Tegernseer braut alkoholfreies Bier: Wo und wann es zuerst auf den Markt kommt
Tegernsee - Am Tegernsee tut sich was - das dortige Herzoglich Bayerische Brauhaus will im Frühjahr ein neues Bier anbieten. "Es ist richtig, dass wir voraussichtlich im April ein ‚Alkoholfreies Tegernseer Helles' auf den Markt bringen werden", teilt Geschäftsführer Christian Wagner der AZ auf Anfrage mit.
Alkoholfreies Bier wird generell immer gefragter - siehe Augustiner-Hype. Das Statistische Bundesamt teilte im vergangenen Juli mit, dass 2023 die größeren Betriebe (mehr als 20 Mitarbeiter) bereits 556 Millionen Liter Alkoholfreies herstellten. Das bedeutete ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zu 2022 und mehr als das Doppelte als zehn Jahre zuvor.

Die Nachfrage der Kundschaft ist da
Ist das auch die Motivation in Tegernsee? Wagner sagt auf AZ-Nachfrage: "Bedingt durch strengere gesetzliche Regelungen und gesellschaftlicher Veränderungen hat sich das Konsumverhalten der Verbraucher in den vergangenen Jahren verändert und wird sich auf Basis von Studien auch zukünftig weiter verändern."
So nehme seit Jahren der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier in Deutschland signifikant ab, das alkoholfreie Bier "wächst hingegen überproportional". Die Nachfrage merkt man demnach in Tegernsee auch im Gespräch mit der Kundschaft, insbesondere aus der Gastronomie. "Das alles hat uns veranlasst, unser Biersortiment durch ein alkoholfreies Helles zu ergänzen."

"Eine große Anzahl an Brauversuchen"
Das Ziel sei "natürlich, ein geschmacklich herausragendes alkoholfreies Bier zu brauen", so Wagner. Doch das geht nicht von heute auf morgen: "Dieses Vorhaben erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und eine große Anzahl von Brauversuchen." Er erklärt warum: "Die Rohstoffe Wasser, Braumalz, Hopfen und Hefe geben uns eine Vielzahl von Geschmacksmöglichkeiten."
Aber auch Alkohol sei ein wesentlicher Geschmacksträger und der wird beim neuen Hellen entzogen. Am Tegernsee werde für die Entalkoholisierung ein Verfahren verwendet, "bei dem der Alkohol bei geringen Temperaturen in einem Vakuum schonend entzogen wird", so Wagner. "Die große Kunst unserer Braumeister besteht darin, dass nach der Entalkoholisierung das alkoholfreie Tegernseer Helle besonders süffig ist und den von uns gewünschten Charakter aufweist."

Wagner weiter: "Diese Vorgehensweise erfordert viel Zeit - ist aber die Basis für ein geschmacklich gutes alkoholfreies Helles." Im Getränke-Markt-Magazin "Inside" war im November noch von einem Start Ende März die Rede gewesen.
Hier wird man es zuerst bekommen
Wo wird es das alkoholfreie Helle von Tegernseer geben? "Anfänglich wollen beziehungsweise können wir das Tegernseer Hell ‚Alkoholfrei' nur im Kernmarkt rund um Tegernsee und München in der Gastronomie und im Getränkehandel platzieren." Das Bier werde in der Euroflasche 0,5 abgefüllt.
Das Brauhaus hat eine lange Tradition. Wie bei vielen anderen Brauereien stand am Anfang ein Kloster. Zum Zeitpunkt des Reinheitsgebotes 1516 sei am Ostufer des Tegernsees wohl schon seit 500 Jahren Bier gebraut worden, heißt es auf der Homepage des Brauhauses.
So kamen die Wittelsbacher zu der Brauerei
Ganz offiziell wurde es später: "1675 erlangte das Benediktiner-Kloster Tegernsee beim bayerischen Kurfürsten, dass das klösterliche Braurecht, das lange im Klostermarkt Holzkirchen lokalisiert gewesen war, nach Tegernsee verlegt wurde."
Nach der Klosteraufhebung 1803 sei die Brauerei von einem staatlichen Administrator geleitet worden, bis sie 1805 vom neuen Kloster-Besitzer Karl Joseph von Drechsel übernommen wurde.
1817 erwarb Bayerns König, der Wittelsbacher Max. I Joseph, die Brauerei. Dieser ließ sie als "Königliches braunes Brauhaus Tegernsee" weiterführen.
1875 ging das Brauhaus an die herzogliche Linie des Königshauses in Bayern.
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