Thommys Baustellen
NÜRNBERG - Noch sucht Club-Trainer von Heesen nach der richtigen Mischung – und Ersatz für Kapitän Wolf. Manager Bader: "Bitter, aber wir können das auffangen." Die AZ nennt die großen Baustellen.
Weiter im Pokal, Auftaktspiel in der Zweiten Liga knapp mit 2:1 gegen Augsburg gewonnen – von einem Fehlstart kann eigentlich nicht die Rede sein. Aber die Erwartungshaltung der 40.000 Zuschauer am letzten Sonntag im easyCredit-Stadion war höher. Sie wollten die Mannschaft von Trainer Thomas von Heesen dominanter sehen. Kein Wunder, eine Hypothek der vielen Nationalspieler, die der Club am Start hat. Aber, alles braucht Zeit, auch Mönchengladbach und der FC Köln taten sich in der abgelaufenen Saison mit erstklassigen Mannschaften im Unterhaus lange Zeit schwer. Die AZ nennt Thommys Baustelle:
DIE ABWEHR
Die sechsmonatige Verletzungspause von Kapitän und Innenverteidiger Andreas Wolf, der sich gegen Augsburg einen Kreuzbandriss zuzog, ist ein herber Schlag. „Bitter“, sagt FCN-Manager Martin Bader, „aber wir können das aus dem Kader heraus auffangen.“ Weil mit dem 20-jährigen Matthew Spiranovic, der bei Olympia in Peking im australischen Team glänzte und sich von der Athletik her prächtig entwickelt hat, ein Vertreter bereits steht. Bader: „Matthew gehörte mit Abstand zu den Besten, hat sich selbst gegen Argentinien prächtig geschlagen.“ Baustelle also schon geschlossen, weil auch Peter Perchtold als Wolf-Vertreter gegen Augsburg einen guten Job gemacht hat? „Wir halten die Augen offen“, sagt Bader, „denn sollten wir in Kaiserslautern verlieren, werden die Fans sicher Verstärkungen fordern. Aber wir werden mit Sicherheit keinen verpflichten, nur um den Kader aufzufüllen.“ Allerdings ist von Heesen und Bader nicht ganz wohl bei der Idee, „mit José Goncalves und Matthew einen 22- und einen 20-Jährigen als Innenverteidigung zu haben.“ Fazit: Eine kleine Baustelle.
DAS MITTELFELD
Dort sucht von Heesen noch nach der idealen Lösung. Los geht’s mit Problemkicker Marek Mintal. Marek taucht im Spiel kaum auf. Das war früher auch schon so, aber da hat Mintal noch getroffen. Jetzt trifft er nicht mehr. Ioannis Masmanidis, die Alternative zu Mintal, kennt nur den Vorwärtsgang. Besetzt von Heesen die Außenbahnen mit Daniel Gygax und Marco Engelhardt bzw. Mario Breska, wird die ganze Geschichte sehr offensiv – und Abräumer Joe Mnari, als einzige echte Defensivkraft, stünde vor einer Mammut-Aufgabe. Allerdings spielt Breska aktuell rechter Verteidiger. Dort sind seine Dampfmacher-Qualitäten eigentlich verschenkt. Hilfe könnte von Peer Kluge kommen, der ebenfalls rechts verteidigen kann. Fazit: Eine große Baustelle. Nicht weil es an Qualität fehlt, sondern weil von Heesen die richtige Mischung noch sucht.
DER ANGRIFF
Pluspunkt. Der letzte Neuzugang, Isaac Boakye, hat prächtig eingeschlagen. Weniger schön, Angelos Charisteas und Robert Vittek tun sich mit den gewaltig verengten Räumen in Liga zwei mächtig schwer. In Sachen Laufbereitschaft, Zweikampfverhalten und Abschluss haben die beiden auch noch gut Luft nach oben. Von Heesen meldete auch schon leichte Zweifel an der Trainingsleistung der Angreifer an und wartet nun darauf, dass Neuzugang Nummer zwei in der Abteilung Attacke, Christian Eigler, fit wird. Manager Bader sortiert unterdessen weiter Anfragen für Charisteas, der im heutigen Länderspiel der Griechen gegen die Slowaken mit Mintal und Vittek in Bratislava eine weitere Chance, sich zu empfehlen. Beim Club deutet für die nahe Zukunft viel auf die Lösung Eigler/Boakye hin. Fazit: Große Baustelle, weil sich weder ein Charisteas noch ein Vittek für einen Bankplatz in der Zweiten Liga begeistern dürften und beide auch ein ordentliches Gehalt beziehen. Das sorgt erfahrungsgemäß für Unruhe und deshalb sind die Verantwortlichen gefordert. Bader ist zumindest bei Charisteas guter Hoffnung, „dass noch was kommt.“ Gemeint sind Angebote. Eberhardt Ergenzinger