Terror-Verein darf in der Stadthalle tagen

Graue Wölfe in Fürth: Die Stadt genehmigt die Party einer Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird
von  Abendzeitung
Hasserfüllt krakeelen ultra-nationalistische Graue Wölfe ihre Parolen gegen Kurden, Aleviten, Juden, Armenier, den Westen.
Hasserfüllt krakeelen ultra-nationalistische Graue Wölfe ihre Parolen gegen Kurden, Aleviten, Juden, Armenier, den Westen. © dpa

Graue Wölfe in Fürth: Die Stadt genehmigt die Party einer Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird

NÜRNBERG/FÜRTH Es klingt so harmlos: Der Verein „Bizim Ocak“ (zu Deutsch: „Unser Ofen“) lädt am Samstag zu einer Tanz- und Folklore-Veranstaltung in die Fürther Stadthalle. 1000 Teilnehmer werden erwartet.

Eine kleine Recherche allerdings hätte den Verantwortlichen der Stadt schnell klar gemacht, wer tatsächlich hinter den türkischen Volkstümlern steckt, die in der Fürther Maxstraße residieren: Es sind Graue Wölfe, eine faschistische, ultra-nationalistische, rassistische Organisation, die Verfassungsschutz und Bayerisches Innenministerium als brandgefährlich einstufen.

Angeblich hatten die Verantwortlichen bei der Genehmigung der Feier davon keine Ahnung. Mittlerweile aber weiß die Stadt Fürth Bescheid. Verhindern will man die rechtsextreme Party nicht: „Wir haben keine Handhabe. Der Vertrag ist geschlossen“, sagt Rechtsreferent Christoph Maier.

Sogar auf Auflagen wird verzichtet

Hätte eine Tarnorganisation der NPD die Halle gemietet, würde Fürth „alles tun, um die Veranstaltung zu verhindern“, räumt Maier ein. Beim türkischen Pendant hingegen legt man die Hände in den Schoß. Und das, obwohl man offensichtlich getäuscht wurde: Dass „Bizim Ocak“ Teil der vom Verfassungsschutz beobachteten türkischen „Idealistenvereine in Deutschland“ (ADÜDTF) ist, verschwieg die Gruppierung.

Schon 2006 hatte „Bizim Ocak“ in die Stadthalle geladen. Youtube-Videos zeigen die Fanatiker beim Schwenken der Drei-Halbmond- Flagge. Sängerin Seval Güles – auch heuer Stargast – trällert: „Wir werden die ehrenwerte türkische Flagge in Kirkuk hissen.“ Kirkuk ist eine kurdische Stadt im Nordirak. Sängerin und Publikum formen die Hände zum Wolfsgruß, dem Erkennungszeichen der Faschisten.

Maier verlässt sich darauf, dass Staatsschützer bei der Veranstaltung zugegen sind. Der Nürnberger Rechtsanwalt Eser Polat, Rechtsvorstand der Alevitischen Gemeinde in Deutschland, hingegen findet: „Die Stadt hätte die Veranstaltung verbieten können, weil sie durch einen Strohmieter getäuscht wurde.“ Auch Auflagen, etwa das Verbot bestimmter Symbole, wären möglich gewesen. Fürth verzichtet darauf und lässt zu, dass einer menschenverachtenden Ideologie gefrönt wird.

Und das in der Stadt, die einst als „fränkisches Jerusalem“ bekannt war...StW

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