Tanz in den Mai: So zünftig wird's!
In fast jedem Dorf stehen sie bald wieder: üppig geschmückte oder kahle Maibäume. Der eine oder andere wurde kurz vor dem Aufstellen am 1. Mai gestohlen. Doch pünktlich zum Tanz in den Mai an diesem Sonntag schmücken sie wieder die Ortsmitte.
München – Den Bürgern im Münchner Stadtteil Forstenried ist es in diesem Jahr passiert: Einen Moment passten sie nicht auf und schon war ihr Maibaum trotz Nachtwache weg. Mitglieder des Vereins „Guichinger Brauchtum“ hatten tagelang ausgekundschaftet, wie der fast 35 Meter lange Baum in einem Bauernhof gelagert und bewacht wurde. Unbemerkt konnten die etwa 40 Männer den 2,5 Tonnen-Riesen davontragen. Zur Auslöse gab es viel Bier, das Diebe und Bestohlene versöhnlich miteinander tranken.
Das Maibaumstehlen gehört zur Tradition des Festes am 1. Mai. Es gibt Burschenvereine, die schon oft einen Maibaum stibitzen konnten. Zum Beispiel die Burschen in Unterbrunn bei Starnberg, denen seit 1949 der Diebstahl von sage und schreibe 59 Maibäumen gelungen sein will. In März dieses Jahres entführten sie bereits den Maibaum aus dem nahen Possenhofen mit 60 Leuten.
Auch der schwul-lesbische Maibaum im Münchner Glockenbachviertel wurde schon gestohlen. Die Diebe kommen meist aus Burschenvereinen und sogar aus Seniorenheimen. 2004 machte sich eine Seniorengruppe auf den Weg zur Zugspitze und stahl Deutschlands höchstgelegenen Maibaum.
Maibäume gibt es nicht nur in Bayern, sondern auch im Rheinland, in Ostfriesland und anderen Bundesländern. Der Baum gilt als Fruchtbarkeits- und Liebessymbol sowie als Sinnbild für Wachstum. Meist steht er in Bayern auf dem Marktplatz, ist oft über 30 Meter hoch und weiß-blau bemalt. Auf der Spitze sitzt ein Wetterhahn, den Stamm zieren bunte Zunftzeichen mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben und dem Arbeitsalltag des einheimischen Handwerks. Die Gemeinde Eicherloh bei München hält nach eigenen Angaben den Guinnessrekord des höchsten Maibaums der Welt. 2005 erreichte der Eicherloher Stamm demnach eine Länge von 50,32 Metern. Seit einem Jahr steht nun gar ein 57 Meter hohes Exemplar in der Dorfmitte. Alle drei oder fünf Jahre wird der Maibaum ausgetauscht, ein neuer im Wald geschlagen und entrindet.
- Themen:
- Glockenbachviertel