Sturm hinterm Tellerrand

Immer den Ohren nach: Der AZ-Wegweiser zu originellen Stimmen und Pop-Spezialitäten auf Frankens Konzertbühnen.
von  Abendzeitung
Kommt mit dem Quartett "Hotel Bossa Nova" nach Erlangen: Liza da Costa.
Kommt mit dem Quartett "Hotel Bossa Nova" nach Erlangen: Liza da Costa. © Reinhard Berg

NÜRNBERG - Immer den Ohren nach: Der AZ-Wegweiser zu originellen Stimmen und Pop-Spezialitäten auf Frankens Konzertbühnen.

Es muss nicht immer der große Zirkus sein, wo der Star kopfunter am Trapez Schwindelfreiheit demonstriert. Frechlippe Pink wird das wieder tun am 28. März in der ausverkauften Nürnberger Arena. In den nächsten Konzert-Wochen, die nach Blues-Aroma (siehe unten) auf „Rock im Park“ zusteuern, lassen sich in der Musik-Manege jede Menge originelle Stimmen und Spezialitäten entdecken. Und mit mobilmachender Phantasie zum eigenen Frühlings-Festival zwischen Sonnenjazz und Weltempfänger zusammenstellen:

Rupa & the April Fishes: Sie lebt in San Francisco, stammt aus Indien und haucht auf Französisch ihre Impressionen zwischen Musette, Melancholie und Mariachi. Die weltläufige Rupa Marya gilt mitten in der „Slumdog“-Euphorie als Entdeckung, ist Musikerin und praktizierende Internistin. Die Welt ist ihr OP, der Sound ein Varieté: „Ich wollte so singen, dass die Leute angeregt werden, über ihren Tellerrand hinauszuschauen“ (19.3., 21 Uhr, E-Werk Erlangen).

Triband und Esperanza Spalding: Keine Angst vor neuen Tönen hat zeitgleich die amerikanische Kontrabassistin Esperanza Spalding, die im Jazz den Funk und die Karibik sucht: „Alles kommt darauf an, wie man die Einflüsse zusammensetzt“, sagt die 23-jährige Newcomerin, die gerade für Stevie Wonder im Weißen Haus spielte. In Nürnberg startet sie ihre Deutschland-Tour mit Triband, dem Quartett um Trompeter Sebastian Studnitzky und Sängerin Sandie Wollasch, das mit einfallsreichem Pop-Jazz auffällt (19.3, 20 Uhr, Karstadt-Kulturcafé Nürnberg).

Roger Hogdson: Die Stimme von „Supertramp“ feierte 2008 mit den Hymnen einer Jugend (von „School“ bis „Logical Song“) ein triumphales Comeback in Nürnberg. AZ-Urteil: „Stich ins Herz mit dem Falsett“ (20.3., 20 Uhr, Meistersingerhalle).

Jonathan Richman: Der verschrobene Anti-Folker, der den „Egyptian Reggae“ schuf und den Soundtrack für „Verrückt nach Mary“, mit neuen Songs aus der Schräglage des Daseins (24.3., 21 Uhr, K4).

Silvana Deluigi: Die Argentinierin mit der klaren Stimme singt beim „Südwind“-Konzert Tangolieder ohne Ballast und Patina, begleitet vom Bandoneonisten Juanjo Mosalini (25.3., Tafelhalle).

Monolito Simonet Y Su Trabuco: Der Kuba-König belegt, wie man Salsa wirklich aufkocht (26.3., E-Werk).

Ezio: Einen Streifzug durch „Ten Thousand Bars“ kündigen die live intensiven Folk-Rocker um Ezo Lunedei an (29.3., Hirsch).

Hotel Bossa Nova: „Eleganteste Schwerelosigkeit“ attestiert die Kritik dem Quartett um Liza Da Costa, einer Portugiesin mit indischen Wurzeln, die dem betörenden Flirt des Bossa Nova elegant, aber bestimmt Beine macht (30.3., fifty-fifty Erlangen).

Bonaparte: Die Berliner Antwort aufs Rocktheater der Tubes ist nach verwackelter Verrücktheit beim „Brückenfestival“ auf Image-Korrektur bedacht (31.3., MUZclub).

Ithamara Koorax: Die Brasilianerin ist Plattenmillionärin und reist mit Peter Schärlis Jazz-Trio zur Hommage an den Perkussionisten Dom Um Romao an (1.4., Tafelhalle).

Konstantin Wecker: Der Münchner singt über „Stürmische Zeiten, mein Schatz“ (3.4., Opernhaus).

Claudia Koreck: Bayerische Mundart im jugendlichen Leicht-Sinn (8.4., Hirsch).

Das Besondere ist auch danach Stammgast in den Konzertplänen: Der US-Songwirter-Ikone Jackson Browne (21.4., Erlangen Stadthalle) gehört dazu ebenso wie Ruhrpott-Original Stoppok, der mit „Sensationsstrom“ lockt (28.4., Hirsch), „Fanta 4“-Rapper Thomas D., der mit „Kennzeichen D“ als Solist kommt (25.5., Erlangen), oder Die Prinzen, die weiterhin alles mit’m Mund machen 14.5., Opernhaus). Apropos Humor: Mit Der Familie Popolski sind auch „Die Erfinder der Popmusik“ samt polnischer Flunkerwelt in Nürnberg (24.5.). Andreas Radlmaier

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