Stromstöße für Hund: Tierquäler vor Gericht
Immer, wenn Hirtenhund „Jeanny“ bellte, wurde er durch ein irres Elektro-Halsband traktiert – der Angeklagte gab vor Gericht seiner Ehefrau die Schuld
NÜRNBERG Herzzerreißend jaulte der kleine, wuschelige Hirtenhund, robbte wimmernd am Boden des Zwingers in Hilpoltstein herum, wie eine Zeugin schilderte. Schuld war ein irres „Erziehungshalsband“. Bei jedem Kläffer, den „Jeanny“ von sich gab, verpasste es ihr einen Stromschlag. Entsetzte Nachbarn riefen die Polizei. Wegen dieser gemeinen Tierquälerei erhielt der Versicherungsvertreter Hans S. (49) in erster Instanz 2000 Euro Strafe. Dagegen ging er am Dienstag in Berufung.
Im ersten Prozess hatte der arbeitslose Deutsch-Rumäne geschwiegen. Er ließ vorbringen, dass es nur ein Flohhalsband gewesen sei. Gestern äußerte er sich erstmals vor der 8. Strafkammer des Nürnberger Landgerichts. Und erklärte überraschend, dass er an dem bewussten Tag zum ersten Mal „dieses komische Ding“ am Hals des Hundes bemerkt und gleich abgemacht habe. Seine Ehefrau (41) habe das Stromhalsband ohne sein Wissen für rund 150 Euro gekauft und „Jeanny“ umgeschnallt. Was die Zeugin auch bestätigte. „Bis 8 ging die Skala der Ausschläge. Ich habe aber nur Stufe 4 ausprobiert“, sagte die Mutter dreier Kinder.
Dass sie jetzt plötzlich die Schuldige sein soll, „hat schon einen faden Beigeschmack“, fand die Staatsanwältin. Doch der Richter verzichtete auf Anhörung von Belastungszeugen und verkündete einen Freispruch. Hans S. beteuerte, „dass solche Erziehungsmethoden nicht in unsere Welt gehören. Aber es war unerträglich, wenn der Hund ständig gekläfft hat.“ Seine Nachbarn waren entsetzt über den Freispruch: „Der hat doch an mehreren Tagen immer wieder dem Hund dieses Halsband abgenommen“, hieß es. Ob nun gegen seine Ehefrau ermittelt wird, ist noch offen. cis
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