Super-U-Bahn: Sie testen noch!

Die Nürnberger können sich auf ein ganz neues U-Bahn-Feeling Freude: Weil keine Fahrer-Kabine mehr im Weg ist, kann man durch die Panorama-Scheibe in den Tunnel schauen. Die Technik funktioniert - doch die Behörden bremsen.
NÜRNBERG Auf Telefonklingeln reagiert Georg Trummer zurzeit leicht allergisch. Schließlich könnte den Siemens-Projektleiter für Nürnbergs fahrerlose U-Bahn jederzeit die Nachricht von einer Störung im Probebetrieb ereilen. Zurzeit übt nicht nur das VAG-Personal den Umgang mit der neuen Technik auf der U 3. Parallel sind die Experten der Technischen Abnahme-Behörde (TAB) dabei, Deutschlands erste fahrerlose U-Bahn auf Herz und Nieren zu prüfen.
Dabei haben sie sich mehr Zeit gelassen als gedacht, weshalb der fahrplanmäßige Betrieb wohl erst im Juni beginnen kann – drei Monate hinter dem Zeitplan, der wegen technischer Probleme bereits Ende 2006 um über ein Jahr verlängert worden war.
Derzeit steigt dennoch die Stimmung bei den VAGlern: Die komplizierte Technik der 320 Millionen Euro teuren Super- U-Bahn funktioniert endlich. Störungen der letzten Woche waren in der Mehrheit den konventionellen Zügen der U 2 zuzuschreiben, die sich mit den automatischen der U 3 die Strecke zwischen den Bahnhöfen Rothenburger Straße und Rathenauplatz teilen. 32 hochmoderne Züge der Reihe DT3 stehen bereit. Die reichen, um den automatischen Betrieb zu bedienen – bis voraussichtlich Ende 2009 auch auf der U 2.
Die Nürnberger können sich auf ein ganz neues U-Bahn-Feeling Freude: Weil keine Fahrer-Kabine mehr im Weg ist, kann man durch die Panorama-Scheibe in den Tunnel schauen. Arbeitsplätze wird die neue Technik nicht kosten: Etwa 60 der 150 Nürnberger U-Bahn-Fahrer haben sich bereits für den so genannten Kunden- und Service- Dienst (KuS) umschulen lassen. „Kusler“ werden die Mitarbeiter genannt – deshalb die U 3 zur „Bussi-Bahn“ umzutaufen, so weit wollte man bei der VAG aber nicht gehen.
Allerdings dürfte sich die Anwesenheit der „Kusler“ positiv aufs Sicherheits-Gefühl der Fahrgäste auswirken. Ein Service-Mann ist jeweils für drei benachbarte Bahnhöfe zuständig und während der gesamten Betriebszeit anwesend – er braucht maximal 10 Minuten zum Ort des Geschehens.
Im Moment aber drehen die VAG-Leute eher gelangweilt in den leeren U 3-Zügen ihre Runden – staunend begafft von den Fahrgästen, die in den U-Bahnhöfen auf ihre U 2 warten. „Bitte nicht einsteigen, Testbetrieb“ heißt es noch, während die so genannten Disponenten in der Leitstelle im 4. Stock des VAG-Hauses am Plärrer alle möglichen Szenarien durchspielen – insgesamt 150 umfasst die Liste der VAG.
Die größte Umstellung für die Leitstellen- Leute dürfte allerdings sein, dass sie bei einem Notruf jetzt direkt mit dem Fahrgast reden – denn einen Fahrer gibt’s ja nicht mehr.
W. Vennemann