Thomas von Heesen: Heute beginnt die Mission Klassenerhalt

NÜRNBERG - Nur ein Punkt, nur ein erzieltes Tor, zwei Platzverweise – Andy Wolf in Karlsruhe und jetzt, beim 0:2 in Bremen, Ivan Saenko: Die Club-Bilanz nach drei Rückrundenspielen ist, milde formuliert, bescheiden.
Neu-Trainer Thomas von Heesen, nach dem unglücklichen 0:1 im Uefa-Cup bei Benfica Lissabon an die Weser mit dem Handicap angereist, „bislang in keinster Weise inhaltlich trainieren zu können“, steht wie sein Vorgänger Hans Meyer knietief im Abstiegssumpf.
Nach seinen ersten 180 Spielminuten als Verantwortlicher wirkt von Heesen aber alles andere als ratlos: „Die Mannschaft nimmt das an, was ich fordere und marschiert.“ Tommy hat ihn ausgerufen, den Kampf der guten Hoffnung. Heute beginnt für den Trainer die extrem schwierige Mission Klassenverbleib.
Was-wäre-wenn-Floskel
Dabei ist es natürlich hypothetisch, die Was-wäre-wenn-Floskel zu strapazieren, was in Bremen möglich gewesen wäre. Wenn Jan Kristiansen, nach prima Vorarbeit durch Nicky Adler, die Kugel nach nur zwölf Minuten richtig getroffen hätte.
„Das sind Dinger, die du in einem Auswärtsspiel machen musst“, sagt von Heesen in ruhigem Tonfall. Wenn Saenko einen Bremer Freistoß nicht übermotiviert ohne den geforderten Abstand von 9,15 Metern blockiert hätte.
„Es war klar, dass Schiedsrichter Florian Meyer Gelb-Rot zücken wird“, erklärt der Club-Trainer emotionslos.
Keine „Kopfwäsche“ à la Hans Meyer
Oder wenn der geständige Abwehrchef Andreas Wolf („das war mein Bock“) vor dem 0:1 durch Bremens Angreifer Markus Rosenberg „den Ball auf die Tribüne drischt und nicht versucht, mit der Hacke zu klären, das weiß er aber selbst am besten“. Von Heesen verzichtet bewusst auf eine verbale „Kopfwäsche“ à la Hans Meyer.
Denn: „Ich will nicht lamentieren, wer alles fehlt“, war sich von Heesen schon „in dem Moment, als ich mich für Nürnberg entschieden habe, der Rahmenbedingungen bewusst. Ich brauche die Spieler, die mir zur Verfügung stehen. Und zwar mental stark.“
Wobei er schon die Hoffnung hegt, dass er aus der lahmenden Offensivabteilung in dieser Woche zumindest zwei Rückkehrer begrüßen kann. Angelos Charisteas (blockierter Lendenwirbel) und Robert Vittek (Knorpelschaden im Knie). Für das Rückspiel gegen Benfica Lissabon am Donnerstag. Aber auch vor allem im „Abstiegskrimi“, wie Verteidiger Dominik Reinhardt die sportlich überlebenswichtige Partie gegen Energie Cottbus am kommenden Sonntag bezeichnet.
Marek Mintal (Innenbanddehnung) und Zvjezdan Misimovic (Bänderriss im Knöchel), „die beide ein Spiel alleine entscheiden können“, hat der Trainer dagegen noch nicht auf seiner Rechnung.
Wenig Bewegung bei engem Zeitplan
„So wie wir uns in Lissabon und Bremen gewehrt haben, macht uns das Mut, dass wir da unten rauskommen“, so Manager Martin Bader. Die Hoffnung stirbt auch bei ihm zuletzt. Über die Trennung von Hans Meyer sagt der 40-Jährige: „Es gibt kein Handbuch, in dem steht, wann der richtige Zeitpunkt für einen Trainerwechsel ist. Wir wussten, dass von Heesen bei dem engen Zeitplan nicht sofort viel bewegen kann. Aber wenn ich die Cottbusser sehe, die zwar auch nur einen Punkt aus drei Spielen geholt haben, dann habe ich das Gefühl, die wissen genau, um was es geht.“
Ums nackte Überleben. „Bei uns ist der Eindruck entstanden, einige verstehen erst, dass uns das Wasser bis zum Hals steht, wenn man einen Trainerwechsel vollzieht“, so Bader weiter.
Ein Beispiel von vielen: Jaouhar Mnari, für den gelbgesperrten Kapitän Tomas Galasek in der Startelf und unter Meyer völlig außen vor, „hat richtig gut Struktur reingebracht“, lobt von Heesen. Der Kampf der guten Hoffnung, er ist eröffnet. Mit einer logischen Vorgabe des Trainers: „Spätestens gegen Cottbus müssen wir die Punkte einfahren.“
Markus Löser