Test-Pannen: Das Corona-Chaos geht weiter

München - AZ-Leserin Evi D. aus München ist wütend: Am Montag kehrten die 53-Jährige und ihre Tochter Hannah (25) aus dem Italienurlaub zurück und ließen sich an einer Teststation im Freistaat jeweils einen Corona-Abstrich nehmen. Nicht, weil sie aus einem Risikogebiet kamen oder sich krank fühlten, sondern zur Sicherheit. "Mein Vater lebt in einem Pflegeheim und meine Mutter ist gesundheitlich auch nicht mehr so fit", sagt Evi D.
Eigentlich sollten die Frauen spätestens nach 72 Stunden über das Ergebnis informiert werden. Bis Freitag war das jedoch nicht der Fall.
Stattdessen riet die zuständige Test-Firma Eurofins ihnen auf Nachfrage, doch nächsten Dienstag erneut anzurufen. Und ein Mitarbeiter des Landesamtes für Gesundheit habe gesagt, die Verzögerungen seien bekannt. Sie sollten sich doch noch einmal testen lassen, erzählt Evi D.
"Es geht mir gut", sagt sie im Gespräch mit der AZ. "Aber was wäre denn, wenn ich tatsächlich Corona hätte?" Dann bestünde die Möglichkeit, dass sie unwissentlich andere Menschen ansteckt, bevor sie selbst von ihrer Infektion erfährt.
Corona-Testpannen: Keine Einzelfälle
Unglückliche Einzelfälle? Keineswegs. Wie ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums am Freitag bestätigte, sind schon wieder 10.000 Menschen, die sich in Bayern testen ließen, von einer massiven Panne betroffen. Sie seien zwischen vergangenem Samstag und Dienstag an den Flughäfen München, Nürnberg und Memmingen auf das Coronavirus getestet worden und hätten nicht innerhalb der versprochenen Frist von 48 Stunden das Ergebnis erhalten.
Erst Mitte August hatte die Staatsregierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eingestehen müssen, dass es zu Verzögerungen bei 44.000 Getesteten gekommen war, darunter mehr als 900 mit positivem Befund. "Jeder macht mal Fehler", sagt Evi D. verärgert. "Aber danach muss es klappen oder man muss es stoppen. Wir Bayern machen uns mit dieser Farce doch vollkommen unglaubwürdig."
Ursache für die Verzögerungen diesmal sei ein EDV-Problem beim privaten Dienstleister Ecolog, der im Auftrag des Freistaats an den Airports die Tests durchführt, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums. Er ging davon aus, dass im Laufe des Freitags alle betroffenen Menschen ihre Ergebnis-Benachrichtigungen erhalten würden. Bereits am Donnerstag hatte auch das Landesamt für Gesundheit die Verzögerungen bei den Teststationen an Flughäfen eingeräumt. Grund sei "ein Schnittstellenproblem in der Datenverarbeitung" bei Ecolog, hieß es.
Chaos an Autobahn-Teststationen
AZ-Leserin Evi D. und ihre Tochter sind allerdings nicht mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückgekehrt. Ihre Abstriche wurden in der Test-Station an der A 93 in Kiefersfelden gemacht. Und nicht nur die Münchnerinnen ärgern sich, dass sie nicht benachrichtigt wurden. Andere Reiserückkehrer berichteten ebenfalls über Chaos an den Autobahn-Stationen und tagelangen Wartezeiten.
Im Zuge der jüngsten Testpanne habe das Landesamt für Gesundheit auch die Daten der Teststationen an den Autobahnen und Bahnhöfen abgefragt, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums dazu. Bis auf wenige Ausnahmen habe es dort keine größeren Verzögerungen bei der Übermittlung gegeben.
Eine solche Ausnahme scheint auch Rene Meier (38) zu sein: Seit vergangenem Sonntag warte er auf das Ergebnis seines Tests, dem er sich auf dem Rückweg von Kroatien an der A3 bei Passau unterzogen habe. "Ich bin extra drei Tage früher als geplant zurückgefahren, damit ich das Testergebnis rechtzeitig habe."
Am Montag müsse er eigentlich wieder zur Arbeit, doch ohne negatives Ergebnis sitze er weiter in Quarantäne. "Das ist doch unmenschlich, fast schon Freiheitsberaubung."