Streit um Hotel-Neubau in bayerischem Tourismus-Hotspot: Bürgerinitiative erreicht ihr erstes Ziel

Die Bürgerinitiative gegen den Hotel-Neubau am Schliersee hat fast doppelt so viele Unterschriften gesammelt als benötigt. Das Begehren wird nun in der Gemeinde eingereicht. Ein Bürgerentscheid könnte damit bald Wirklichkeit werden.
von  Natascha Probst
So könnte der neue Schlierseer Hof aussehen.
So könnte der neue Schlierseer Hof aussehen. © Kirchmayr Planung

Schliersee - Marcel de Alwis wird am Telefon ganz emotional. "Es macht mich schon ein bisschen traurig", sagt der Sohn der Hoteliersfamilie, "wir machen das Projekt nur, weil Schliersee unser Zuhause ist."

Die Bürgerinitiative, die einen Bürgerentscheid um die Frage seines Neubaus des Schlierseer Hofs anstrebt, hat nach eigener Aussage die benötigten Unterschriften zusammen – und mehr als das: 1326 Unterschriften sind es bis zum Kassensturz geworden. Gebraucht hätten sie 706, sagt Alexander von Schoeler von der Bürgerinitiative Schliersee am Dienstag der AZ.

Der aktuelle Schlierseer Hof.
Der aktuelle Schlierseer Hof. © Natascha Probst

Am Dienstagabend wollten sie die Unterschriften im Rathaus einreichen – bis dahin rechnet er mit ungefähr 1400. Denn es gebe immer noch Leute, die unterschreiben würden. "Wir waren sehr erfolgreich und sind sehr zufrieden."

Unterschriftensammlung gegen den neuen Schlierseer Hof: Für Marcel de Alwis keine Überraschung

Dass die Bürgerinitiative die Unterschriften für ihr Bürgerbegehren nun zusammen habe, kommt für Marcel de Alwis nicht unerwartet – eigentlich hatte er schon früher damit gerechnet. "Mit diesen Methoden überrascht mich das nicht."

Er berichtet davon, dass alte Frauen an der Haustür überredet worden seien, zu unterschreiben. Mit einem "großen, grauen Klotz am See" habe man ihnen gedroht. Die Tochter einer solchen Frau habe ihn angerufen und wollte wissen, was ihre Mutter da eigentlich unterschrieben habe.

Schliersee wäre dann "verbrannte Erde" für Investoren

Bei einem möglichen Bürgerentscheid würde sich Schliersee nicht nur für oder gegen ein Hotel entscheiden, meint Marcel de Alwis. Sondern darüber abstimmen, ob der Ort sich weiterentwickeln wolle. Sollte der Bau scheitern, wäre Schliersee verbrannte Erde für Investoren. Seit drei Jahren plane er an dem Neubau des Hotels, sagt der 25-Jährige. Es würde ihn ärgern, wenn ältere Menschen sich gegen die Zukunft seines Heimatortes stellten.

Die Gemeinde muss nun die Unterschriften nachzählen, danach kann der Gemeinderat über einen Bürgerentscheid abstimmen. Innerhalb von drei Monaten müsste dieser stattfinden. Sollten die Einheimischen den Neubau ablehnen, ist für Marcel de Alwis klar: Das Hotel will er so nicht weiterführen. Sollten sich die Schlierseer für einen Neubau entscheiden, könnte er Ende des Jahres loslegen.

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