die Kapazität der auch durch Ostthüringen führenden neuen Stromautobahn Suedostlink erhöht werden soll, damit die Trasse nicht so breit wird. In den Abschnitten, in denen Suedostlink als Freileitung errichtet werde, solle die Option einer gemeinsamen Führung mit bestehenden Drehstromleitungen verfolgt werden. Die insgesamt rund 580 Kilometer lange Gleichstromleitung soll nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers Tennet dafür sorgen, dass in erster Linie Strom aus erneuerbaren Energien von Nord nach Süd transportiert werden kann.

Eine Sprecherin des Netzbetreibers Tennet begrüßte die Vereinbarung der Minister. Dies zeige, dass die Politik den Netzausbau unterstütze. Am Zug sei nun die Bundesnetzagentur, die unter anderem die geplante Kapazitätserhöhung bei Suedostlink prüfen müsse.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.