Teures "Experiment" Wärmepumpe: Begehrte Technologie stellt Ehepaar vor massive Probleme

Rosmarie Dörp hat ihre Wärmepumpe vor dem Ukraine-Krieg bestellt – und noch immer wartet sie auf den Einbau. Zudem soll die Umrüstung deutlich teurer werden als zunächst gedacht.
von  Kilian Pfeiffer
Seit Monaten stehen die Teile der Wärmepumpe unter dem Vordach und warten auf ihren Einbau. Kommende Woche soll Rosmarie Dörps neue Heizung nun eingebaut werden.
Seit Monaten stehen die Teile der Wärmepumpe unter dem Vordach und warten auf ihren Einbau. Kommende Woche soll Rosmarie Dörps neue Heizung nun eingebaut werden. © Kilian Pfeiffer

Berchtesgaden - Seit Monaten steht die Palette unter einem Vorbau neben der Garage und wartet auf den Einbau. Rosmarie Dörp wohnt mit ihrem Mann in einem Einfamilienhaus. Vor zwölf Jahren haben es die beiden gekauft und renoviert. Die Heizung, die noch mit Öl läuft, blieb bei der Übernahme damals bestehen. Doch Heizung und Kessel sind bereits in die Jahre gekommen, die vier Öltanks im Keller des Hauses haben mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel, "der Austausch war einfach fällig", erklärt Rosmarie Dörp.

3.500 Liter Öl benötigten die Dörps pro Jahr. In den vergangenen Jahren stieg der Verbrauch zudem deutlich. Eigentlich wollte die Familie auf eine Gasheizung wechseln. Diese war auch bereits bestellt. "Das wäre unser Wunsch gewesen, weil die Anschaffungskosten deutlich günstiger waren", sagt Dörp.

In die Jahre gekommen: die Ölheizung im Keller.
In die Jahre gekommen: die Ölheizung im Keller. © Kilian Pfeiffer

Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 stornierte die Berchtesgadenerin die Gasheizung. "Gas war für uns gestorben." Die Wärmepumpe geriet in ihr Blickfeld. Deutlich teurer, aber die einzige Möglichkeit, sagt Dörp. Fernwärme ist am Haus keine Option, da die Leitungen in der Gegend noch nicht verlegt sind.

Heizungsmonteur über ihre Wärmepumpe: "Sie wird gut funktionieren"

Ein Heizungsfachmann begutachtete im April vergangenen Jahres den alten Ölkessel. Das Angebot trudelte zwei Wochen später ein. Die Erstaussage: Die Wärmepumpe könne in sechs Wochen eingebaut werden, sagt Dörp rückblickend. Aus den sechs Wochen ist mittlerweile ein Jahr geworden. Die Pufferspeicher waren nicht lieferbar, weitere Teile fehlten. Auch der Stromanschluss bereitete Schwierigkeiten, weil ein Verteilerkasten nicht geliefert werden konnte. Neues Öl hat die Familie schon lange nicht mehr geordert. Aus einem behelfsmäßigen Plastikbehälter wird die Heizung mit Öl versorgt.

Das Haus von Familie Dörp ist mehr als 60 Jahre alt. "Der Heizungsmonteur sagt, die Wärmepumpe wird bei uns gut funktionieren." Natürlich könnte die Ausgangslage besser sein, weiß die Wärmepumpenkäuferin. Die Fenster wurden beim Einzug vor zwölf Jahren erneuert. Das Einfamilienhaus ist aber nicht speziell gedämmt. Auch das wäre gut, gleichzeitig aber auch mit enormen Kosten verbunden.

Vier Öltanks haben die Dörps. Deren Ausbau soll in wenigen Tagen beginnen.
Vier Öltanks haben die Dörps. Deren Ausbau soll in wenigen Tagen beginnen. © Kilian Pfeiffer

15.000 oder bis zu 50.000 Euro? Die Kosten sind nicht zu unterschätzen

Trotzdem soll das neue Wärmepumpen-System funktionieren – zwar mit höheren Vorlauftemperaturen. Optimal bei einem Luftwärmepumpensystem ist eine Vorlauftemperatur von 35 Grad. Auch bei Vorlauftemperaturen von bis zu 55 Grad kann der Betrieb einer Wärmepumpe noch sinnvoll sein.

Rosmarie Dörp sagt: "Für uns ist es wie ein Experiment." Denn der Betrieb einer Wärmepumpe erfordert den Einsatz von Strom. Wie hoch die monatlichen Kosten ausfallen werden, kann sie noch nicht abschätzen. Ein eigens abgeschlossener Wärmestromtarif verspricht niedrige Stromkosten. Immerhin. Insgesamt bleiben die Kosten aber hoch. Zwar steht die Wärmepumpe mit knapp 15.000 Euro auf dem Angebot aus dem Jahr 2022. Inklusive Einbau, Material, Monteurstunden und zusätzlicher Elektrik knacken die Kosten aber die 50.000-Euro-Marke.

Wärmepumpe: Preistendenz eher steigend als fallend

"Die Geräte sind zu teuer", attestiert auch Josef Pflügl, Obermeister der Innung für Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik in Traunstein. Er geht nicht davon aus, dass die Geräte günstiger werden. "Wir haben viel zu wenige Leute, die Löhne werden auch nicht günstiger", sagt Pflügl. 30 Prozent mehr zahlt er nun allein in die Berufsgenossenschaft im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Würde er heute eine 17 KW-Wärmepumpe bestellen, "kostet mich das im Einkauf allein 17.000 Euro", sagt der SHK-Obermeister. Verdient hat er dabei noch keinen Cent. Die Preistendenz sei eher steigend als fallend, "auch wenn die Prognosen der Politiker anderes verlauten lassen".

Am meisten Kopfzerbrechen bereiten ihm aber die Mitarbeiterzahlen in seinem Gewerk. Als Obermeister hat er einen guten Überblick. 100 Azubis waren es in seinem Zuständigkeitsgebiet im vergangenen Jahr. 90 traten zur Prüfung an, ein Drittel fiel durch. "Erfahrungsgemäß bleibt in den Jahren drauf dann ein Drittel im Gewerk."

Die Lage ist so dramatisch, dass kaum einer weiß, wie es weitergeht, wenn das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) tatsächlich Einzug hält. "Noch ist die Nachfrage nach Ölheizungen riesig", sagt auch Stefan Stanggassinger, Anlagenmechanikermeister für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik aus Bischofswiesen. Die Wartezeiten? Mehr als ein Jahr, sagt Stanggassinger. "Ende 2024", sagt der Obermeister. Doch dann sollen Ölheizungen schon gar nicht mehr eingebaut werden dürfen.

Das Warten auf die Wärmepumpe hat Nerven gekostet

"Die Nachfrage ist größer als in den vergangenen zehn Jahren", weiß Josef Pflügl. Ähnlich sieht es bei den Wärmepumpen aus. "Prognosen sind schlecht zu stellen." Laut ihm sei die Gefahr groß, dass Bürger weiter verunsichert werden, zumal die Politik hohe Förderungen versprochen hat. "Wenn die nicht eingehalten werden, wird es zum Stillstand führen", schätzt Pflügl.

Rosmarie Dörp ist froh, dass das letzte Teil nun geliefert und die Heizung endlich eingebaut werden kann. Das teure Unterfangen hat Nerven gekostet. Was bleibt, ist Zuversicht, dass die Wärmepumpe funktionieren wird. "Im Notfall habe ich noch meinen Holzofen", sagt Dörp.

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