Studie: Jeder vierte Katholik von Kirche entfremdet
München (dpa/lby) - Jeder vierte Katholik in Deutschland hat sich von der Kirche entfremdet. Zu diesem Ergebnis kommt die bundesweite Umfrage "Kirchenmitglied bleiben?", die das Erzbistum München und Freising in Auftrag gegeben hat. In der Studie wurden sieben Katholiken-Typen herausgearbeitet - neben den rund 25 Prozent "Entfremdeten" gibt es unter anderem die "Kompromisslos-Beharrenden" (13 Prozent) und die "Dienstleistungsorientierten" (9 Prozent).
Laut Studie nutzen die Entfremdeten wenig bis gar keine kirchlichen Angebote, glauben eher an eine höhere Macht als an Gott und sind überwiegend aus Familientradition Kirchenmitglieder.
"Für die Kritiker - überwiegend Katholiken mittleren Alters - ist die Kirche unter anderem eine Spaßbremse und versucht, den Menschen Schuld einzureden", sagte Jana Goetzke, Markt- und Grundlagenforscherin beim Beratungsunternehmen MDG, bei der Vorstellung der Studie am Dienstag in München. In Kooperation mit dem Sinus-Institut für Markt- und Sozialforschung hat MDG deutschlandweit rund 1400 Katholiken ab 18 Jahren zu ihrer Einstellung zur Kirche befragt.
Losgelöst von den Typologien bezeichnen sich laut Studie rund 15 Prozent der Katholiken als "gläubige Kirchennahe". Vor allem bei den älteren Menschen spielt der Glaube eine große Rolle (29 Prozent), bei den 18 bis 29 Jährigen gaben lediglich rund 10 Prozent an, gläubige Kirchennahe zu sein - ein Großteil fühlt sich hier zwar als Christ, macht sich aber nicht viel aus der Kirche. Rund 40 Prozent der Befragten spielen ab und an mit dem Gedanken, aus der Kirche auszutreten; 7 Prozent sind zu diesem Schritt fest entschlossen.
Trotz der Austrittsgedanken und der recht hohen Anzahl an Kritikern gaben rund 80 Prozent an, sich der Kirche in irgendeiner Art und Weise verbunden zu fühlen. "Diese doch recht hohe Zahl hat uns angesichts der immer wieder aufflackernden Kritik an der Kirche selbst etwas überrascht", sagte Goetzke.
Zu den Kirchenverbundenen zählt die Untersuchung auch diejenigen, die in der Kirche meist nur Dienstleistungen wie Taufe und Hochzeit in Anspruch nehmen. Der Theologe Thomas Nahrmann, der an der Studie mitgearbeitet hat, sieht hier für die katholische Kirche Anknüpfungspunkte: "Gerade die jungen Katholiken sind eben dienstleistungsorientiert und wollen rasch wissen, wohin sie sich wenden müssen. Das sollte die Kirche dann auch leisten und sie so womöglich über das Ereignis hinaus binden." Auch mit den Kritikern soll sich die Kirche laut Nahrmann stärker auseinandersetzen.
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