Tausende bei Schüler-Demo: Hagelt’s jetzt Verweise?

Trotz Straf-Androhung: Streik in Nürnberg für ein gerechtes und kostenloses bayerisches Bildungssystem.
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„Wir sind hier, und wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut“, riefen die rund 3000 Schüler und Studenten auf ihrem Demonstrationszug quer durch Nürnberg.
Berny Meyer „Wir sind hier, und wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut“, riefen die rund 3000 Schüler und Studenten auf ihrem Demonstrationszug quer durch Nürnberg.

Trotz Straf-Androhung: Streik in Nürnberg für ein gerechtes und kostenloses bayerisches Bildungssystem.

NÜRNBERG Sie sind laut, sie sind jung, sie sind über 3000, und sie sind sauer: Schüler und Studenten streikten gestern gemeinsam in Nürnberg für ein besseres Bildungssystem. „Seit Jahren versprechen uns die Politiker Verbesserungen – und nichts ist passiert“, sagt Sebastian Nähr empört. Der 18-Jährige Schüler ist einer der Nürnberger Organisatoren vom „Bündnis Bildungsstreik“. Deutschlandweit wurden über 240000 Menschen in über 70 Städten mobilisiert.

Für Frust unter den laut Polizei friedlichen Demonstranten sorgte ein Brief des bayerischen Kultusministeriums, in dem die Schul-Direktoren dazu aufgefordert wurden, die Beteiligung an dem Streik zu bestrafen: „Es ist vorgeschrieben, dass eine Missachtung der Schulpflicht geahndet werden muss“, sagt Ludwig Unger, der Pressesprecher der Kultusministeriums. Die Schüler hätten ja auch am Nachmittag streiken können.

Hagelt es jetzt also Verweise? Nicht zwangsläufig, denn Unger betont: Die Art der Bestrafung könnten die Schulleiter selbst bestimmen.

Jetzt will das Kultusministerium 2700 neue Lehrer Stellen schaffen – nachdem es zuvor 3000 gekürzt hatte

Anders fassen das Schreiben die Schuldirektoren in Nürnberg auf: Etwa Andrea Franke vom Labenwolf-Gymnasiums. „Ich denke schon, dass der Brief eine Aufforderung zum Verweis ist. Wenn wir den ausstellen, dann steht da aber auch drauf, dass es den auf Wunsch des Bildungsministeriums gibt. Man könnte den Verweis so als Dokument des Engagements für die Bildung sehen.“

Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) rät den Direktoren der städtischen Schulen in Nürnberg dazu, „nach Möglichkeit andere Maßnahmen zu ergreifen, als Verweise auszustellen.“

Denn er halte es für richtig, dass sich Schüler artikulieren. „Ich war einer derjenigen, der gesagt hat, dass es sinnvoll sein kann, dass Schüler einmal nicht den Unterricht besuchen, sondern streiken.“ Problematisch werde das jedoch, wenn der Streik zu einer Dauereinrichtung wird.

Die Schüler demonstrierten für ein gerechteres, kostenloses Bildungssystem, kleinere Klassen, die Abschaffung des G8 und des mehrgliedrigen Schulsystems sowie eine Reform der Bachelor-und Master-Studiengänge.

Laut dem bayerischen Lehrerverband fehlen an bayerischen Schulen über 6000 neue Lehrer. Das Kultusministerium will nun 2700 neue Stellen schaffen – nach dem es zuvor 3000 Lehrer-Stellen gekürzt hatte.

Martin Mai

Was die Schüler im Detail fordern, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 18. Juni

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