Teurer Warenkorb: Wie die Inflation die bayerischen Verbraucherpreise nach oben treibt

Für die Dinge des täglichen Bedarfs muss man immer mehr Geld aufbringen. Viele Krisen sorgen für eine bislang ungekannte Dynamik.
von  Martina Scheffler
Passt noch was obendrauf? Auch Lebensmittel gehören zu den Preistreibern in Bayern.
Passt noch was obendrauf? Auch Lebensmittel gehören zu den Preistreibern in Bayern. © Frank Rumpenhorst/dpa

Bayern - Eine Entwicklung, die wir in dieser Größenordnung seit vielen Jahren nicht mehr kennen" - so beschreibt Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik, die Entwicklung von Verbraucherpreisen und Inflation im Freistaat. "Die niedrigen Werte der letzten Jahre sind erstmal passé." Am Mittwoch stellte die Behörde die Zahlen für das Jahr 2021 vor.

Thomas Gößl.
Thomas Gößl. © Poss/Landesamt

Spitzenwert im Dezember

Im Dezember erreichte die Inflation in Bayern den Statistikern zufolge den Spitzenwert von 5,4 Prozent. Das Jahr habe bereits mit einem sprunghaften Anstieg der Inflationsrate begonnen, sagte Abteilungsleiter Markus König - zu diesem Zeitpunkt wurde die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer beendet und die CO2-Steuer eingeführt.

Erschwerende Faktoren

Zudem kam Bayern gerade aus einer "schweren Rezession", und mit dem Wiederanlaufen der Wirtschaft sei dieser Anstieg völlig normal. Was aber erschwerend hinzukomme, seien die unterbrochenen Lieferketten.

Zu den starken Inflationsraten beigetragen hat demnach auch, dass die Wirtschaft in Asien schneller wieder anzog. Insgesamt habe man in den letzten 15 Monaten eine Preissteigerung von fünf Prozent gesehen, sagte König. "Das ist natürlich relativ massiv."

Eine ungewohnt "dynamische Entwicklung"

Im historischen Vergleich ist eine solche Entwicklung für Statistiker dennoch nicht unnormal, wie König sagte: Ölkrisen, Wiedervereinigung und Euroeinführung sorgten auch für Preissteigerungen. Es sei aber zu sehen, dass "wir selten so eine dynamische Entwicklung hatten wie jetzt im Augenblick", der Verbraucherpreisindex sei seit Ende 2020 förmlich explodiert.

Der aktuelle Verbraucherpreisindex im Freistaat.
Der aktuelle Verbraucherpreisindex im Freistaat. © Bayerisches Landesamt für Statistik

Die bayerischen Inflationstreiber 

Unter den Top-25-Inflationstreibern in Bayern tauchen in der Statistik für den Februar 2022 insgesamt 13 Waren aus dem Bereich Energie auf, sieben aus dem Bereich Nahrung - auch Tomaten, Gurken, Tiefkühlobst und die inzwischen knapp gewordenen Speiseöle trugen ihren Teil zur Preissteigerung bei. Hohe Weltmarkt- und Produktionspreise sind der Behörde zufolge der Hintergrund.

Durch Corona habe die Nahrungsmittelinflation etwas über der Gesamtinflation gelegen, sagte Sara Bleninger, Sachgebietsleiterin Preise, Löhne und Gehälter beim Landesamt. Ganz deutlich erkennbar sei aber die hohe Inflationsrate bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen.

Wie geht es weiter?

Statistik schaue in die Vergangenheit, weniger in die Zukunft, sagte König. "Niemand weiß, wie sich die Inflationsrate jetzt weiter entwickeln wird." Eine seriöse Vorhersage, ob sich etwa eine Stagflation oder Rezession anschließe, sei nicht möglich. Derzeit verzeichne man überall Knappheit.

Man befinde sich in einer einmaligen Situation, kommend aus einer Rezession, "und hier schließt sich jetzt unmittelbar eine möglicherweise entstehende Energiekrise an". Eine Inflationsrate, die in so kurzer Zeit so schnell steige, sei sehr ungewöhnlich. Die gezeigte Statistik schließt daher auch ungewöhnlich - mit drei Fragezeichen.

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