Studentin (24) rast in Menschenmenge — keine Strafe!

Amokfahrt beim Baiersdorfer Krenfest: Die Täterin saß im Pyjama am Steuer eines Fiat. Zur Tatzeit hatte sie einen schizophrenen Schub und hielt sich für eine Hexe aus dem Mittelalter
NÜRNBERG Die Stände für das 6. Baiersdorfer Krenfest wurden gerade aufgebaut, die Musikkapelle übte noch – da hörte man Schmerzensschreie und Hilferufe, sah Menschen in Panik flüchten. Ein roter Fiat Punto raste mit heulendem Motor durchs gesperrte Festgelände. Drei Frauen wurden schwer verletzt.
Am Steuer saß die Studentin Anna M. (24, Name geändert) – mit starrer Miene und im Schlafanzug. „Ich dachte, ich sei eine Hexe aus dem Mittelalter“, sagte sie am Dienstag mit leiser Stimme vor dem Nürnberger Landgericht. Ansonsten konnte sich die gebildete Professorentochter und ehemalige Einser-Schülerin kaum mehr an die Amokfahrt erinnern. Doch den Zeugen saß noch der Schrecken in den Gliedern, als sie über das schlimme Ereignis im September 2009 berichteten.
Sie hatte ihre Pillen abgesetzt
Es grenzte an ein Wunder, dass zwei Kinder unverletzt blieben, als das Auto am Rathausplatz an ihnen vorbeijagte. Die Mutter (43) der Kinder wurde an einem Puppenstand mit großer Wucht vom Außenspiegel des Fiat getroffen, wobei sie sich den Unterarm brach. Auch zwei weitere Frauen (19 und 20) wurden vom Wagen erfasst. Sie erlitten Hüftprellungen und Armverletzungen.
Was war passiert? Die Studentin, seit längerem wegen psychischer Probleme in Behandlung, hatte ihre Pillen abgesetzt. Die Folge: Angstzustände und Halluzinationen. Da sie damals unter einer schizophrenen Psychose litt, ist sie schuldunfähig und kann nicht verurteilt werden. Nach einem Psychiatrie-Aufenthalt ist sie jetzt wieder gefestigt, nimmt unter Kontrolle ihre Medikamente und studiert wieder. Eine erneute Unterbringung wurde deshalb vom Gericht ausgesetzt. Der Führerschein ist bis 2011 weg.cis