Tanzschritte nach Gedicht-Lektüre

Am Samstag gibt das neue Nürnberger Opernhaus- Ballettensemble mit „Benditos Malditos“ von Goyo Montero seinen Einstand. Ein Probenbesuch.
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Kniefall vor der Kunst? In „Benditos Malditos“ darf das neue Ensemble zum ersten Mal zeigen, was es kann.
Bettina Stöß Kniefall vor der Kunst? In „Benditos Malditos“ darf das neue Ensemble zum ersten Mal zeigen, was es kann.

NÜRNBERG - Am Samstag gibt das neue Nürnberger Opernhaus- Ballettensemble mit „Benditos Malditos“ von Goyo Montero seinen Einstand. Ein Probenbesuch.

Arbeitslicht taucht den Bühnenraum der Tafelhalle in erbarmungslose Sachlichkeit, Stimmen flirren durch den Saal, an den Seiten halten Tänzer mit Dehnübungen ihre Muskeln geschmeidig. Vorne winden sich drei Paare über den Tanzboden, ihre Bewegungen wirken noch etwas erdenschwer. Zwei Frauen schreiten mit einem Mann in der Mitte voran, und bei dem Versuch, einen Überschlag nach hinten zu vollführen, landet sein linkes Bein im Gesicht einer Tänzerin. Drei der Tänzer sind angeschlagen, einige tragen dicke Kniebandagen. Und Samstag ist Premiere!

Goyo Montero, Nürnbergs neuer Opernhaus-Ballettchef, sitzt in der ersten Reihe und gibt hin und wieder kurze, korrigierende Anweisungen. Geprobt wird „Benditos Malditos“, Monteros Nürnberger Einstand, eine Choreografie, deren zehnminütige Urform für ein Festival auf Kuba entstand, 2007 für Madrid weiterentwickelt und für die Nürnberger Premiere in der Tafelhalleam 13. Dezember, 20 Uhr, auf 70 Minuten gebracht wurde.

Als das Licht wechselt und ein Songs des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland beginnt, verwandelt sich der Saal schlagartig. Die drei Tänzerpaare wiederholen die zuvor „trocken“ getanzte Choreografie: Anfangs noch im Dreieck postiert, lösen sie sich voneinander, schwirren in Bögen durch den Raum, trennen sich in Geschlechtergruppen.

Die Szene ist eine von 19 Nummern, die durch Gedichte und Lieder miteinander verbunden sind. Wie passt dieses lockere Band zu Monteros Versprechen (AZ-Interview vom 2. Oktober), auf der Bühne Geschichten erzählen zu wollen? „Es geht um Liebe und das Fehlen von Liebe“, sagt der Choreograf: „Sowie zwei Personen auf der Bühne sind, erzählen sie immer eine kleine Geschichte. Wie auch jeder Song und jedes Gedicht.“

Anderes Licht, neue Klangkulisse: Ein Mann trägt eine Frau herein. Sie gleitet an ihm herab, bleibt an seinem Bein hängen und lässt sich hinterher ziehen. Dazu wird eines jener Gedichte des spanischen Sängers und Songwriters Joaquín Sabina vorgetragen, die Montero zu seinem Abend inspiriert haben. Auch der Titel „Benditos Malditos“ (Gesegnete Verdammte) ist einem Gedicht Sabinas entlehnt, den Montero mit Bob Dylan vergleicht: „Seine Texte sind kompromisslos, wenden sich direkt an den Leser oder Hörer, sind schnörkellos in ihrer Alltagssprache. Man weiß sofort, was er meint.“

Auch der fränkische Ballettbesucher? Montero hat sich gegen eine Übertitelung entschieden. Stattdessen sind die Übersetzungen der Gedichte im Programmheft abgedruckt: „Ich hoffe, dass die Zuschauer die Texte nach der Vorstellung lesen und ihre Eindrücke rückwirkend vergleichen. Schön wäre es, wenn die Menschen das Stück ein weiteres Mal sehen und dann vielelicht einen ganz anderen Eindruck bekommen.“Georg Kasch

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