Supermarkt verhängt Handyverbot: Ruhe an der Wursttheke

O tempora, o mores, würde Cicero wohl rufen, wobei, der kannte Smartphones ja logischerweise nicht und hätte wohl allein ihre Existenz als Sittenverfall gesehen. Dabei ist es mehr der Umgang mit den Handys, der immer öfter sauer aufstößt – nicht nur, wenn sie zum Filmen von Unfällen benutzt werden.
Auch Sabine und Christian Riedmayer, seit 2007 Chefs von zwei Supermärkten einer regionalen Kette in Würzburg, waren wegen Smartphone-Nutzern genervt. "Sehen Sie nicht, dass ich telefoniere" oder "Warten Sie doch, bis ich fertig telefoniert habe" warfen Kunden ihren Mitarbeitern hinter Feinkost- und Bäckertheke an den Kopf – anstatt ihre Bestellung aufzugeben oder gar freundlich zu sein. Deswegen haben die Riedmayers nun Schilder aufgestellt: "Wir bitten sie während des Bedienvorgangs aus Gründen des Respektes gegenüber unseren Mitarbeitern auf Telefongespräche mit ihrem Handy zu verzichten. Vielen Dank!" ist dort zu lesen.
Eine Frage des Respekts
"Wir finden es respektlos, dass Bestellwünsche seitens der Kunden aufgrund der Handynutzung nur beiläufig oder nur durch Fingerzeig angegeben werden", sagt Christian Riedmayer zur AZ. Dadurch sei es auch schon öfter zu Fehlinterpretationen oder Missverständnissen gekommen. "Schließlich stehen hinter der Theke Menschen – nämlich unsere Mitarbeiter", sagt der 48-Jährige.
"Menschen, die einen tollen Job machen und die genau den gleichen Respekt und die gleiche Höflichkeit verdienen, die wir unseren Kunden entgegenbringen."
"Haben einen Nerv getroffen"
Mit dem Schild haben die beiden Unterfranken einen "Nerv in der Gesellschaft getroffen", sagt Sabine Riedmayer zur AZ, es gibt viele, überwiegend positive Reaktionen. "Viele sind der Meinung, dass diese Aktion längst überfällig war", berichtet der Supermarktinhaber, der auch schon Zusammenstöße mit Kunden beobachtet hat, weil sie nur aufs Handy schauen.
Manche sind wohl unverbesserlich: "Im Internet gibt es ein paar Motzer und Mauler, die sich das nicht verbieten lassen wollen, aber es ist ja kein Verbot sondern ein freundlicher Hinweis", sagt die 46-jährige Sabine Riedmayer.
Seit sie die Schilder aufgestellt haben sei "die Telefonitis" besser geworden, freut sich Riedmayer, ebenso über die bestärkende Resonanz. Von anderen mit entsprechenden Hinweisen weiß er noch nichts, aber "mir wäre es lieber, es gibt Nachahmer in dem Sinne, dass sie das Telefon nicht benutzen", sagt er lachend.
Liebe Leser, was halten Sie von den Schildern und der "Telefonitis" im Supermarkt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung zum Thema, gerne per E-Mail an leserforum@az-muenchen.de.
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