Taxlerin (43) mit Stein niedergeschlagen
Nach dem brutalen Raub leidet die Frau unter Angstzuständen. Sie fürchtet Fremde und Dunkelheit, verliert ihren Job. Nun steht der Täter (27) vor Gericht
Passau - Die Tat war brutal. Und der Mann, der sie begangen hat, versucht jetzt, sie zu entschuldigen. Mit Drogenmissbrauch. „Ich hatte Crystal konsumiert, das hat mir das Hirn ausgeschaltet“, sagt Andrea K. (27) vor Gericht. Mit einem faustgroßen Flusskiesel hatte er eine Passauer Taxifahrerin bewusstlos geschlagen, um an ihre Brieftasche zu kommen.
Den nächtlichen Überfall hat die 43-jährige Christiane M. bis heute nicht verkraftet. Ihren Beruf musste sie aufgeben. „Ich habe Angst, wenn fremde Personen in mein Auto steigen“, erzählt das Opfer in der Zeugenbank. Es befindet sich in Therapie.
Der Schock sitzt so tief, dass sich Christiane M. bei Dunkelheit ohne Begleitung nicht mehr aus dem Haus traut. „Die Therapiestunden, die Einkäufe – alles habe ich auf den Tag verlegt", erzählt die frühere Taxlerin. Selbst die Fahrt mit Fremden im Aufzug oder der Gang durch ein unübersichtliches Treppenhaus bereite ihr Unbehagen.
Als der Bursche, das Käppi tief ins Gesicht gezogen, in einer Novembernacht des Vorjahres am Bahnhof in ihren Skoda Kombi stieg, war sie arglos. Sein Schweigen nahm sie hin. „Es ist immer beklemmend, wenn ein Fahrgast die ganze Zeit über nichts sagt, aber solche gibt es viele“, sagt sie.
Am Ziel, die Taxiuhr zeigte acht Euro, kramte er ungewöhnlich lange nach seinem Geldbeutel. Glaubte sie. In Wirklichkeit hatte er Mühe, den großen Stein aus seiner Jackentasche zu fingern.
Fünf, sechs Mal drosch er den 700 Gramm schweren Kiesel an die Schläfe der Taxifahrerin, schob ihr zwei Finger tief in den Rachen, damit sie nicht schreien konnte, rammte ihr einen Ellenbogen mit voller Wucht ins Brustbein, damit er an ihre Brieftasche greifen konnte, die mit rund 300 Euro Tageseinnahmen im Seitenfach lag. „Ich war so überrascht, dass ich keine Sekunde Gegenwehr leisten konnte“, berichtet sie.
Die Brieftasche springt auf, gut 200 Euro der Beute verteilen sich im Wagen. Er flüchtet mit dem Rest. Sein erster Gang geht in eine Spielothek: „Ich wollte noch mehr Geld gewinnen.“ Dann habe er angeblich wieder Crystal gekauft, 100 Euro koste das. Zwei Gramm Cannabis und ein Gramm Crystal, das sei damals seine Tagesdosis gewesen. „Dann brauchen Sie ja 1200 Euro im Monat allein für Drogen“, rechnet ihm der Opferanwalt vor.
DNA-Spuren am Türgriff des Taxis und an seiner roten Daunenjacke, die er auf der Flucht in ein Gebüsch geworfen hatte, entlarvten den Täter. Sein Genmaterial war wegen Drogen- und Eigentumsdelikten bekannt. Der Prozess geht weiter.
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