»Suppenlöffel« So gut schmeckt die Gesundheit

Gegen Cola und Schokoladenriegel zum Mittagessen: Achim Mletzko, Spitzenkandidat der Grünen, setzt sich für Bio-Mahlzeiten in Schulen und Horten ein.
von  Abendzeitung
Hier entstehen täglich bis zu 1400 Bio-Mahlzeiten für Kinder: Der Grünen-Politiker Achim Mletzko (MItte) setzt auf die Kochkünste der „Suppenlöffel“-Schwinger Jürgen Reibrich und Sabine Trinklein-Reibrich.
Hier entstehen täglich bis zu 1400 Bio-Mahlzeiten für Kinder: Der Grünen-Politiker Achim Mletzko (MItte) setzt auf die Kochkünste der „Suppenlöffel“-Schwinger Jürgen Reibrich und Sabine Trinklein-Reibrich. © Berny Meyer

Nürnberg - Gegen Cola und Schokoladenriegel zum Mittagessen: Achim Mletzko, Spitzenkandidat der Grünen, setzt sich für Bio-Mahlzeiten in Schulen und Horten ein.

Als Marathon-Läufer weiß Achim Mletzko (51), wie wichtig gesundes Essen ist. Und als Chef des Kreisjugendrings bekommt er jeden Tag hautnah mit, „dass sich mindestens ein Drittel der Schüler in Nürnberg schlecht ernährt und zu dick ist“. Deshalb will er sich dafür stark machen, dass in Kindergärten, Horten und bei der Mittagsbetreuung in Schulen vollwertiges Essen zu einem günstigen Preis angeboten wird. Das ist einer der Schwerpunkte des grünen Spitzenkandidaten für die Nürnberger Stadtratswahl am 2. März.

Genauer: männlicher Spitzenkandidat, denn die Öko- Partei unterscheidet hier penibel. Spitzenkandidatin ist Christine Seer, die auch um den OB-Sessel kämpft. „Die Zustände, die wir von den Kindern zum Beispiel in unseren Jugendtreffs mitbekommen, sind dramatisch. Viele bekommen kein Frühstück und kaufen sich dann zum Mittagessen eine Cola und drei Schokoriegel“, sagt Mletzko.

Armut dürfe nicht krank machen

Der gelernte Bankkaufmann und studierte Sozialpädagoge ist im Hauptberuf Geschäftsführer der evangelischen Jugend in Nürnberg. Armut dürfe nicht krank machen. Das gelte auch bei gesundem Essen: „Deshalb ist es ganz wichtig, dass die Kindern von Inhabern des Nürnbergs- Passes künftig pro Tag 1,50 Euro Zuschuss für Mittagessen bekommen.“ Dass Bio-Mahlzeiten nicht unbedingt teuer sein müssen, zeigt Mletzko am Beispiel von Sabine Trinklein-Reibrich (40) und ihrem Mann Jürgen (44). Sie kochen jeden Tag zwischen 1200 und 1400 gesunde Mahlzeiten und verteilen sie mit ihrer Firma „Suppenlöffel“ an 60 Kindergärten, Horte und Schulen in Nürnberg und der Umgebung.

Aufwärmen in der Mikrowelle gibt’s nicht

Zwei Euro kostet derzeit die vollwertige Mahlzeit inklusive Salat und Obst pro Tag und hungrigem Kindermund. „Wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise müssen wir aber demnächst auf 2,16 Euro erhöhen“, sagt Koch Reibrich. Ab 5 Uhr stehen er und seine fünf Mitarbeiter in der Küche in der Helmstraße im Stadtteil Johannis. Sie schnippeln Gemüse, kochen Suppen, braten Fleisch und Fisch. „Zwischen 11.30 und 12 Uhr müssen die Essen heiß bei unseren Kunden sein“, sagt Reibrich. Aufwärmen in der Mikrowelle gibt’s nicht. In speziellen Isolierbehältern werden die Mahlzeiten geliefert.

Ein weiteres Prinzip des Suppenlöffel-Teams ist, komplett auf Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe zu verzichten und so viel zertifizierte Bio-Ware wie möglich zu verarbeiten. „Die Zusatzstoffe sind hoch gefährlich“, sagt Sabine Trinklein-Reibrich. „Sie schalten das Hungergefühl aus, können das Wachstum beeinflussen und Allergien erzeugen.“

Begonnen haben sie und ihr Mann mit Suppenfahrrädern, mit denen sie ihr Essen vor Bürohäusern verkauften. Inzwischen stehen die Fahrräder in der Garage und das Suppenlöffel- Team verarbeitet fünf Kubikmeter Obst und Gemüse in der Woche. Da wird es schon schwierig, einen regionalen Lieferanten für 50 Kilo frische Lasagne-Nudeln in Bio-Qualität zu finden. „Wenn die Nachfrage wächst, dann stellen sich die Bauern und der Handel auch darauf ein, mehr Bio-Produkte anzubieten“, sagt Mletzko. Bei den Kinder kommt das Essen aus dem Bio-Kochtopf an. „Es ist doch ein Riesen-Erfolg, wenn wir aus den Kindergärten mitbekommen, dass die Kinder jetzt viel mehr Salat essen wollen“, freut sich Sabine Trinklein-Reibrich.

Und vielleicht bekommen die Kids dann auch noch Lust, sich mehr zu bewegen. „Hier muss die Stadt Nürnberg noch viel mehr Angebote machen“, fordert Mletzko. Es müssen ja nicht gleich 70 Kilometer Dauerlauf pro Woche sein, das durchschnittliche Pensum des grünen Marathon- Manns.

Michael Reiner

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.