Theatertruppe klaut Wasmeiers Maibaum

Schliersee - Die Diebe kamen in der Nacht. Am nächsten Morgen tickerte das „Kompetenz-Team“ des „Markus Wasmeier Freilichtmuseum“ im Internet: „Wir haben ein Problem. In der Nacht von Montag auf Dienstag haben gemeine Diebe unseren geliebten Maibaum entwendet. Hinter dieser Entführung steht das berüchtigte Grenztheater Ludwigs Erben aus Grafing.“
Das hatte Museums-Geschäftsführer Daniel Wagner messerscharf aus dem mit „Jennerwein“ gezeichneten Erpresserbrief geschlossen.
Er lag richtig. Die Forderung der selbst erklärten Wilderer kam per Twitter und klang astronomisch: „500 Liter Museumsbier und eine Brotzeit für 15 Personen und unseren Präse.“ Dazu unter anderem eine Dieselpauschale für den Bulldogfahrer, Fördermitgliedschaft beim Grenztheater Ludwigs Erben und „Voltarensalbe für Stefi Z. (sie spürt ihre Schulter nicht mehr)“.
Wagners Gegenangebot: „30 Liter Maibock, 15 vegetarische Brotzeiten und ein nettes Gespräch mit Brauer Olaf.“ Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier erfuhr in Südtirol von dem Ungemach – und trug’s mit Fassung. Er bescheinigte den Dieben nicht nur eine exzellente Ortskenntnis, sondern auch ein gutes Timing: „Der Baum war bewacht. Die Handwerker waren nur mal eine halbe Stunde weg“, sagt Wasmeier. „Die müssen hinter den Büschen gelauert haben.“
Die Idee stammte vom Theater-Autoren Sebastian Schlagenhaufer. Das Grenztheater, das heuer im Schloss Elkofen auftritt, war in den vergangenen Jahren in Schliersee mit dem „Jennerwein“ zu Gast, kannte sich dementsprechend blendend auf dem Museums-Terrain aus: „Wir wussten, dass der Maibaum nur an zwei Stellen sein konnte.“
Schon der erste Versuch war erfolgreich: Der 20 Meter lange Baum lagerte am Hintereingang der Bühne. 15 Theatermänner und -frauen hievten ihn auf den Anhänger.
Das Museum kapitulierte um 14.59 Uhr: „Liebe Erpressergemeinschaft Grenztheater Ludwigs Erben e. V., wir nehmen eure Forderungen hiermit an.“ Aber: Statt 500 Liter gibt’s am 1. Mai beim Museumsfest nur so viel Maibock, wie in die Theaterleute hineinpasst. Statt Voltaren gibt’s für Stefi eine Massage von starken Brauerhänden. Der Zusatz „vegatarisch“ bei der Brotzeit ist gestrichen.