Tanken ist derzeit günstig – doch könnte bald teurer werden

München – Im April haben die Super-E10-Preise im Schnitt noch bei 1,85 Euro pro Liter gelegen, im September sind es nur noch 1,65 Euro gewesen, wie aus Daten des ADAC hervorgehen. Auch für Diesel stürzte der Preis von 1,73 Euro pro Liter im April auf 1,54 Euro im September.
Tanken war jüngst so billig wie zuletzt vor drei Jahren. Doch langsam ziehen die Preise erneut an: Am Dienstag kostete ein Liter Super E10 im Schnitt 1,67 Euro, Diesel 1,59 Euro. Ist der Trend schon wieder vorbei?
Benzin-Preis ist auch abhängig vom US-Dollar
Der Preis für Benzin setzt sich laut ADAC zu rund 59 Prozent aus Steuern und Abgaben zusammen, beim Diesel sind es rund 50 Prozent. Der Rest ist abhängig vom globalen Rohölpreis und dem US-Dollar-Kurs. Denn das schwarze Gold wird weltweit fast ausschließlich in der US-amerikanischen Währung gehandelt.
Ist der Euro im Vergleich zum US-Dollar stark, wird so das Öl in Deutschland günstiger: Der Euro ist derzeit 1,10 Dollar wert – im April waren es noch 1,06 Dollar.
Schwächelnde Weltwirtschaft dämpft Ölnachfrage
Außerdem ist die Nachfrage auf dem Weltmarkt gesunken. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist in der ersten Jahreshälfte die Nachfrage nach Rohöl im Schnitt nur um 0,8 Millionen Barrel pro Tag gestiegen - das schwächste Wachstum seit der Corona-Krise im Jahr 2020. Für das Gesamtjahr rechnet die Agentur gerade mal mit einem Nachfrageplus von 900.000 Barrel pro Tag - vergangenes Jahr lag das Wachstum noch bei täglich 2,1 Millionen Barrel.
Gebremst wird die Nachfrage durch eine schwächelnde Weltwirtschaft, erklärt ein ADAC-Kraftstoffexperte der AZ. "In den USA und China haben wir einfach schwache Konjunkturdaten."
Hinzu kommt Medienberichten zufolge der gerade in China boomende E-Automarkt, der die Nachfrage nach Öl drückt. Das chinesische Staatsunternehmen China National Petroleum Corporation (CNPC) sagte Anfang des Jahres voraus, dass die Nachfrage nach Öl noch vor 2025 nicht mehr weiter wachsen könnte. Die IEA hat wegen dieser Umstände ihre Ölnachfrage-Prognose in China von 700.000 auf 180.000 Barrel pro Tag korrigiert.
Mit Tank-Apps die besten Preise in der Umgebung finden
Trotz weniger Nachfrage steigen die Preise seit knapp einer Woche wieder leicht. "Das liegt daran, dass im Nahen Osten eine neue Stufe der Eskalation eingetreten ist", sagt der ADAC-Experte. Es sei denkbar, dass der Abwärtstrend vorüber sei und künftig die Preise Schritt für Schritt wieder steigen - ganz abhängig davon, was künftig in Nahost passiert. Aber: "Wir sind jetzt noch auf einem sehr niedrigen Niveau."
Wie sich das am besten nutzen lässt, verrät die Verbraucherzentrale auf Anfrage der AZ: "Vergleichen Sie in Spritpreis-Apps die Preise in der Umgebung, die Tankstelle um die Ecke muss nicht immer die günstigste sein. Ein kleiner Umweg kann teilweise eine große Ersparnis bringen."
Das Bundeskartellamt gibt laut eigener Angabe die Preisänderungen an die Apps weiter, sodass Verbraucher Transparenz bei den Preisen haben und der Wettbewerb angekurbelt wird. Auf der Website stellt das Kartellamt eine Übersicht an Webseiten und Apps bereit.
Der ADAC-Sprecher gibt außerdem den Tipp, dass wiederholte Auswertungen ergeben haben, dass abends zu tanken günstiger ist als morgens. Auch beim Fahren selbst lässt sich Sprit einsparen: Wer 15 bis 20 Sekunden halten muss, sollte den Motor ausstellen.
"Auch Ballast im Auto ist ein Spritschlucker", warnt der ADAC-Sprecher. Und das Wichtigste: vorausschauend fahren. "Im Verkehr mitzufließen, senkt den Verbrauch deutlich."