Super-Grätsche Maroh: Abschied vom Club?
NÜRNBERG Von null auf hundert, aber mittlerweile nur noch Hinterbänkler beim Club. Die „Super-Grätsche” hat Zwangspause und gibt sich keinen Illusionen hin. „Ganz klar, in der Hierarchie der Innenverteidiger bin ich nur noch Nummer vier”, weiß Dominic Maroh (24). Zur Frustbewältigung zieht es ihn vorzugsweise in die Folterkammer. „Im Kraftraum versuche ich, den Ärger aus meinem Körper rauszuschwitzen.”
Eingestehen mag es sich Musterprofi Maroh so recht nicht. Aber der „Blitzschlag” am 18. Dezember vor dem Hinrunden-Finale gegen Hannover hat ihn irgendwie gelähmt: „Das war ein Schock für mich. Da ist regelrecht eine Welt für mich zusammengebrochen.” Nachdem in der Mannschaftsbesprechung sein Name auf der Taktiktafel nicht mehr in der Viererkette aufgetaucht war.
Karriere-Knick am 18. Dezember
Nichts hatte wenige Tage zuvor, nach dem 1:1 in Hoffenheim, darauf hingedeutet dass Dominic seinen durch die Verletzung von Per Nilsson gewonnenen Stammplatz verlieren könnte. Vorneweg Trainer Dieter Hecking, der mit Lob für Maroh nach dem glücklichen Remis nicht gespart hatte: „Er hat uns maßgeblich mit im Spiel gehalten.” Umso überraschender die Verbannung auf die Bank. Heckings Begründung: Lufthoheit gewinnen, nachdem die Kraichgauer eine Standardsituation zur Führung genutzt hatten, der achte Gegentreffer für den Club nach einer Ecke. Kurios: Nicht Maroh, sondern Andy Wolf und Julian Schieber hatten Kopfball-Schütze Marvin Compper gewähren lassen . . .
Keine Frage, Wolf genießt als Kapitän einen Bonus. Hecking verwies außerdem auf das „Prinzip Leistungsgesellschaft”, brachte nach den Trainingseindrücken Philipp Wollscheid, mit 1,94 m acht Zentimeter größer als Maroh, gegen Hannover. Die Rechnung ging auf, 3:1 gewonnen, Wollscheid ist seitdem Stammspieler. „Meine Situation ist sehr schwierig”, hadert Dominic. „Vor allem, weil ich zuvor zwei tolle Jahre hatte.” Quasi aus dem Nichts schaffte Maroh in der Zweitligasaison 2008/09 den Sprung von den Amateuren zu den Profis. „Und dann habe ich gemerkt, dass ich auch in der Ersten Liga mithalten kann.”
"Ich habe gemerkt, dass ich in der Ersten Liga mithalten kann"
Weil es „im Team aber wirklich ganz gut läuft”, kann er „nur versuchen, mir im Training das nötige Selbstvertrauen zu holen”. Und wenn man dieses hat, „ist man noch zu viel mehr fähig”, weiß Maroh. Und: „Wer mich als Fußballer und Mensch kennt, weiß auch, dass ich keiner bin, der Däumchen dreht.”
Viel von Dominics Zukunft (Vertrag bis 2012) hängt auch davon ab, ob Wolf zu deutlich geringeren Fix-Bezügen beim Club verlängert. „Ich schaue nur auf mich”, will Maroh davon aber nichts wissen. Wobei zu hören war, dass für ihn auch ein ambitionierter Zweitligist eine Option sein könnte. Viel mehr reizt ihn freilich die Herausforderung beim Club. Dafür schwitzt er fast jeden Tag ein bisschen mehr als die Kollegen.
Markus Löser
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