Terror am Ammersee: Bombe vom Hells-Angels-Chef?

Hamburg - Die Preußen-Rocker Steintorkönig und Thrombose-Paul wollten in Bayern doch nur für Gerechtigkeit sorgen – und haben Angst und Schrecken verbreitet. Vorbei war’s mit der Beschaulichkeit in Breitbrunn am Ammersee, wo die Hells Angels einen mutmaßlichen Anlagebetrüger und dessen Angehörige nicht länger unbehelligt leben lassen wollten.
Klingt nach einer Action-Komödie? Ja, aber diese zwielichtigen Gestalten gibt’s wirklich. Thrombose-Paul ist 72 und war ein ganz Großer im Frankfurter Rotlichtmilieu. Er ist der väterliche Freund von Frank Hanebuth (49), Obermufti der Frankfurter, dann der spanischen Hells Angels. Hanebuth wurde im Juli auf der Finca von Thrombose-Paul festgenommen.
Der Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung, Förderung illegaler Prostitution, Drogenhandel und Geldwäsche. Jetzt werfen die spanischen Behörden dem gewichtigen Hells-Angels-Boss laut „Spiegel“ auch noch vor, die Familie eines mutmaßlichen Millionenbetrügers terrorisiert zu haben oder das zumindest mit dem Thrombose-Spezl von Mallorca aus koordiniert zu haben.
Das war passiert: Einem Opfer des angeblichen Anlagebetrügers, der mit seiner in Dubai gemeldeten Firma bis zu 11000 Menschen um ihr Erspartes gebracht haben soll, mahlten die Mühlen der Justiz zu langsam. Er nutzte seine Kontakte zu den Höllenengeln, um sein Geld zurück zu bekommen.
Dem „Spiegel“ liegen die Ermittlungsprotokolle vor: „Wir müssen es nur schaffen, dass er es überweist, weil er ist zu feige, um seinen Kopf hinzuhalten, und das werden wir nur über seine Familie schaffen“, sagt ein Chris am Telefon. „Er muss den Druck von seiner Familie kriegen, verstehst du?“, pflichtet Paul ihm bei. „Genau, und über seine Schwiegereltern“, ergänzt Chris.
Druck ausüben heißt für die Rocker, die Familie des mutmaßlichen Anlagebetrügers zu terrorisieren, die am Ammersee lebt. Und tatsächlich: Unbekannte deponierten am 28.März 2013 unter dem Auto der Nichte des Betrügers eine Bombe und zündeten einen Brandsatz. Das Auto explodierte nur nicht, weil es rasch wieder gelöscht wurde.
Die Schwiegermutter und zwei Geschäftspartner des abgetauchten Gauners bekamen unangenehme Post: Briefbombenattrappen. Und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Dezember 2012 beschmierten die Rocker Büros und Wohnhäuser von Menschen, die dem Anlagebetrüger nahe stehen, mit Tierblut und Kadaverteilen.
Einen mutmaßlichen Komplizen des Betrügers griffen zwei Unbekannte mit Pfefferspray an und schnitten ihm ins Gesicht. Auf Englisch forderten sie Millionensummen.
Die Terror-Aktionen zeigten Wirkung: Die Familie und Freunde des Mannes standen unter Polizeischutz. Lange wusste niemand, wer hinter den Aktionen steckt. Doch jetzt schließt die spanische Polizei aus abgehörten Telefonaten und abgefangenen E-Mails, dass die Spuren des Schreckens bei einem Mann zusammen laufen: Frank Hanebuth.
Der soll Männer angeheuert dazu haben, alle mit krimineller Vergangenheit und einigen Spezialfertigkeiten: Unter ihnen soll auch ein Kampfsporttrainer sein, der Erfahrungen im Menschenhandel hat, und ein aktenkundiger Betrüger. Der attackierte Anlagebetrüger allerdings muss keine Angst mehr vor den Rockern haben: Er sitzt in Haft.